Logo Sektion Judenburg

Sektion Judenburg

Newsletter

Neuigkeiten und Infos der Sektion per E-Mail

Programm

Sommerprogramm 2024 zum Anschauen und Herunterladen

MITGLIED werden
zur Anmeldung

Vater der Eisriesen Muztagh Ata  

Film ansehen >>>

Interview mit Stefan auf AichfeldTV ansehen >>>


Zum Dreißiger noch schnell einen Siebentausender

 

Lange offen war es, ob ich mein bergsteigerisches Lebensziel nun wirklich 2011 in Angriff nehmen kann. Nach langem hin und her überlegen, checken der Finanzen und Unterhaltungen mit Familie und Freunden entschloss ich mich schließlich, den Muztagh Ata anzugehen. Um sicher einen Platz zu bekommen meldete ich mich schon im Jänner bei Kobler&Partner an. Die mussten im Mai leider absagen und so versuchte ich so schnell wie möglich mich bei Diamir einzukaufen - hat funktioniert und so ging das Abenteuer am 15. Juli in Frankfurt los.

Über Astana und Urumqi flogen wir nach Kashgar, ins Land der Uiguren am westlichsten Zipfel von China. Von dort aus ging es mit dem Bus weiter auf der legendären Seidenstraße in Richtung Westen. Am Ufer des tiefblauen Karakolsee (auf knapp 3600m) bezogen wir zwei Jurten und schnupperten die erste Höhenluft. In mitten der beeindruckenden Kulisse des Kongur Massives stand er, der Muztagh Ata in voller Bracht. Als einer der topp 100 Berge der Welt und mit seiner ca. 25° geneigten Flanke ein sehr begehrtes Expeditionsziel. Das bestätigte sich spätestens, als wir ein paar Tage später via Fußmarsch das Base Camp auf 4.400 Metern erstmals betraten. Eine Zeltstadt mitten im Nirgendwo. Im selben Zeitraum waren mit uns geschätzt 160 Menschen im Base Camp, eine ganz eigene Stimmung. Wie auch immer, wir 17 Teilnehmer und 2 Expeditionsleiter waren voll konzentriert und freuten uns auf die Besteigung.

Los ging es mit dem Materialtransport und anschließenden Aufbau von Camp 1 auf 5.400 Meter. Zelte und Kocher wurden von Eseln raufgebracht, Schi, Schuhe, Verpflegung und Schlafzeugs jeder selbst. Auch bei dieser Expedition bauten wir alles selber auf, dann wieder zurück ins Base Camp, eben Akklimatisation im Pendelbetrieb. Dann, der 24. Juli, ich hockte in meinem Zelt und schmökere gerade in meinem Buch, als mich meine Bergsteigerkollegen zu einer Besprechung ins Gruppenzelt holten. Tja, besprochen wurde nicht viel, aber dafür umso mehr gefeiert. Die hatten doch tatsächlich eine Party zu meinem 30er auf die Beine gestellt mit Kuchen, Bier und Grillerei! Super Sache, ich hab mich natürlich voll gefreutJ



Dann ging der Ernst des Lebens in den Bergen wieder so richtig los. Wir richteten Camp 2 auf 6.200 Metern ein. Mit einem 14kg Rucksack machten wir uns auf den Weg, denn ab Camp 1 waren wir die Tragetiere. Auf 6.000 Metern entschieden sich Thomas und ich vorläufig ein Zelt aufzubauen, da wir uns nicht im Rahmen einer Akklimatisationstour auspowern wollten. Wie sich später zumindest für mich herausstellte die richtige Entscheidung. Tags darauf marschierten wir dann hoch auf 6.200 und bauten das Zelt auf. Dann gings wieder ab zum chillen ins Base Camp.

Die folgenden drei Ruhetage im Base Camp waren ziemlich angespannt, da wir während einem Gewitter zwei Bergfreunde auf Camp 3 (6.800 Meter) hatten, das Ganze noch ohne Funkkontakt und daher auch ohne Gewissheit, ob es ihnen auch gut gehe, klarer weise war die Stimmung ziemlich am Boden. So ein Gewitter in dieser Höhe und in einem Zelt, das die einzigen metallischen Teile in mitten der Schneewüste hat, ist alles andere als ungefährlich. Zum Glück kamen die Beiden zwei Tage später etwas erschöpft und nur mit dem Schrecken im Gesicht gesund und munter wieder zurück ins Basecamp. Ein Happy End!

Dann wurde es wieder spannend, die ersten Teams brachen zum Gipfelsturm auf. Wir Annette, Thomas, Gunther, Mathias und meiner einer starteten als Zweites. Wir arbeiteten uns im Tagesrhythmus von Camp 1 auf Camp 2 und dann hoch auf Camp 3, und immer mit einem ca. 14kg schweren Rucksack, was für eine Qual - egal, wir wollten es ja auch nicht anders! Wir bauten unser Zelt auf und begannen Wasser zu schmelzen, die Haupttätigkeit da oben. Ohne Appetit schlang ich einen Brei aus Nahrungsergänzungspulver und Packerlpüree hinunter, ein kulinarischer Alptraum. Schlimm waren immer die bohrenden Fragen Warum tu ich mir das schon wieder an? und die Vorstellung, dass man doch auch auf einem schönen Strand im Urlaub rumhängen könnte. Egal, weg mit diesen Gedanken und wieder auf das Ziel konzentriert. Am meiste hat mir geholfen, dass ich mir immer wieder vorgesagt habe Was sind schon ein paar Tage im Leben, da muss ich jetzt durch!


Der nächste Morgen, ein unglaublich schöner Tag mit kaum Wind und einem phantastischen Panorama, das weckte wieder ein bisschen Motivation in mir. Wie in Zeitlupe machten wir einen Schritt nach dem anderen, auf unseren Schiern schlichen wir durch den Schnee wie eine alte Schildkröte durch den Sand zermürbend. Auf 7.000 Metern setzte ich mich total erschöpft in den Schnee und sinnierte mal wieder kurz über meine Situation, Scheiße, ich glaub nicht dass ich´s noch schaff. Ich wartete auf die anderen und nachdem sie mich eingeholt hatten, reihte ich mich hinter Gunther ein, der einen sehr angenehmen und langsamen Schritt drauf hatte. Einmal gehts noch, dachte ich mir und stapfte lethargisch hinter her. Das war wieder einmal ganz gut für mich, nicht mein Tempo zu gehen, sondern jemand anderen hinter her zu trotten. Glücklicherweise hatte ich genug zum Trinken mit, dadurch dehydrierte ich nicht so stark und konnte bei diesem Tempo ganz gut mithalten. Nach ca. 30 min legte ich immer eine kurze Trinkpause mit Gummibärli-Jause ein. Das Zeug schmeckt einen sogar da oben und hatte zudem noch den angenehmen Effekt, nämlich dass ich immer einen kleinen Energiestoß davon bekam. Auf 7.300 Meter überkam mich erstmals das Gefühl, hey, das könnt sich ausgehen denn ich merkte, dass es mir mittlerweile den Umständen entsprechend eigentlich gar nicht mehr so schlecht ging. Und so arbeitete ich mich Meter für Meter hoch. Der stetig stärker werdende Gedanke dass ich es tatsächlich schaffen konnte beflügelte mich regelrecht (sofern man bei diesem Schneckentempo überhaupt davon sprechen kann ;-) und schließlich erreichte ich nach 9 Stunden und 45 Minuten - um 15:45 Uhr Ortszeit - den Gipfel auf 7546 Meter, total erschöpft ABER: Glücklich.


Ich wartete auf meine Bergfreunde, machte Fotos und Videos und war tief beeindruckt von der phantastischen Fernsicht. Wir sahen den Pamir, das Tien Shan Massiv, den Hindukusch - ja sogar hinunter bis zum Karakorum, einfach genial. Nach der gewohnten Gipfelprozedur ging es endlich wieder abwärts. Trotz traumhaftem Wetter und wenig Wind war es auf Dauer da oben nicht gerade lauschig warm. Die Abfahrt war der Hammer, zwischen 7.400 Metern und 6.400 Metern hatten wir Pulverschnee. An sich ja herrliche Bedingungen, wenn da die dünne Luft nicht wäre. Nach fünf-sechs Schwüngen in der weißen Bracht war ein mehrminütiges Schnaufen wieder angebracht. Zach, wie man auf gut Steirisch so schön sagt. Nach und nach kamen wir weiter hinunter und schließlich erreichten wir Camp 2, wo wir noch einmal übernachteten. Tags darauf ging´s dann ganz runter, der Schnee war jetzt eisig & brüchig und wieder einmal voll bepackt mit allem Möglichen auch sehr schwer zu befahren. Spät am Nachmittag erreichten wir endlich das ´Base Camp, erst jetzt hatte ich den Berg wirklich geschafft! Ein unbeschreiblich schönes Gefühl.

Danach wurde eigentlich nur mehr gefeiert herrlich - diese Zeit ist dann immer die schönste. Nach zwei weiteren Tagen ging es dann endlich wieder heimwärts. In Kashgar schauten wir uns noch ein bisschen die Stadt an und dann ging es auch schon wieder in den Flieger und ab nach Hause.

Liebe Grüße, Euer

Stefan


 
 
 
 

Datenschutzeinstellungen

Nur wenn Sie es uns durch Klick auf das entspechende Feld unten erlauben, setzt diese Website Analyse-/Marketing Cookies ein (Details siehe Datenschutzmitteilung). Wir verwenden diese, um Analysen und Statistiken zu erstellen, sodass wir die Website laufend verbessern können.

Ebenso abhängig von Ihrer Zustimmung werden externe Komponenten geladen (Details siehe Datenschutzmitteilung), die u.U. ebenfalls Cookies setzen. Die externen Kompenenten ergänzen die von uns auf dieser Website dargestellten Informationen und bieten zusätzliche Funktionen an. 

Diese Cookies und Komponenten können vom jeweiligen Anbieter dazu genutzt werden, Daten über Ihren Website-Besuch zu sammeln.

 
 

 

 

 

 

Datenschutzhinweis

Bitte beachten Sie, dass der folgende Link eine externe Website öffnet, für deren Inhalt wir nicht verantwortlich sind und auf die unsere Datenschutzbestimmungen keine Anwendung finden. Informieren Sie sich bitte auf der neuen Webseite über den dortigen Datenschutz.

Ziel: