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100 Jahre sind eine lange Zeit ... (Geschichte)

100 Jahre sind eine lange Zeit ...

Historische Entwicklung

Der Oesterreichische Alpenverein wurde 1862 gegründet. Von Anfang an gibt es im Alpenverein junge Menschen, die ihre Liebe zum Bergsteigen und zum Gebirge entdecken. Eine organisierte oder geordnete Jugendarbeit kommt jedoch erst auf, als die Alpen bereits die ersten massentouristischen Phänomene zu spüren bekommen. Dennoch ist die Jugendarbeit schon lange vor ihrem heutigen pädagogischen Selbstverständnis in erster Linie an den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert. Die Ausrichtung und Intensität der Jugendarbeit im Alpenverein verläuft damals wie heute immer entlang gesellschaftlicher Entwicklungen und Trends.

Alpenvereinsjugend früher

Die Anfänge der Jugendarbeit im Alpenverein von 1890 bis 1945

In den ersten Jahren des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (DuOeAV) kommt der Jugendarbeit kaum Aufmerksamkeit zu, lediglich die Errichtung und Förderung von Jugendherbergen findet ab etwa 1890 Eingang in das Tätigkeitsspektrum des Vereins. Bis zum Jahr 1914 sind es die akademischen Sektionen, die vorrangig die studentische Jugend für die Mitarbeit im Alpenverein zu gewinnen suchen und unter der Leitung älterer erfahrener Begleiter ausgedehnte Jugend-Alpenwanderungen organisieren. Dies wird seit 1913 durch die Vereinszentrale mit regelmäßigen Geldbeträgen gefördert.

Ab etwa 1914 gibt es erste Jugendwandergruppen und konkrete Vorstellungen über den Zweck der Jugendarbeit werden formuliert: Die Jugend soll mit der Heimat vertraut und die Liebe zur Heimat soll gestärkt werden. Hintergedanke ist der Aufbau einer gesinnungsmäßig gesicherten Nachwuchsgruppe. Man sieht sich selbst in der Tradition zweier großer Kräftegruppen, der Volksbildungsvereine und der Turnvereine und glaubt, dass die Jugendbewegung unter der Obhut dieser Gruppen heranwachsen müsse.

Der Erste Weltkrieg bringt einen gewissen Stillstand in Sachen Jugendarbeit, jedoch kommt nach dessen Ende das Thema Jugend verstärkt ins Interesse. Bereits vor dem Krieg befürwortet Hauptausschuss-Mitglied Ernst Enzensberger eine systematische Jugendarbeit und fordert den Alpenverein auf, den Kampf um die Gunst der Jugend aufzunehmen. Er erkennt den pädagogischen Wert des Bergsteigens für die Erziehung der Jugend zu den Tugenden der Aufklärung und schafft damit einen ideologischen Überbau. Jugendwandern und Jugendbergsteigen werden erstmalig als Medium zur Erreichung gesellschaftlich mehr oder weniger anerkannter Bildungsziele herangezogen. Das Prinzip der jugendlichen Selbstbildung soll der staatlich verordneten, schulpädagogisch vermittelten und militärisch instrumentalisierten Jugenderziehung entgegen halten.

1919 gibt es einen Vorschlag, die Jugendgruppen des Alpenvereins mit dem Wandervogel zu verschmelzen und die Organisation des Wandervogels insgesamt dem Alpenverein anzuschließen. Es bleibt jedoch bei den theoretischen Überlegungen und es kommt zu keiner konkreten Zusammenarbeit des Alpenvereins mit anderen Organisationen. Stattdessen werden im gleichen Jahr von der Vereinsführung neue Richtlinien und Leitsätze für die Errichtung von Jugendgruppen (für ca. 14- bis 20-jährige) in den Sektionen heraus gegeben. Man will die Jugend für die Natur überhaupt, für die Alpen und für unseren Verein interessieren. Diese Ziele sollen mit gemeinsamen Wanderungen, Schilauf, Vorträgen und Kursen erreicht werden. Interessant: Kletter- und Gletscherturen sollen möglichst ausgeschlossen sein ... rein sportliche Erziehung wäre zu vermeiden. Den Jugendgruppen wird von Beginn an eine weitgehende Selbstverwaltung eingeräumt.

1923 und 1925 folgen weitere organisatorische Maßnahmen zur Ausgestaltung der alpinen Jugendarbeit. 1927 wird die Pflege des Jugendwanderns und der Jugendarbeit auch satzungsmäßig verankert. In den meisten Sektionen entstehen Jugendgruppen. Die Richtlinien für das alpine Jugendwandern sehen den Zweck der Jugendarbeit in der planmäßigen Schulung von Nachwuchsbergsteigern und in dem Erziehungsauftrag, den bergsteigerischen Nachwuchs zur Heimat- und Vaterlandsliebe zu erziehen.

Erstes Ziel aller Gruppen- und Jugendarbeit ist und bleibt „das Jugendalpenwandern zu erleichtern, es in die nötigen, richtigen Bahnen zu lenken und darin zu erhalten, vor allem aber dafür zu sorgen, dass ein bergtüchtiges, mit Achtung und Verehrung vor den Bergen ausgestattetes junges Bergsteigergeschlecht herangezogen werde“.

In den 20er Jahren wird die Jugendarbeit im Alpenverein immer stärker emotionalisiert. Die Jugend soll zu „stählernem Erleben“ geführt werden, und patriotische Metaphern gewinnen zusehends an Raum. 1928 genehmigt der Hauptausschuss in den sogenannten Stuttgarter Richtlinien die generelle Einrichtung von Jungmannschaften  im Alpenverein.

Ernst Enzensberger beklagt die Entwicklung zu einer oberflächlichen, episodenhaften Gestaltung des Wandergedankens, das Zunehmen der Bergbahnen, die Abflachung des ernsten Bergsteigertums zu „spielerischer Tändelei mit den Bergen“. Die Hauptaufgabe der Jugendarbeit des Alpenvereins sieht er darin, diesen Zeittendenzen entgegen zu treten und wieder das große Erlebnis des Alpinismus zu vermitteln.

„Eine Grundforderung ist die möglichste Beeinflussung aller Jugend, die in die Berge kommt, also auch der dem Alpenverein fernstehenden, im richtigen Bergsteigersinn; der Alpenverein mag sie nur zu erfüllen, wenn er bei allen Vergünstigungen, die er der Jugend gewährt, die Frage ihrer Eignung für den Besuch der Berge in den Vordergrund stellt und außerdem alles tut, um die Jugend in die Ideenwelt des richtigen Bergsteigens, wenn es sein muß, hineinzuzwingen“. (Mitteilungen des DÖAV Nr. 54, 1928)

1936 wurde zwischen der Hitlerjugend und dem Deutschen Reichsverband für Leibesübungen (DRL) ein Abkommen geschlossen, das die Jugendarbeit allein der Hitlerjugend unterstellte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, im Zuge der Neugründung des Österreichischen Alpenvereins, wurde die freie Jugendarbeit in Österreich und somit auch die Arbeit der Alpenvereinsjugend wieder neu aufgebaut und organisiert.

Alpenvereinsjugend früher

Entwicklung der gegenwärtigen Jugendarbeit

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich an der Ausrichtung der Alpenvereinsjugend nicht viel geändert.

Das Rückgrat der Arbeitsinhalte bilden weiterhin Wandern, alpines Klettern, Bergsteigen und Skitouren, die im Rahmenprogramm „Fahrt und Heimabend“ ihren Anfang nehmen. Die Basis ist die Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen.

1946 findet in Wien ein großer gemeinsamer Jugendtag aller Jugendorganisationen statt. 1953 kommt es zur Gründung des Österreichischen Bundesjugendringes (ÖBJR), in dem 1962 auch die Österreichische Alpenvereinsjugend Mitglied wird.

Leitende Funktionäre der Alpenvereinsjugend seit 1945:

Martin Mumelter, 1945 - 1961

Luis Lechner, 1961 - 1979

Armin Christandl, 1980 - 1985

Rüdiger Jebinger, 1986 - 1989

Dietmar Wiechenthaler, 1990 - 1993

Inge Ullrich, 1994 - 1996

Christian Wadsack, 1997 - 2007

Gerald Dunkel, 2008 - 2016

Nicole Slupetzky, seit 2017

Mit dem Aufkommen erster kommerzieller und professioneller Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in den 1970er und 1980er Jahren verliert die Vereinsarbeit immer mehr an Attraktivität. In der Folge stagnieren die Mitgliederzahlen oder sind sogar leicht rückläufig.

1978 wird die Leitung der Alpenvereinsjugend professionalisiert, sie erhält den Status eines voll ausgestatteten Referats. Man beginnt mit der Ausarbeitung neuer Jugend-Richtlinien, die zu einer Aufwertung der Landesorganisationen führen. Gemeinsam mit ihnen wird ein bundeseinheitliches Ausbildungskonzept für Jugendleiter konzipiert und umgesetzt. Die Zielgruppe der Kinder wird ohne untere Altersgrenze mit aufgenommen.

Bei einem großen Bundesjugendtreffen 1980 in Lienz mit fast 1.000 TeilnehmerInnen sind es vor allem neue Spielideen und Medien, die das Programm beleben. 1983 führt der „Treffpunkt ´83“ ca. 300 Jugendleiter aus ganz Österreich zu einem Erfahrungsaustausch in Ramsau am Dachstein zusammen. Neue Impulse werden in den 1980er Jahren mit Einsetzen der Umweltbewegung ausgelöst, 1986 werden die ersten Umweltbaustellen organisiert. Mit der Integration des Sportkletterns und später von Trendsportarten wie Mountainbiking, Wildwasserpaddeln oder Canyoning vollzieht sich ein spürbarer Wandel in der Ausrichtung der Jugendarbeit.

Aufgrund mehrerer erfolgreicher Bundescamps an verschiedenen Standorten wird 1990 die „Ferienwiese“, der Jugend- und Familienzeltplatz der Alpenvereinsjugend in Weißbach bei Lofer errichtet. Dieser neue Jugendstandort des Hauptvereins stellt das Aushängeschild für innovative Jugendarbeit dar. Statt einer in der Umweltbildung verbreiteten ‚Katastrophen-Pädagogik’ mit erhobenem Zeigefinger will man moderne Formen des Natursports mit Rücksicht auf die Umwelt erproben.

Die Arbeit mit Familiengruppen wird als eigenständige Form der Jugendarbeit aufgegriffen. Bei einer großen Bundesveranstaltung „Familienabenteuer“ 1995 in Niedernsill werden Konzepte und Grundlagen dieser Familienarbeit diskutiert und in die Praxis umgesetzt. Im Gegensatz zum Deutschen Alpenverein bleibt die gesamte Familienarbeit unter der organisatorischen Verantwortung des Jugendreferats.

1995 findet der erste JuniorCup als österreichische Klettermeisterschaft für Kinder und Jugendliche statt, der sich im jährlichen Wettkampfkalender fix etabliert.

Unter dem Begriff „Freunde treffen“ werden Sommercamps, Umweltbaustellen, internationale Treffen und Bergferien (Familienurlaube auf Hütten) bundesweit angeboten. Die Integration behinderter Teilnehmer wird dabei angestrebt. Eine weitere Großveranstaltung für Jugendleiter findet 1998 in Kötschach-Mauthen statt: Unter dem Motto „Freunde treffen“ werden neue Trendsportarten vorgestellt und auf ihr Potenzial für die Jugendarbeit geprüft.

Im Jahr 1997 beginnt mit der Leitidee „Berge – der schönste Lehrsaal!“ das vereinsoffene Bildungsprogramm zur handlungsorientierten Jugendarbeit. Das Jugendheim Obernberg wird als „umwelt- und erlebnispädagogisches Zentrum SPOT Obernberg“ adaptiert. Mit dieser Positionierung avanciert die Alpenvereinsjugend zum führenden Anbieter im Bereich alpiner Erlebnispädagogik, sowohl in der Ausbildung von Jugendleitern, Trainern und Multiplikatoren, als auch in der professionellen Umsetzung der Konzepte mit Kindern und Jugendlichen. Ein Ausbau des Hauses in Obernberg scheitert am zu hohen Ressourcenaufwand, die „SPOT Seminare“ werden danach an verschiedenen Standorten angeboten. Mit dem Konzept Naturbeziehung versucht man eine Verbindung zwischen erlebnisorientiertem Lernen und Naturvermittlung herzustellen.

Mit dem Peer-Education-Programm risk´n´fun, das die Risikokompetenz von jungen Snowboardern und Kletterern stärken soll, arbeitet die Alpenvereinsjugend seit 2000 erstmals unmittelbar innerhalb einer jugendkulturellen Szene.

Das Bildungsangebot, neue Publikationen und ein Coachingprojekt MOBED tragen die neuen Ideen und Impulse bis an die Basis der Jugendarbeit in Sektionen und Ortsgruppen.

Mit dem Presse-Praktikum P.U.L.S und dem SPOT Praktikum, das Erfahrungen in der Freizeitarbeit  im Rahmen von Camps ermöglicht, wird die Idee der Partizipation beispielhaft in die Praxis umgesetzt.

2005 wurde die Jugendleiterausbildung erneut reformiert und professionalisiert.

SPOT experience ergänzt seit 2007 das Angebotsspektrum, indem das vielfältige Knowhow zur pädagogischen Arbeit in der Natur auch für Schulklassen zur Verfügung gestellt wird.

Die vielfältigen Aktivitäten und die Ansprache neuer Zielgruppen wirken sich auf die Mitgliedszahlen sichtbar aus. Steigende Mitgliederzahlen im gesamten Alpenverein betreffen mit einer gewissen Verzögerung auch das Segment der unter 30-Jährigen. Seit Mitte der 1990er Jahre steigt deren Zahl kontinuierlich und in allen Altersstufen deutlich an. 2010 beträgt der Anteil der bis zu 30-jährigen knapp ein Drittel aller Mitglieder des Österreichischen Alpenvereins, der insgesamt ein rasantes Wachstum aufweist.

Eine hauptamtliche Struktur gibt es seit Ende der 1970er Jahre. Eine erste Sekretariatsstelle wurde 1977 geschaffen, 1978 wurde mit der Anstellung von Luis Töchterle daraus ein eigenes Jugendreferat. Erste bezahlte ProjektmitarbeiterInnen erforderte die Umsetzung des neuen Ausbildungskonzepts ab 1980. Mit Eröffnung der Ferienwiese Weißbach kamen 1990 weitere hauptamtliche MitarbeiterInnen hinzu, in der Folge auch mehr temporär beauftragte Teams zur Abwicklung der Programme (Camps, Seminare, risk´n´fun, P.U.L.S. …). Ab 1997 musste der ganzjährig geöffnete Standort SPOT Obernberg auch personell entsprechend ausgestattet werden. Das Jugendförderungsgesetz 2000 erlaubte eine Vergrößerung des Teams im Bundesbüro. In weiterer Folge (Rückgabe SPOT Obernberg) übersiedelte die Administration der Seminarprogramme ins Bundesbüro. Die stetig wachsenden Teilnehmerzahlen erforderten 2009 eine Teamerweiterung durch einen Zivildiener.

In mehreren Landesteams sind seit Anfang der 1980er Jahre teilzeitbeschäftige MitarbeiterInnen zur Unterstützung bei administrativen Aufgaben tätig.

 
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