Die Corona-Pandemie, die seit einem Jahr auch in Tirol zu einem tiefen Einschnitt unseres bis dahin freien gesellschaftlichen Lebens geführt hat, zeigt nun ungeschminkt und mit voller Wucht die Schwächen dieser seit Jahren aus dem Ruder gelaufenen Tourismusentwicklungen auf. Keine Branche wird aktuell so gebeutelt wie die Seilbahn und Tourismuswirtschaft. Besonders Tirol hat über Jahrzehnte eine touristische Monostruktur aufgebaut und Jahr für Jahr mit Rekordzahlen geprahlt. Es schien für einige Akteure, gesteuert von der Politik, keinen Plafond des touristischen Wachstums zu geben. Die Raumordnung wurde mit Füßen getreten, überall entstanden in den Tälern Chaletdörfer, Freizeitwohnsitze und riesige Bettenburgen mit Wellnesstempel. In den Skigebieten wurde weiter erschlossen, neue Geländekammern mit Seilbahnen und Beschneiungsteichen regelrecht zerstört und mithilfe der Politik das Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm weiter aufgeweicht und nicht selten aus der Definition „Neuerschließung“ eine „Erweiterung“ konstruiert. Und Jahr für Jahr wurden neuen Nächtigungsrekorde von der Tourismuswirtschaft und Politik regelrecht zelebriert.
Zunehmend kritische Stimmen, ob von den alpinen Vereinen, Bürgerinitiativen oder privaten Personen, blieben ungehört oder wurden mit dem Argument des krisensicheren Tourismus und dem Wohlstand in diesem Land einfach weggewischt. Doch die Bevölkerung erkannte zusehends, dass diese ungebremste Tourismusentwicklung für das Land Tirol nicht nur Wohlstand, sondern auch Belastung und Zerstörung bedeutet.
Das Fass zum Überlaufen brachten neben dem überbordenden Reiseverkehr in den Tälern und Gemeinden schlussendlich die wahrlich größenwahnsinnigen Projekte, wie etwa die geplanten Erschließungen von Kappl über das Malfontal nach St. Anton oder von Kühtai über die Feldringer Böden bis Hochötz (weitere Informationen unter www.feldring.at) und zuletzt der geplante 120 Mio. teure Zusammenschluss zwischen dem Ötztaler und dem Pitztaler Gletscherschigebiet über den Linken Fernerkogel.
Alle drei Projekte sind zwar derzeit auf Eis gelegt, doch wenn man die Akteure der Seilbahn- und Tourismuswirtschaft kennt, weiß man, dass es nie ein endgültig AUS geben wird. Sie warten mit Sicherheit auf ein günstiges politisches „window of opportunity“, um die Pläne neuerlich aus den Schubladen zu holen. Und genau darin liegt das Problem, denn ein Erschließungsprojekt kann im Laufe von Jahren immer wieder gefordert und beantragt werden, solange bis die tatsächliche Genehmigung erreicht wird. Verliert der Naturschutz hingegen nur ein einziges Mal, ist der betreffende Naturraum ein für alle Mal in seiner Natur- und Landschaftssubstanz verloren. Die Erschließung der Wilden Krimml im Jahre 1998 oder des Piz Val Gronda 2013 haben uns das vor Augen geführt, dass trotz zahlreicher negativer Gutachten die Realisierung der Projekte mit politischer Hilfe selbst nach über 20 Jahren intensiver Auseinandersetzung schließlich zum Erfolg geführt haben. Diese Strategie wird nach wie vor beharrlich weiterverfolgt, was im Folgenden an zwei Projekten konkretisiert wird.
Blicken wir gut 30 Jahre zurück, als vielerorts in Tirol hemmungslos Erschließungsprojekte vorangetrieben wurden. Schon damals führte dies zur heftigen Kritik, weil man durch den bereits überbordenden Tourismus enorme Verkehrsbelastungen, eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Seilbahnen, Pisten, Beschneiungsteiche und Großparkplätze sowie eine ungebremste Verbauung der Tallagen befürchtete. Doch im Gegensatz zu heute schien die Tiroler Landespolitik damals etwas mehr Weitsicht zu besitzen und verordnete sich selbst eine vierjährige „Nachdenkpause“ (1989 - 1992), indem eine „Neuorientierung der Tiroler Seilbahnpolitik“ angestrebt wurde. Darin verankert war die „Absicherung einer geordneten harmonischen Entwicklung des Tourismus“. Doch was ist davon übriggeblieben?
Mit dem Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm sollte eine geordnete touristische Entwicklung angestrebt und fortgeführt werden. Noch bevor die Tinte auf dem Papier getrocknet war, wurde die zukünftige maßvolle touristische Ausrichtung von der Seilbahn- und Tourismuswirtschaft umgehend torpediert. Der Grund lag darin, dass die Inhalte aus ihrer Sicht erschließungsfeindlich waren und viele konkrete Seilbahn- und Schigebietsprojekte an einer Genehmigung scheitern würden. Sehr schnell knickte die Politik vor den Seilbahn- und Tourismuskaisern ein und schnürte gemeinsam mit der Beamtenschaft alle fünf Jahre das Seilbahn- und Schigebietsprogramm immer weiter auf, um einerseits Spielräume für weitere Erschließungen zu schaffen und andererseits, um ganz konkrete Erschließungsprojekte realisieren zu können. Damit wurde auch sichtbar, wer in diesem Land Steuermann (Seilbahner/Touristiker) und wer Passagier (Politik) ist. Mit der Corona-Pandemie wurde uns allen ungeschminkt vor Augen geführt, wie verletzlich die massentouristischen Entwicklungen mit all ihren negativen Ausprägungen in Tirol sind. So herausfordernd die Zeit der Pandemie auch ist, stellt sie für viele Menschen in Tirol aber auch etwas Gutes dar, indem wieder mehr Lebensqualität, Entschleunigung, weniger Verkehr in den Tälern und Gemeinden, weniger Lärm in den Bergen u.v.a.m. zurückgekehrt ist. Doch im Stubaital scheint man aus dieser Krise nichts zu lernen und verfolgt weiterhin den Weg einer ungebremsten Tourismusentwicklung.
Die lauten Stimmen in der Bevölkerung, dass weitere Seilbahn- und Pistenerschließungen in den Bergen ein Ende haben müssen, sind mittlerweile unüberhörbar. Doch bis ins Stubaital scheinen diese kritischen Stimmen noch nicht durchgedrungen zu sein, denn im Gegensatz zu einer touristischen Neuausrichtung halten die verantwortlichen Touristiker an weiteren einfallslosen Erschließungsplänen fest. Insgesamt sollen dafür 40 Millionen Euro aufgewendet werden. Vor allem die Erschließungspläne von Neder (Gemeinde Neustift) über die Kaserstattalm und Goldsutte hinauf in das Schigebiet Schlick hat großes Unverständnis hervorgerufen, denn eine Realisierung wird sehr oft als Vorstufe zu einer Seilbahnverbindung zwischen dem Schigebiet Schlick und der Axamer Lizum (= Brückenschlag) durch das Ruhegebiet Kalkkögel gesehen (Tiroler Tageszeitung vom 30.11.2017).
Aber auch die geplante Anbindung von Neder hinauf zum Sennjoch wird selbst im Stubaital von vielen BürgerInnen strikt abgelehnt, weil die Kosten von über 24,5 Millionen Euro in keiner Relation zum Nutzen und zur Naturzerstörung stehen. Nachdem die Pläne für einen Zusammenschluss zwischen der Axamer Lizum und dem Schigebiet Schlick aufgrund des internationalen Vertragswerkes der Alpenkonvention und durch den großen Widerstand der Bevölkerung gescheitert waren, wurden schon sehr bald neue Pläne für eine Seilbahnanbindung in die Schlick von Neustift i. St./Ortsteil Neder präsentiert.
Dieses Projekt wurde bereits 1985 eingereicht und von den Behörden als nicht genehmigbar eingestuft. Im Wissen all der negativen Gutachten von damals wird dieses Projekt nun nach über 35 Jahren wieder aus der Schublade geholt. Wer die südseitigen Hänge oberhalb von Neustift i. St. kennt, weiß, um welch reizvollen und naturkundlich wertvollen Natur- und Kulturraum es sich handelt. Demnach sollen die Hänge des Mahderberges, der Kaserstattalm sowie die unerschlossene Geländekammer der Goldsutte, welche sich am Fuße des Hohen Burgstall befindet, bis zum Sennjoch erschlossen werden. Im Bereich der Goldsutte wäre auch ein Schiweg und eine Schipiste vorgesehen über die Goldsutte, die Kaserstattalm und den Mahderberg.
Diese müssten aufgrund des
steilen Geländes mit großem Aufwand
und massiver Naturzerstörung regelrecht
in den Berg gesprengt werden. Auch mit
einem mittlerweile angedachten Schitunnel ist diese geplante Erschließung nicht
zu rechtfertigen. Interessant sind immer
wieder die Argumente der Befürworter
für eine Zubringerbahn zum Sennjoch,
die sich auch nach 35 Jahren nicht geändert haben: „Wenn die Erschließung nicht
kommt, werden Neustift und das Stubaital verarmen“. Diese haltlosen Aussagen kennt man auch aus anderen Tälern,
wenn es um die Durchsetzung umstrittener seilbahntechnischer Erschließungen
oder sonstiger touristischer Großprojekte
geht. Jedenfalls zählt Neustift i. St. mit
über 1,3 Mio. Nächtigungen nach Sölden,
Innsbruck, Ischgl und Mayrhofen zu den
fünftstärksten Tourismusdestinationen
in Tirol.
Obschon in den 1980er-Jahren
eine regelrechte Goldgräberstimmung
unter den Seilbahn- und Tourismuskaisern herrschte, wurde dem Projekt aufgrund weitsichtiger Fachleute eine
Genehmigung verwehrt. So trafen sich
am 12. Juni 1985 unter Federführung
der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck-Land im Gelände Lokalpolitiker,
Projektbetreiber, Amtssachverständige der Abteilung Umweltschutz, der
Bezirksforstinspektion Steinach a. Br.,
der Wildbach- und Lawinenverbauung,
der Sportabteilung, der überörtlichen
Raumplanung als auch ein ingenieurbiologischer Sachverständiger zu einer
interdisziplinären Vorbegutachtung.
Alle Sachverständigen kamen damals
nach einer umfassenden Besichtigung
und anschließender Projekterörterung
eindeutig zum Schluss, dass eine seilbahn- und pistentechnische Erschließung
des Mahderberges, der Kaserstattalm
und der Goldsutte äußerst gravierende
und irreversible Schäden am Naturhaushalt und am Landschaftsbild bedeuten
würden und deshalb strikt abzulehnen ist.
Zudem kritisierten Forst, Wildbach- und
Lawinenverbauung die Erschließungspläne vom Sennjoch in die Goldsutte scharf,
weil aufgrund der extremen Steilheit,
der ständigen Rutschungen und der
häufigen Lawinengefahr die gewaltigen
Eingriffe in den Naturraum in keinem
Verhältnis zum Nutzen stehen würden.
Noch vor 35 Jahren traten alle Grundeigentümer strikt gegen die Erschließungspläne und für eine Erhaltung dieser
einmaligen Kultur- und Naturlandschaft
ein. Doch die Personen haben sich
geändert und damit wohl auch das
Bewusstsein für den sensiblen Umgang
mit dem Naturraum.
2017 schien bereits
alles anders zu sein: Grundbesitzer haben
ihre wertvollen Gründe im Talboden
den Seilbahnern plötzlich zur Verfügung
gestellt und der Obmann der Agrargemeinschaft Schlickeralm teilte öffentlich
mit, „dass die Agrargemeinschaft den
Erschließungsplänen nicht negativ
gegenübersteht“ (Tiroler Tageszeitung,
15.11.2017). Derartige Aussagen aus der
Landwirtschaft überraschen nicht, denn
Natur- und Umweltschutz werden unter
vielen Landwirten immer noch als Hemmschuh und Verhinderungsinstrument
in der landwirtschaftlichen Entwicklung gesehen. Es bleibt zu hoffen, dass
zumindest die Grundeigentümer rund
um die Goldsutte und der Kaserstatter
Mähder, die 1985 eine Erschließung der
bis zu 40° steilen und daher besonders
gefahrenträchtigen Hänge kategorisch
ablehnten, auch heute noch Rückgrat
beweisen, sich ihrer Verantwortung
für eine intakte Bergnatur einzutreten
bewusst sind und deshalb standhaft
bleiben. Sollte es jedoch zur Projekteinreichung kommen, darf man gespannt
sein, ob die Amtssachverständigen den
damaligen Argumenten ihrer Vorgänger folgen. Alles andere wäre eine Farce, denn
die eindrucksvolle Landschaft und die dokumentierten Naturgefahren haben sich
bis heute nicht geändert. Zudem sollte
bereits im Vorfeld genau geprüft werden,
ob sich nicht Teile der geplanten Seilbahn
und/oder der Schipisten im bestehenden
Ruhegebiet „Kalkkögel“ befinden. Wenn
dem so ist, dann ist eine Genehmigung
nach dem Tiroler Naturschutzgesetz als
auch nach der Alpenkonvention, Protokoll
Naturschutz und Landschaftspflege
(Art. 11) und Bodenschutz (Art. 14) nicht
möglich. Und zu guter Letzt darf bei all
den Gutachten, Verfahren, Gesetzeslagen
usw. nicht auf den zunehmenden Druck
aus der Bevölkerung vergessen werden,
denn diese hat nicht nur die Erschließungspläne rund um die Kalkkögel nicht
vergessen, sondern hat von diesem
Erschließungswahnsinn der letzten Jahre
in Tirol mittlerweile genug. Und auch im
Stubaital scheint die Ablehnung groß
zu sein, denn viele naturverbundene
Menschen haben sich zusammengefunden und die Initiative „Rettet die
Goldsuttn“ gegründet (weitere Informationen unter www.goldsutten.com).
Neben den Erschließungsplänen im Stubaital sollen die Vorgänge rund um den Verkauf der Muttereralmbahn und dem damit geplanten Zusammenschluss mit der Axamer Lizum auch noch einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Nachdem der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer, gemeinsam mit den Gemeinden Götzens und Mutters den Verkauf der Muttereralmbahn an einen slowakischen Investor (Tatry Mountain Ressort) besiegelt hatten, schrillten ob des Vertragsinhaltes umgehend die Alarmglocken. Der Verkaufspreis wurde mit 4,5 Millionen Euro festgelegt, wobei 1,25 Millionen Euro nur dann fließen, wenn auch der Zusammenschluss mit der Axamer Lizum zustande kommt.
So
etwas grenzt schon beinahe an Erpressung und deshalb ist absehbar, dass der
TVB-Innsbruck und seine Feriendörfer als
auch die Bürgermeister der Gemeinden
Mutters und Götzens bei den Behörden
intervenieren und massiven Druck ausüben werden, um den Zusammenschluss
zu realisieren, zumal man einerseits den
ausländischen Investor bei Laune halten will und andererseits die 1,25 Millionen
Euro zur Reduktion der Verschuldung
dringend benötigt. Es ist zu hoffen, dass
sich die Behörde bei der Erarbeitung
der Gutachten durch die Sachverständigen nicht unter Druck setzen lässt und
völlig unabhängig agiert. Neben dem
Behördenverfahren stellt naturgemäß
die Projektvariante ein großes Fragezeichen dar. Nachdem die Schweizer Firma
grischconsulta die Verhandlungen mit
Tatry Mountain Ressort führte und genau diese Firma 2014 mit dem erstellten
„Masterplan Bergbahnen Innsbruck“ u.a.
auch die Erschließung durch die Kalkkögel forcierte, scheint es fraglich, ob es
hier zu einer naturverträglichen Variante
kommt.
Demnach sehen die Planungen
eine 10er-Einseilumlaufbahn vom Pfriemesköpfl auf das Birgitzköpfl und weiter
in die Axamer Lizum vor. Eine direkte
Anbindung des Birgitzköpflhauses ist
nicht geplant, wobei diese Variante den
geringsten Eingriff darstellen würde. Außerdem soll eine Piste zur Birgitzer Alm
geführt werden und von dort ein Schiweg über den Butter-Bründl-Steig in die
Axamer Lizum. Dem nicht genug, tauchen
immer wieder Pläne auf, in einer weiteren
Ausbaustufe auch die Waldschneise zwischen der Birgitzer Alm (1.808 m) und dem
großen Gedenkkreuz beim Hüttenboden
(ca. 1.600 m) schitechnisch zu erschließen (ORF-Tirol online, 11.04.2012). Der
Schiweg entlang des Butter-Bründl-Steiges würde durch ein äußerst labiles bzw.
rutschgefährdetes Gebiet führen. Das
belegen die vielen Quellaustritte, der zumeist nasse und schlammige Wanderweg
und der durch Hangbewegungen typische
Säbelwuchs der Bäume.
Da die Alpenkonvention in Österreich geltendes Recht ist,
muss in diesem Fall das Bodenschutzprotokoll (Art. 14) zur Anwendung kommen.
Darin heißt es unmissverständlich, dass
„Genehmigungen für den Bau und die
Planierung von Skipisten in Wäldern mit
Schutzfunktionen nur in Ausnahmefällen und bei Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen erteilt und in labilen
Gebieten nicht erteilt werden“. Im Jahre
2004 hat der Umweltsenat schon einmal
den damaligen geplanten und von der
Tiroler Landesregierung genehmigten Zusammenschluss „Mutterer Alm - Axamer
Lizum“ aufgrund des Bodenschutzprotokolls (Art. 14, Abs. 1) ersatzlos aufgehoben. Es ist davon auszugehen, dass
man weiterhin an diesen Plänen festhält.
Vielen Menschen im Großraum Innsbruck sind die Pläne in dieser Form nicht
bekannt. Ein Großteil ist nach wie vor der Meinung, dass es ausschließlich einen
Zusammenschluss zwischen dem Pfriemesköpfl und dem Birgitzköpflhaus gibt.
Würden die nach wie vor aktuellen Pläne
realisiert, würde damit eines der beliebtesten Naherholungsgebiete für Rodler,
Schneeschuhwanderer, Winterwanderer
und Schitourengeher der Vergangenheit
angehören. Das sollte allen bewusst sein.
Es wird die Zeit kommen, indem sich
das Leben wieder normalisiert. Für
den Tourismus in seiner jetzigen Form benötigt es aber ganz dringend ein
Umdenken, neue Strategien und neue
Weichenstellungen, denn gerade die
Pandemie hat Tirol mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie anfällig
und verwundbar die monostrukturelle
touristische Ausrichtung für ein Land ist.
Es wäre fatal weiterhin an den bisherigen
touristischen Strukturen und Auswüchsen
festzuhalten und deshalb zeugt es nicht
von Weitsicht, wenn PolitikerInnen und
Wirtschaftskämmerer keine Bereitschaft
für eine Veränderung zeigen und reflexartig den aktuell in Tirol praktizierten
Massentourismus auch noch verteidigen
(Tiroler Tageszeitung vom 06.02.2021,
VP-Tourismussprecher M. Gerber:
„Sanfter Tourismus ist falsche Antwort.“)
Will Tirol ernsthaft sein angekratztes
Image beseitigen, dann benötigt es im
Sinne der Alpenkonvention und ihrer
Protokolle endlich strenge Leitplanken
für die weitere Entwicklung, ebenso klar
definierte und unverrückbare Endausbaugrenzen im Gebirge, eine funktionierende
alpine Raumordnung, die Ausweisung
weiterer Schutzgebiete samt Betreuung
und ein Ende des Flächenverbrauchs
in den Tälern für weitere Hotelburgen,
Chaletdörfer und Freizeitwohnsitze.
Text und Fotos: Essl Josef