Am Pfingstwochenende 2015 fiel der Startschuss zum - in dieser Form einmaligen - inklusiven Projekt der Alpenvereinsjugend. Am Anfang stand nur eine Idee, mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen und hat alle Teilnehmer begeistert.
Der Österreichische Alpenverein und die Alpenvereinsjugend setzen mit dem Insieme-Projekt neue Maßstäbe in der Inklusion von Menschen mit Behinderung bei Aktivitäten im Outdoor-Bereich. Das Programm soll in einer stark individualisierten Zeit das Miteinander statt dem Nebeneinander fördern.
Aus über 40 Bewerbungen wurde ein Team von 12 Teilnehmern mit und ohne Behinderung ausgewählt, das sich der Herausforderung und dem Abenteuer stellt. Über einen Zeitraum von einem Jahr bereiten sich die Teilnehmer einerseits mit Trainingseinheiten auf die Herausforderung vor, andererseits werden sie auch die eigenen Wünsche und Visionen zu einem Projekt verbinden und dieses letztlich eigenverantwortlich planen. Das gemeinsam definierte Outdoor-Abenteuer in Schweden wurde im Sommer 2016 verwirklicht.
Am 8. August brach das 14-köpfige Team nach Schweden auf, um dort gemeinsam ihr Projekt durchzuführen. Nun wurde es spannend, ob die Planung auch in die Praxis umgesetzt werden konnte. Und wie das gelungen ist! Das Team erlebte 6 gemeinsame spannende Paddeltage, 2 Solotage und 2 interessante Projekttage in einer schwedischen Einrichtung.
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Der letzte Schritt vor dem großen Schweden-Abenteuer war ein Abstecher in das Olympia-Regattazentrum in Oberschleißheim bei München. Dort wurde es ernst: Am 23. und 24. April ging es als ganzes Team aufs Wasser, um bei kühlen Temperaturen, u.a. auch Schneeschauer, verschiedene Bootstypen zu testen. Dabei standen ein Kennenlernen der verschiedenen Boote sowie erste Übungen zur Paddeltechnik auf dem Programm. Unterstützt wurde das Team dabei von den ausgebildeten KajaklehrerInnen Christine Paulig vom MTV München und von Frank Biebricher sowie dem Kanu Regattaverein München mit Material und durch Werner Braz.
Dank dem Verein roots, der uns Neoprenausrüstung lieh, konnten wir auch bei sehr niedrigen Temperaturen paddeln. Noch mal ein ganz herzliches Dankeschön dafür.
Nachdem wir Samstag und Sonntag jeweils ca. 5 km paddelten, bekamen wir auch von unseren beiden „TrainerInnen“ das OK für Schweden. Neben dem Wassertraining wurden letzte Details für das Projekt im August geplant – die genaue Route, An- und Abreise, Verpflegung, Material. Bevor wir dann zum letzten Mal auseinander gingen, verteilten wir die bevorstehenden Aufgaben, um im August top vorbereitet starten zu können.
Schon während Step 3 in Oberschleißheim konnte man die wachsende Vorfreude bei allen TeilnehmerInnen spüren. Schweden wir kommen!
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Die zweite Etappe führte das „Team Insieme“ im Juli 2015 nach Vorarlberg. Bei Kaiserwetter erlebten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Traumwoche im Bregenzerwald. Bei den vielen spannenden Aktivitäten, wie einer Radwanderung von Lingenau nach Bezau, einer Tour mit den Bergbahnen Bezau auf die Niedere Höhe, einer Teamübung auf der Hängebrücke Lingenau – Egg inklusive Abseilaktion zur Subersach oder auch einer Übernachtungstour und Biwakieren auf der Auenalpe hatte die Gruppe die Chance, weiter als Team zu wachsen die Stärken von jedem Einzelnen zu entdecken. Am Ende stand eine Vision, ein Projektziel und ein Projektplan.
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Ein bunt zusammengewürfelter Haufen nutzte das erste Projektwochenende, um sich kennenzulernen und zu einem Team auf Augenhöhe zu wachsen. Ganz besonders wichtig war es, zu erkennen, dass jeder in der Gruppe spezielle Kompetenzen hat, die für das große Ganze, nämlich das Outdoor-Projekt, wichtig sind. Trotz des unbeständigen Wetters waren einige Outdoor-Aktivitäten möglich.
So befuhr die Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes mit zwei Rollstühlen die Lamprechtshöhle mit über 250 Stufen. Auch auf dem Wasser konnte das Team gemeinsam arbeiten, Flossbau und Rafting nahmen die letzten Bedenken vor dem teilweise Unbekannten.
Menschen mit Behinderung und Natursport – das passt für viele nicht zusammen.
Doch das Team Insieme (ital. für gemeinsam) hat ein einmaliges Projekt durchgeführt und erfolgreich Inklusion gelebt. Der Österreichische Alpenverein und die Alpenvereinsjugend setzen als Wegbereiter des Projektes neue Maßstäbe im Bereich Inklusion. Es ist ein Zeichen dafür, in einer stark individualisierten Zeit das Miteinander statt dem Nebeneinander zu fördern.
Zwei Jahre Zeit
Am Pfingstwochenende 2015 fiel der Startschuss für dieses außergewöhnliche Projekt. Aus über 40 Bewerbungen wurde ein Team von 12 unterschiedlichsten TeilnehmerInnen ausgewählt, das sich der Herausforderung und dem Abenteuer stellen wollte, als Team zusammen zu wachsen und ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Über einen Zeitraum von einem Jahr ( 2 mal 5 Tage und 1 mal 2 Tage) wurden die TeilnehmerInnen professionell von Martin Meusburger (Pädagoge und Bergführer) und Andrea Szabadi Heine (Trainerin, Beraterin & selbst querschnittsgelähmt), sowie Anna Meusburger (Praktikantin) begleitet, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich besser Kennen zu lernen, Stärken und Potenziale zu entdecken, als Team zusammen zu wachsen und Projektmanagement praktisch zu erleben, um dann eine eigene Projektidee für 2016 zu entwickeln, sich auf dieses Projekt vorzubereiten und es umzusetzen.
Erste Schritte
Beim „ersten Step“ im Mai 2015 ging es vor allem darum, dass sich die Gruppe kennen lernt und als Team zusammenfindet. Als „Basecamp“ diente die rollstuhlgerechte Ferienwiese in Weissbach bei Lofer. Neben der Durchführung von diversen Teamübungen befuhr die Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes mit zwei Rollstühlen die Lamprechtshöhle mit über 250 Stufen. Auch auf dem Wasser konnte das Team zusammenarbeiten. Gemeinsam wurde ein Floss gebaut und im Ritzensee getestet. Das anschließende Rafting auf der Saalach nahm die letzten Bedenken vor dem teilweise Unbekannten und beim Klettern konnte die Gruppe das gegenseitige Vertrauen festigen.
Der „zweite Step“ fand im Juli 2015 im Bregenzerwald statt. Hier standen Team- und Projektentwicklung im Vordergrund. Neben einer spektakulären Abseilaktion in die Subersach konnten wir komplexe Touren mit Fahrrad und zu Fuß/Rollstuhl und eine Biwakübernachtung durchführen. Größte Herausforderung war hier sicher einen Weg und einen Platz zum Übernachten zu finden, der für diese heterogene Gruppe machbar war. Ziel dieses Step´s war vor allem auch, die Vereinbarung zu treffen welches Projekt 2016 gemeinsam durchgeführt wird, und erste Erfahrungen im Projektmanagement zu gewinnen. Am Ende standen eine Entscheidung und ein Projektplan: 2016 wird es nach Süd Schweden auf eine zweiwöchige Tour gehen.
Die Projektschritte
Die Herausforderungen auf dem Weg dorthin und in Schweden konnten nur gemeistert werden, wenn jeder / jede sich bereit zeigte seine/ ihre Stärken einzubringen. Auf dem gemeinsamen Weg galt es verschiedenste Projektentscheidungen, wie welchen See befahren wir, wie reisen wir an, oder was nehmen wir zu Essen mit..., zu meistern. Ende November traf sich das Team nochmals für zwei Tage in Innsbruck, um den Projektplan zu konkretisieren. Viele Fragen mussten geklärt werden, z.B. auch welche Adaptionen von Kanus die körperlich eingeschränkten Gruppenmitglieder brauchen und welche weiteren besonderen Herausforderungen und eventuellen Schwierigkeiten in Schweden auf uns warten.
Letzte Vorbereitung
Beim „Step 3“ im April 2016 in Oberschleißheim beschäftigte sich die Gruppe mit dem Medium Wasser und den Bootstypen Kanadier/Kajak, da die Entscheidung gefallen war mindestens eine 5 Tagestour auf dem Wasser zu machen. Weitere Detailabsprachen mussten getroffen werden, bis es dann im August ernst wurde: Es geht nach Schweden. Nun wird sich zeigen, ob die Planung auch in der Praxis funktioniert.
Schweden
Im August brach das 14-köpfige Team mit 2 Bussen vom Österreichischen Alpenverein nach Südschweden auf. Ziel war erst mal der Campingplatz in Immeln. Dort angekommen wurde noch einmal das Material, Essen und Boote gecheckt, bevor es auf die 8-tägige Tour losging. Der erste spannende Moment war, ob überhaupt alles in die Boote passen würde und es klappte hervorragend. Geplant war es 5 Tage je 10-15km zu Paddeln und 3 Tage zu Wandern. Wir starteten mit 6 Kanadiern und 2 Kajaks. Gleich der erste Biwakplatz erwies sich als super. Selbst die 2 RollifahrerInnen fanden ein gutes Gelände vor, um mit ihren Rollstühlen voran zu kommen. Lediglich das Wetter zeigte sich von der skandinavischen Seite. Regen und Wind begleiteten uns die ersten Tage.
Der nächste Biwakplatz kurz vor der ersten Umtragestelle zeigte auch verschiedene Seiten. Anfänglich mit Wind und Sturm erlebten wir unseren ersten tollen Sonnenuntergang. Am darauf folgenden Tag war eine 1 km lange Portage zu bewältigen. Das bedeutete Boote und alles Material mit Kanuwägen die 1 km lange Strecke zu transportieren, bevor es auf den nächsten See ging. Der zweite See war klein – trotzdem paddelten wir lange 2 Stunden, da wir die 2. Portage nicht gleich fanden. Dafür war die 2. Portage bestimmt die spektakulärste. Über steile Stege wurden die 2 RollifahrerInnen in den Kajaks hinüber zum nächsten See transportiert. Eine weitere kurze Paddelstrecke und die 3. Portage wartete auf uns: Entweder umtragen oder über eine kurze Flussstrecke ziehen. Wir entschieden uns fürs ziehen. Spät abends fanden wir dann zum Glück wieder einen tollen Biwakplatz mit Sauna..., die wir auch gut gebrauchen konnten, da es wieder regnete und wir nun alle seit Tagen nicht mehr geduscht hatten. Nach der Sauna in den See und wir waren wieder sauber. Der nächste Tag bot sich an die Gegend zu erkunden. Wir schickten eine Spähergruppe los, um herauszufinden, ob die Wanderwege, die wir vor hatten für uns geeignet waren. Abends dann die Ernüchterung und die erste wirklich große Herausforderung. Denn Ergebnis war, dass Wandern hier in Schweden für uns keine gute Option darstellte. Das hieß für uns, den gesamten Plan umzuwerfen und einige neue Optionen heraus zu arbeiten.
Somit paddelten wir am nächsten Tag weiter nach Olofström auf den Campingplatz. Nach 5 Tagen wieder eine heiße Dusche zu genießen war herrlich. Der 6. Tag war unser „Zeit für mich Tag“. Das heißt jeder/jede konnte das machen, was er/sie wollte. Manche machten ein Kurzsolo auf einer Insel, andere paddelten oder wanderten. Abends waren sich alle einige das das gut getan hat und alle waren wieder motiviert für die nächsten 2 Tage, an denen wir auf dem Ivösjön paddeln wollten. 2 sportliche und herausfordernde Tage standen uns bevor. Windige Querungen mit Wellen, Starkregen und kniffligen Schilfübergängen begleiteten uns die Tage. Einen Biwakplatz fanden wir nicht ganz offiziell in der Nähe eines Schlosses und hatten wieder einen traumhaften Sonnenuntergang bevor am nächsten Tag unser letzter und 8. Paddeltag bevorstand. In Arkelstorp wurden wir dann vom Kanucenter abgeholt und wir endeten wieder in Immeln.
Am nächsten Tag brachen wir zum Camp Hill in Vedum auf, einer anthroposophischen Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Die Philosophie schien ähnlich zu unserer. Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Ziel war es, diese Einrichtung und die Menschen die darin leben, kennen zu lernen und gemeinsam in Diskussion zu kommen. Diese wertvolle Erfahrung rundete unser Schweden Abenteuer hervorragend ab, und wir fuhren nach 11 Tagen reich an Erlebnissen/ Erkenntnissen und Erfahrungen wieder nach Hause. Alle waren wir uns einig, dass jeder und jede von uns viel mit nimmt.
Unsere Vision
„Als Team Insieme haben wir gezeigt, dass Inklusion konkret funktionieren kann. Wir wollen auf diese Art einen inklusiven Fußabdruck in der Gesellschaft hinterlassen und hoffen, dass andere folgen werden. Die Natur ist immer inklusiv – wir wünschen uns eine Gesellschaft, die das auch lebt und Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Kompetenzen den Weg in die Natur ermöglicht.“ Letztendlich geht es nicht darum, diese dann dort „zu betreuen“ sondern dass Menschen gemeinsam die Vielfalt nutzen, Grenzen verschieben und Natur erleben. Eben „insieme“!
Autorin: Andrea Szabadi Heine
Wir sagen danke an alle, die uns unterstützt und zum guten Gelingen unseres Projektes beigetragen haben!
Das Team Insieme bedankt sich ganz herzlich bei KNOX Versicherungs-management für großzügige finanzielle Unterstützung!
Wir bedanken uns bei roots e.V. für die Ausrüstungsunterstützung.
Das Team Insieme dankt dem Kelag-Konzern für die finanzielle Unterstützung.
Das Team Insieme bedankt sich für die großzügige Unterstützung mit Lebensmitteln.
Das Team Insieme bedankt sich für die Unterstützung.
Wir bedanken uns beim Kanu-Regattaverein-München e. V. für die Ausrüstungsunterstützung und die tatkräftige Unterstützung durch Werner.
Das Team Insieme dankt der Firma Ortlieb für die Packsäcke.
Das Team insieme dankt der WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group für die finanzielle Unterstützung.
Das Team Insieme dankt Berg Fink, Schwarzenberg für die Unterstützung mit Tarps.
Wir bedanken uns bei Christine Paulig vom MTV München für die Unterstützung beim Paddeln und das Material.
Das Team Insieme dankt der Firma Edelrid für die Karabiner und Schlingen.
Das Team Insieme dankt dem Congress Hotel Villach GmbH für die finanzielle Unterstützung.
Das Team Insieme dankt der BKS Bank für die finanzielle Unterstützung.
Das Team Insieme dankt der Firma Likunet für die finanzielle Unterstützung.
Wir bedanken uns bei Frank Biebricher für die Unterstützung beim Paddeln und das Material.
Das Team Insieme dankt der Firma Teleflex Medical GmbH für die finanzielle Unterstützung.
Das Team Insieme dankt der Fa. Prefa mit Martin Felder für die finanzielle Unterstützung.
Ausserdem möchten wir uns bei folgenden Personen für die finanzielle Unterstützung bedanken:
- Familie Michiels van Kessenich-Kulhavy
- Herr Schicho Peter
- Familie Lampl
„Team INSIEME“ gibt Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, ihre Lust am Abenteuer zu leben und ihre persönlichen Grenzen selbst zu definieren. Zum Abschluss soll ein einmaliges Outdoor-Projekt realisiert werden.
ORF-Beitrag vom 1. August 2015 (ORF 2, Vorarlberg Heute, 19 Uhr)