Eine unserer Bergdohlentraditionen ist die jährliche Fahrt nach Chiavenna im Frühsommer.
Bei den heurigen Schneemassen wurde jedoch
schon auf der Hinfahrt beim Anblick der Fiamma klar, dass entgegen unserer
Hoffnungen alpinere Touren an der Spazza Caldeira dieses Mal nicht in
Frage kommen würden. Nicht umsonst hat auch die örtliche Seilbahn ihre
Saisoneröffnung noch um eine weitere Woche nach hinten vertagt.
Ein neuer Plan
musste also her - Sportmehrseillängen in möglichst spannender Natur.
Fündig
geworden sind wir an der Placche del Boggia - und seilten uns direkt von
der Straße weg ab in die landschaftlich fantastische Schlucht mit durch
die Schneeschmelze noch gewaltig tösendem Bach, riesigen Felsblöcken,
Wasserfällen und einer steilen plattigen Flanke, über die es sich in ca. 6
Seillängen wieder zurück nach draußen klettern ließ. Aber zuerst einmal
musste im heißen italienischen Sommer eine Abkühlung her! Und wer braucht
schon Badesachen, wenn man eine malerische Schlucht ganz für sich allein hat?
Die Neugier hielt uns dazu an, vor dem Klettern zunächst noch ausführlich auf
Erkundungstour "nur grad bis über den nächsten Felsblock" zu kraxeln,
und über den nächsten, und den nächsten... Wie gut, dass uns keine der am
Parkplatz beworbenen geführten Canyoning-Gruppen im Adams- und Evakostüm
überrascht hat.
Einige von uns starteten danach direkt von der Abseilpiste
weg in die Wand, andere mussten erst noch eine wackelige und nur mäßig vertrauenserweckende, improvisierte Baumstamm"brücke" über die Stromschnellen konstruieren,
um den Einstiegsstand erreichen zu können. Ab da mühten sich alle die Platten
empor - die Routen hatten es selbst im oberen 5. Schwierigkeitsgrad teilweise
schon ganz schön in sich, insbesondere Vertrauen in die Fußarbeit war gefragt.
Bis zum Ausstieg war die Mittagsjause und Wasser! Wasser! am Auto jedenfalls
wohlverdient. Ein klasse erster Tag, den wir danach mit einem Kaufrausch im
italienischen Supermarkt und einer abendlichen Grillsession am Campingplatz
samt Verdauungsspaziergang zum nahegelegenen Wasserfall haben ausklingen
lassen.
Ab da ging es mit dem Wetter leider rapide bergab. Bereits in
der Nacht fing es an zu regnen und so entschieden wir uns
bei nassen Wänden und weiterhin instabilem
Wetterbericht am nächsten Morgen zum Sportklettern am Sasso
del drago zu fahren. Letztlich fanden sich auch hier einige schöne Touren und
insbesondere auch unsere ambitionierteren Sportkletterer konnten sich in einer
athletischen 6c austoben. Zum Abendessen ging's zur Pizza im Pink Panther - ein
Muss für Chiavenna-Fahrten, weil lecker! Nochmal zum Wasserfall, weil
beeindruckend! Und zum quatschen auf die Picknickdecke auf der Wiese, trotz
Nieselregen, weil philosophisch! Mit Glühwürmchen, weil Natur!
Für den Heimreisetag entschieden wir uns bei anhaltendem Regen dafür, die Zelte gleich nach dem Frühstück abzubrechen und lieber nördlich des Hauptkamms unser Glück zu versuchen. Nach einer kurvenreichen Fahrt begaben wir uns im Ötztal in Sautens an den Fels. Mit der Idee waren wir zwar nicht gerade die Einzigen, trotzdem war noch genug Wand für uns frei. So konnten wir zumindest unsere Sportkletterfähigkeiten noch ein bisschen trainieren, bevor uns am späten Nachmittag auch hier der Regen einholte. In Innsbruck schien dann wieder die Sonne - auch nicht verkehrt, so ließen sich zumindest die Zelte dann doch noch recht unkompliziert trocknen und verstauen.
Als Resümee lässt sich für mich als Chiavenna-Neuling sagen: der Ehrgeiz ist geweckt, nächstes Jahr steht die Spazza Caldeira auf der Wunschliste! Vielleicht ein paar Wochen später im Jahr und mit stabilerem Wetter. Also immer schön aufessen!
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