Foto: D. Pilz
Bergtour am 25.07.2021
Tourenführer: Daniel Pilz
Wenn einem die Teilnehmer fehlen und der Wetterbericht nachmittags Gewitter prophezeit, kommen eigentümliche Touren zustande. So war es auch am Sonntag, den 25. Juli. Der Knallstein kam als Vorschlag vom Alpenvereinskollegen Bernhard und war mir selbst eigentlich nur von der Ferne bzw. vom Stöbern in den Karten bekannt. Als Gipfel, der am leichtesten von der Scheffau mit einem Anstieg von über 1700 Höhenmeter erreichbar ist, wäre er eigentlich auch für meine Verhältnisse, eine völlig ausreichende Anstrengung für einen Tag. Nun ist es aber so wahnsinnig schön am Plateau des Tennengebirges und die nördliche Seite schon lange ein Teil, den ich noch erkunden wollte. Drum wär`s schade direkt nach dem Gipfelglück wieder ganz runter zu gehen. Also die Entscheidung: Leichter Rucksack, Trail Schuhe und um 5 Uhr ists zum Losgehen – weil viel Zeit bleibt nicht bis zum Gewitter und heute könnt‘s ein bisschen länger werden.
Als es gerade hell genug wird, um ohne Stirnlampe zu gehen starte ich also allein vom Parkplatz der Unterscheffau, los Richtung Infangalm. Der Weg geht hier noch relativ unaufregend aber doch nett, teilweise als Forstweg, Almweg oder Waldpfad, rauf zur Stefan-Schatzl-Hütte. Dort kommt man aus dem dichten Mischwald in lichteren Lärchenwald, wo ich mir noch einen Moment Ruhe gönne, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Noch ein paar Höhenmeter, bis ich auch den Lärchenwald hinter mir lasse und sich mir ein Anblick eröffnet, der alle meine Erwartungen zu diesem Aufstieg übertrifft.
Hier finde ich ein Landschaftsjuwel aus Karstrinnen und bezaubernden Wasserläufen. Und dem nicht genug. Hier präsentiert sich auch der markante Knallstein zum ersten Mal im morgendlichen Sonnenlicht von seiner besten Seite. Nachdem ich aus dem Staunen wieder rausgekommen bin und mich in Gedanken bei Bernhard für den Tourenvorschlag bedankt habe, folge ich dem Gebimmel der Schafglocken weiter Richtung Plateau. Nun geht es über Geröllfelder und teilweise glatte Felsplatten den Wegmarkierungen folgend weiter Richtung Gipfel. Kurz bevor ich diesen erreiche, eröffnet sich mir, nach einer längeren schattigen Passage, ein von der Morgensonne vergoldetes, atemberaubendes Panorama über das Tennengebirge und dem fortgeschrittenen Sonnenaufgang über dem Dachstein.
Die letzten Meter zum Gipfel sind schnell geschafft. Nun die wohlverdiente Pause und Genuss des Blicks runter Richtung Salzburg. Nach einer Stärkung wende ich mich meinem nächsten Ziel zu – dem Leopold-Happisch-Haus. Ich folge dem direkten Weg dorthin – also den verblassten Markierungen und Steinmandl, denn einen sichtbaren Weg gibt es in diesem kaum begangenen Bereich des Tennengebirges nicht. Voller Motivation lege ich die Strecke teilweise im Laufschritt zurück. Jedoch mit regelmäßigen Unterbrechungen, um mich wieder zu orientieren oder auf den tatsächlichen Weg zurückzufinden.
Beim Happisch-Haus angekommen, fülle ich meinen dringend notwendigen Wasservorrat wieder auf, jausne nochmal und leg mich für einige Minuten in die Sonne – so viel Zeit muss sein. Mein nächstes Ziel heißt eigentlich Niedertörl, von wo ich zum Pass Luegg absteigen will, doch nach einigen Schritten komm ich an der Abzweigung zum Tirolerkogel vorbei und bin versucht auch den noch mitzunehmen – denn was sind jetzt schon noch 400 Höhenmeter mehr. Es ist kurz nach zehn, Wetter sieht noch stabil aus und die Beine sind auch noch überraschend fit. Also wieder auf nach oben. Nach halber Höhe bereue ich die Entscheidung schon wieder ein wenig, denn nach dem zügigen und steilen Anstieg melden sich zum ersten Mal die Beine. Aber es heißt durchbeißen. Belohnt werde ich dafür mit einem beeindruckenden Gipfel, welcher etwas Mut erfordert, um über den sehr abschüssigen Grat bis zum Gipfelkreuz zu kommen.
Frischer Wind treibt mich nach kurzen Rundblick aber auch schon wieder vom Gipfel runter, wo ich nun meinen Heimweg durchs wunderschön blühende Pitschenbergtal einschlage. Kurze Rast nochmal bei der Pitschenberglacke in der Gesellschaft von halbzahmen Murmeltieren und Bergmolchen. Nach der Pause führt ein sehr langwieriger Weg auf und ab durch stark verkarstete und mit Latschen verwachsene Landschaft, rüber zum Niedertörl. Hier ist Orientierungssinn gefragt, denn im Latschen- und Dolinenlabyrinth verläuft sich der tatsächliche Weg oft trügerisch in Gamspfade.
Nach zwei gefühlten Ewigkeiten habe ich auch das Niedertörl hinter mir gelassen und komme nach steilen Abstieg am Gasthof Pass Luegg an, wo ich in der Früh mein Fahrrad abgestellt habe. Von hier sind es nun nur noch 6 gemütliche Kilometer zurück zum Auto, welche ich bei leichtem Nieselregen zum Teil rolle und strample.
Bei der Autofahrt nach Hause bricht das Gewitter herein. Gut „getimed“.