14.08.2019 - 18.08.2019 in Zillertal
Hochtour
Alpine Hochtour im Herzen der Zillertaler Alpen vom 14.-18. August 2019
Es ist mir eine Freude, von prächtigen Hochsommertagen, einzigartigen Hüttenerlebnissen, aber vor allem von einer homogenen Seilschaft in Eis und Fels berichten zu dürfen, die eine erfolgreiche Bergfahrt, wie die diesjährige, überhaupt erst möglich macht.
Nach Kaffee und Mehlspeise in Mittersill und ausgiebigem Mittagessen in Ginzling bringt uns das Hüttentaxi am Nachmittag des ersten Tages in den Floitengrund, von wo aus wir gestärkt auf schönem Steig die Mörchnerscharte erreichen. Unser erster Blick zu den Gletschern des
Zillertaler Hauptkammes macht Lust auf mehr und so genießen dann doch einige von uns ein ausgiebiges Bad im kalten Schwarzsee, bevor wir vorbei an der hotelartigen Berliner Hütte im letzten Sonnenlicht in den Zemgrund zur Alpenrose absteigen, die uns eine gute Herberge für die erste Nacht bietet.
Gemütlich können wir es auch am zweiten Tag angehen. Die Tour hat zwar einiges an Höhenmetern, ist aber nicht allzu lange. Der Steig führt, einer Himmelsleiter gleich, hinauf zu unserem ersten Dreitausender, dem Schönbichler Horn.
Traumhaft ist der 360° Rundumblick, fast ein bisschen bedrohlich wirkt der lange Nordgrat des Großen Möseler. Schon am frühen Nachmittag genießen wir auf der Sonnenterrasse des Furtschaglhauses bei einigen Bierchen die Lavanttaler Speck- und Würsteljause, die Günter für uns mit hochgetragen hat und.... “Autsch der Finger…!“ feinblättrig zu unser aller Wohl aufschneidet. Verdient ist verdient, denken wir und greifen herzhaft zu.
In der Früh des dritten Tages schauen wir bei leichtem Nieseln in die Nebelsuppe. Bei jedem lange Gesichter. Einhelliger Tenor: „…erst einmal zum Gratansatz des Möseler und dann schauen wir weiter!“. Die richtige Entscheidung. Als wir den leicht angezuckerten luftigen Grat hinaufturnen machen die Wolken der Sonne immer mehr Platz. Mit den Eisen überwinden wir das Firnhaupt des Möseler und schütteln uns wenig später zum „Berg Heil“ die Hände. Gemeinsam stehen wir auf einem der schönsten und höchsten Gipfel der Zillertaler Alpen, sind überglücklich und machen Fotos, was das Zeug hält.
Der Abstieg nach Südtirol zur Chemnitzer Hütte ist lang, aber nicht schwierig und bei einem unvergesslichen Abend werden wir für jegliche Anstrengung belohnt. Der Hüttenwirt hat ein großes Herz für alle. Das Essen ist einmalig und ein Bursch spielt mit viel Herzblut auf seiner Harmonika Musik aus aller Welt.
Ein wenig anstrengend wird der nächste Tag am Stabeler Höhenweg, der im stetigen Auf und Ab einige Scharten überwindend und uns zur neu errichteten, futuristisch anmutenden Schwarzensteinhütte hinauf leitet. Ein perfekter Weg seinen Gedanken nachzuhängen und Erlebtes Revue passieren zu lassen. Lukas und Bernhard, unsere zwei jungen Kletterfreaks haben uns nach zwischenzeitlicher Kletterpartie im Hüttenaufstieg wieder eingeholt und lassen auch die Floitenspitze vor dem Abendessen nicht aus. Die Jugend soll man nicht aufhalten. Wir Älteren sparen schon lieber die Kräfte und genießen gemeinsamen den ersten Schluck aus dem Krügerl.
Bei Gulasch mit Polenta und der Tourenplanung für unseren letzten Tag machen wir wieder gemeinsame Sache bevor wir in den wohlverdienten Schlaf sinken.
Der Aufstieg zum Großen Löffler bei strahlendem Sonnenschein gestaltet sich schwieriger als erwartet. Über das Floitenkees wollen wir nicht zu tief absteigen und queren daher unter dem Gratausläufer der Floitenpitze, eine mächtige Querspalte umgehend, gut gesichert in zwei Fünfer-Seilschaften direkt in das Floitenjoch.
Auf die vorgelagerte Tribbachspitze und den Löffler geht es nach heikler Hangquerung immer am Grat im festen Fels zu viert, während der Rest unserer Gruppe zurück über den spaltenreichen Gletscher direkt zur Greitzer Hütte absteigt.
Diese bietet nochmals einen Panoramablick in den Hauptkamm der Zillertaler, den wir in den letzten fünf Tagen in all seiner Pracht erleben durften, aber auch - und das ist beim Bergsteigen ja auch nicht so unwichtig - gewaltig „G´schmackiges“ .
Ich sag nur so viel: „…Gröschtl mit zwoa Oar und Krautsalat, angeprankelte Wurschtnudeln und jedem Kaiser sein Schmarrn“, Herz und Magen, was willst du noch mehr? „…wiederkommen in unsere schöne Berg- und Gletscherwelt im nächsten Jahr…“, denk ich mir, nehm einen kräftigen Schluck und proste meinen Bergkameraden zu.
Text und Fotos: Harald Egger
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