In aller
Herrgottsfrüh (5 Uhr) starteten wir nach Chiavenna. Auf dem Hinweg wollten wir
dem viel gerühmten Bergeller Granit an der Spazzacaldeira einen Besuch
abstatten. Etwas überrascht mussten wir allerdings an der Talstation der
Seilbahn zum Albigna-Stausee feststellen, dass die Bahn nicht nur tageszeitlich
(8:30 Uhr), sondern auch saisonbedingt ihren Betrieb noch nicht aufgenommen hatte.
So bestand das Aufwärmprogramm aus einem zusätzlichen 1000 hm Zustieg zu den
Klettertouren. Einsamkeit war uns somit schon mal garantiert. Am Stausee
angekommen, teilten wir uns auf. Felix und Marcel wählten die Dente per Dente
(6a+), während der Rest (Julian, Gabriel, Paul und Flo) die Spazzacaldeira
umrundete, um diese über den leichteren Südgrat (5c) in Angriff zu nehmen. Dort
erwartete uns eine alpin angehauchte, sehr abwechslungsreiche Kletterei: steile
Wandpassagen, dann wieder am Grat, Verschneidungen usw. Aufgrund der etwas
bedrohlichen Wolken versuchten wir uns nicht mehr an der berühmten Fiamma,
sondern begannen gleich mit dem Abstieg, wo es prompt zu regnen begann. Zum
Glück blieb ein ernsthaftes Gewitter blieb aus. Leicht nass (die Regenjacken
lagen beim Materialdepot am Stausee^^) setzten wir gleich den Abstieg in
tiefere Gefilde fort. Felix (Schlüsselinhaber) und Marcel trudelten von ihrer
weitaus längeren und anspruchsvolleren Tour dann gegen 20:45 Uhr wieder am AV-Bus
ein. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit mussten auch sie die Fiamma rechts
liegenlassen. Damit war aber das Tagesprogramm noch längst nicht beendet:
Weiterfahrt nach Chiavenna und Zelte aufstellen. Gegen 22 Uhr konnten wir dann
endlich in die Pizzeria einfallen. Nach diesem anstrengenden Tag blieb es für
die meisten nicht bei einer Pizza ;-).
Nachdem wir am nächsten Tag erst mal ausschliefen, wollten wir den
Klettergarten Sasso Bianco aufsuchen, der als einer der ältesten Klettersports
des Val Chiavennas gilt. Von der Location oberhalb des Tales, das wir über ein
enges Bergsträßchen erreichten, waren wir schon mal angetan, weniger allerdings
von dem eher moosigen Eindruck, den der Fels machte – verstärkt durch den
nächtlichen Regen. Den Zecken schien es dagegen zu gefallen. So schlecht, wie
befürchtet, war es dann aber gar nicht, nachdem der Fels durch die Sonne
zunehmend abtrocknete. Die Kletterei in dem granitartigem, griffarmen Fels war ziemlich
ungewohnt und die Bewertung fiel für unser Empfinden recht hart aus. Aber an
sich wars wirklich toll, vor allem wenn man die Aussicht nach drei Seillängen
genießen konnte. Marcel und Felix erprobten sich derweil am technischen
Klettern in einer schweren, nassen Route. Am Nachmittag wurds dann richtig heiß.
Wir zogen es daher vor, die Altstadt von Chiavenna zu besichtigen. Erst nach
der zweiten Eisdiele waren wir genug „heruntergekühlt“.
Ein Highlight war am Abend das Grillen auf unserem herrlich gelegenen
Campingplatz: nebenan der rauschende Wasserfall, der Blick ins Bergell mit seiner
urwaldartigen Vegetation und den verschneiten Gipfel darüber, die Glühwürmchen…
Nachdem sich die ersten schon „bettfertig“ gemacht hatten, wollten einige noch
einen Verdauungsspaziergang zum Wasserfall unternehmen. Das ließ sich natürlich
keiner nehmen. Die Aktion endete dank der Gischt mit feuchten Klamotten, einem
weiteren Zeckenbefall und für einige in einer barfüßigen Bachdurchquerung.
Nachdem der nächtliche Regen rechtzeitig zum Frühstück aufgehört hatte, machte
sich schon Hoffnung breit, den Tag doch noch – entgegen der Prognosen – zum
Klettern nutzen zu können. Rechtzeitig zum Zeltabbauen fing es schon wieder an.
Wir zogen es daher vor, uns die Zeit in einem Café in Chiavenna und dem Verzehr
von Croissants allerlei Art zu vertreiben. Und siehe da, es hörte bald auf und
wir starteten noch einen Versuch am Sasso del Drago. Vom Auto muss man
sagenhafte fünf Meter zu den Wänden überwinden. Dort war athletischere
Kletterei als an den Tagen zuvor gefragt, was für manche eine willkommene
Abwechslung darstellte. Mehr als zwei bis drei Routen gingen sich aber leider
nicht mehr aus, bevor es dann endgültig zu schütten begann. Der Regen hielt bis
kurz vor Innsbruck an.
Wir waren auf jeden Fall sehr glücklich mit unserem gelungenen Ausflug. Erstens hatten wir die knappe Zeit (drei Tage) voll ausgenutzt. Und zweitens waren wir von der Location sehr angetan, da dort noch nicht der Arco-typische Kletterhype herrscht und man sich als deutschsprachiger Kletterer fast wie ein Exot vorkommt.
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