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Gewitter am Berg: Mit guter Tourenplanung das Risiko minimieren

Blitzschlag (Foto: Layne Lawson)

[13.8.2019] In den Sommermonaten gehören Gewitter zu den größten Gefahren am Berg. Neben Kälte und Nässe und den damit einhergehenden Risiken der Unterkühlung bzw. Ausrutschgefahr bringt das Wetterphänomen auch eine akute Blitzschlaggefahr mit sich. Mit einer sorgfältigen Tourenplanung, einem frühen Aufbruch und einem rechtzeitigen Beenden der Tour lassen sich die allermeisten Gewitter vermeiden, empfiehlt der Österreichische Alpenverein.

Gewittertypen: Front- und Wärmegewitter

Es gibt zwei verschiedene Gewittertypen. Erstens das Frontgewitter, welches mit einer Kaltfront (und evtl. folgendem Wettersturz) auftritt. „Solche Frontgewitter haben meist eine eindeutige Zugbahn und treten großflächig auf. Ihr Auftreten ist wenig überraschend, ihre Ankunftszeit ist meist gut vorhersagbar und ist tages- und jahreszeitlich unabhängig“, verrät Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein.

Der zweite Typ ist das Wärmegewitter. Diese Gewitter treten vor allem in den warmen Monaten (wobei der Juli der gewitterreichste Monat ist, gefolgt von August und Juni) während Schönwetterperioden auf. Die vorläufige Klimabilanz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ergab für dieses Jahr den wärmsten, sonnigsten und trockensten Juni der Messgeschichte, mit einer Temperatur 4,7 °C über dem Mittel. Je wärmer es ist, desto mehr Wasserdampf befindet sich in der Luft und umso leichter können sich Gewitter entwickeln. 

Typischer Weise nimmt die Gewitterneigung während einer Schönwetterperiode von Tag zu Tag weiter zu. Die Beobachtung der Wolkenbildung gibt Aufschluss über die Gewitterneigung: Wachsen anfangs kleine Haufen- bzw. Schönwetterwolken rasch zu immer größer werdenden Quellwolken und schlussendlich zu Wolkentürmen (evtl. sogar mit Ambossbildung) aus, sind dies eindeutige Alarmzeichen. „Im Gegensatz zu Frontgewittern treten Wärmegewitter meist am Nachmittag oder Abend sowie lokal begrenzt auf. Auch ist ein Wärmegewitter kein Indiz für eine nachhaltige Wetterverschlechterung“, so Larcher.

Ambossförmige Auftürmung einer Gewitterwolke. (Foto: ÖAV/Melcher)
Ambossförmige Auftürmung einer Gewitterwolke. (Foto: ÖAV/Melcher)
 

Sorgfältige Planung ist entscheidend

Von Gewittern überrascht zu werden, lässt sich mit einer guten Tourenplanung und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag zum Großteil verhindern. Ein früher Aufbruch kann vor allem im Sommer ein klarer Vorteil sein.

Wetterbericht und entsprechende Tourenplanung

Mit einer sorgfältigen Tourenplanung (beispielsweise Mithilfe der Plattform alpenvereinaktiv.com) und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag lässt sich ein Überrascht werden durch ein Gewitter zum Großteil verhindern. Ein früher Aufbruch ist vor allem im Sommer eine gute Strategie.

Oft lassen sich Gewitter mit einer guten Treffsicherheit vorhersagen. „Vor jeder Bergtour sollte man sich also möglichst zeitnah bei einem qualitätsvollen Wetterbericht über die tägliche Gewitterneigung informieren. Ist eine solche gegeben, planen wir unsere Tour so, dass wir rechtzeitig – idealerweise zu Mittag – wieder retour oder in einer Schutzhütte sind. Wir verzichten an labilen Tagen auf lange Touren und solche mit Seilversicherungen an ausgesetzten Graten und mit exponierten Gipfeln“, rät Michael Larcher vom Alpenverein.

Wetterentwicklung und Alarmzeichen beachten

Im Weiteren gilt: „Bei einer Prognose handelt es sich immer nur um eine Wahrscheinlichkeit, Gewitter auch früher aufziehen als ursprünglich angenommen. Deshalb lohnt es sich immer, die Entwicklung der letzten Tage und besonders die Wetterentwicklung auf Tour genau zu beobachten. Haben sich aufbauende Quellwolken von Tag zu Tag früher gebildet und gibt es am Tourentag schon in den Vormittagsstunden Haufenwolken, müssen wir bereits am frühen Nachmittag mit Gewittern rechnen“, weiß Larcher.

Bei Gewitterneigung entscheiden wir uns für eine Tour mit früher Rückkehr oder mit Abbruchmöglichkeit (Grafik: ÖAV/Georg Sojer)zoom
Bei Gewitterneigung entscheiden wir uns für eine Tour mit früher Rückkehr oder mit Abbruchmöglichkeit (Grafik: ÖAV/Georg Sojer)
Alarmzeichen: Gewitterwolken. (Foto: Crista Kramer)zoom
Alarmzeichen: Gewitterwolken. (Foto: Crista Kramer)
 

Akute und eindeutige Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind turmartig und ambossförmig aufgebaute Gewitterwolken, böig auffrischender Wind und elektrische Ladungen (Surren) in der Luft. Als Faustregel gilt: Die Entfernung zu einem Gewitter in Kilometer lässt sich berechnen, indem man die vergangenen Sekunden zwischen Blitz und Donner durch drei dividiert. Beispiel: Beträgt die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden, ist das Gewitterzentrum nur mehr rund drei Kilometer entfernt. Allerhöchste Zeit, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen! 

Was tun, wenn ein Gewitter am Berg droht?

„Im Fall eines Gewitters im Gebirge bieten geschlossene Gebäude wie Schutzhütten oder Biwakschachteln den besten Schutz, sofern ein rechtzeitiger Abstieg ins Tal nicht mehr möglich ist“, betont Michael Larcher vom Österreichischen Alpenverein.

Potentiell gefährlich wird es an exponierten Stellen: Grate und Rücken, alleinstehende Erhebungen wie Gipfelkreuze, Masten und einzelne Bäume gilt es ebenso schnell zu verlassen wie drahtseilversicherte Passagen (Klettersteige sind ein großer Blitzableiter) und Wasserläufe. Schutz suchen sollte man stattdessen in Mulden oder wenig exponierten Geländeformen. 

Der Österreichische Alpenverein empfiehlt: Falls auf weiten, offenen Flächen wie Almwiesen oder Hochebenen kein Unterschlupf zu finden ist bzw. wenn ein Entkommen unausweichlich ist, begeben wir uns in Kauerstellung (niemals hinlegen!) und hocken uns mit geschlossenen Beinen (eng aneinander) auf eine isolierende Unterlage (z.B. Rucksack), gegebenenfalls einen Biwaksack darüber, und warten so das Gewitter ab. In einer Gruppe möglichst großzügig Abstand halten, nicht dicht aneinander ausharren.

Kauerstellung mit geschlossenen Beinen auf einer isolierenden Unterlage. Abstand halten von Wasserläufen und freistehenden Erhebungen wie Masten oder Bäumen.zoom
 
Bei Blitzschlaggefahr weg von Gipfelkreuzen! zoom
Bei Blitzschlaggefahr weg von Gipfelkreuzen!
In Felsnischen halten wir genügend Abstand vom Fels. zoom
In Felsnischen halten wir genügend Abstand vom Fels.
Bei Felswänden sind wir sicher vor Blitzeinschlag, allerdings gilt es, die Steinschlaggefahr zu beachten.zoom
Bei Felswänden sind wir sicher vor Blitzeinschlag, allerdings gilt es, die Steinschlaggefahr zu beachten.
 

Grafiken von Georg Sojer, aus dem "Booklet Bergwandern"

Weiterlesen im "Booklet Bergwandern"

Das "Booklet Bergwandern" enthält alles, was Wanderer wissen müssen, um möglichst sicher und risikobewusst in den Bergen unterwegs zu sein und ihren Sport uneingeschränkt genießen zu können. Die Themen: Ausrüstung, Tourenplanung, Wetter, Orientierung, Bewegungstechnik, Verhalten im Notfall und Tipps zum Wandern mit Kindern.

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