Liebe Mountainbike-Freunde,
ich möchte euch in diesem Journal einerseits ein interessantes Mountainbike-Buch des BLV-Verlags über Technik, Training und Tourenplanung vorstellen und andererseits einige Anregungen für ein konfliktfreies Miteinander von Bergradlern und Bergsteigern geben.
Mountainbiken verbindet Naturerleben mit der Freude an der Bewegung. Neben Wandern und Bergsteigen zählt das Radfahren/Mountainbiken zu einer der gesündesten Sportarten.
Unter Mountainbiker verstehe ich natürlich alle weiblichen und männlichen Radfahrer.
Die beste Motivation für die Ausübung dieser Sportart ist, dass man durch
„Bergradln“ einen hohen Trainingseffekt erreicht
und
bei der abschließenden „Genussabfahrt“ auch seine Gelenke schont.
Mit dem Fahrrad aus eigener Kraft in die Berge zu gelangen, hat schon eine lange Tradition. Schon die legendären „Bergvagabunden“ wie Anderl Heckmair und Hermann Buhl sind ab den 1920er Jahren mit ihren - mit den heutigen Sportgeräten zugegeben nicht vergleichbaren - Drahteseln losgezogen und waren damit bis in den Westalpen und auch am Mittelmeer unterwegs.
Meiner Erfahrung nach - mein erstes Mountainbike habe ich mir 1985 gekauft - hat sich in den letzten Jahrzehnten der Mountainbike-Sport zu einer naturverträglichen Freizeitaktivität und in Österreich auch positiv für Wirtschaft und Tourismus entwickelt.
Dies war möglich durch konstruktive Gespräche mit den alpinen Vereinen, mit den Tourismusverbänden, den Grundbesitzern, Wegehaltern, Vertretern der Forstwirtschaft sowie mit Jagdpächtern.
Ein Thema für Konflikte ist jedoch nach wie vor die Abgeltung für freigegebene Wege und die Haftung bei Unfällen.
Auch der Alpenverein war und ist stets als Vermittler tätig, wobei ich festhalten möchte, dass es auf Alpenvereinswegen ein „Servitutsrecht“ für Wanderer gibt, welches allerdings für Mountainbiker (leider) nicht gilt.
Daher ist gegenseitige Rücksichtnahme auf Wegen, die von Wanderern und Radlern gleichzeitig genutzt werden, gefragt.
Grundsätzlich gilt: Sperrungen müssen respektiert werden!
Ich darf auch darauf hinweisen, dass Mountainbiker durch Fahrten bei
Tageslicht, und dies keinesfalls in der
Dämmerungsphase, Störungen der Wildtiere – wie z.B. bei der Nahrungsaufnahme - vermeiden
können.
Zum Buch „Richtig Mountainbiken“
Mit diesem handlichen Buch des deutschen BLV-Buchverlages haben Matthias Laar und Verena Stitzinger einen optimalen Ratgeber für jedermann/-frau geschrieben.
Es bietet Hilfestellungen für Einsteiger und willkommene Auffrischungen für Fortgeschrittene.
So werden alle wichtigen Themen wie Material & Ausrüstung, Radanpassung, Werkstattgrundlagen für zu Hause, Fahrtechnik, Fitness, Tourenplanung und Natur & Umwelt behandelt, auf die ich im Folgenden nun kurz eingehen möchte.
Nach neuesten Untersuchungen leidet eine Vielzahl von Radfahrern bei ihren Ausfahrten unter Schmerzen. Häufig liegt die Ursache in einem nicht optimal auf sie angepassten Rad. So ist es wichtig, dass die Bike-Ergonomie und die Sitzposition genau stimmen. Ein MTB ist also nur so gut, wie es zum Fahrer passt.
Außerdem ist nur eine qualitativ hochwertige Grundausstattung ein Garant für viel Spaß beim Biken.
Um anspruchsvollere Touren bewältigen und vor allem genießen zu können, ist auch eine gute Fahrtechnik unerlässlich.
Dass das Üben von Fahrtechnik auch Spaß machen kann, wird in diesem Buch durch Fotos und durch Übungen eindrucksvoll und verständlich erklärt.
Die Themen Bergauf- und sicheres Bergabfahren, richtig Schalten, Spitzkehren- und Kurvenfahren, Balance halten, Hindernisse überwinden, Schieben und Tragen werden praxisbezogen beschrieben.
Wie bei jedem Bergsport, muss man sich auch beim Mountainbiken den Blick in das Tal oft mit einer ganzen Menge Anstrengung und Schweiß verdienen. Und man kommt nicht umhin, an seiner Fitness zu arbeiten.
Die Ausdauer-Leistungsfähigkeit bildet die Basis, um eine Mountainbike-Tour über mehrere Stunden genussvoll bewältigen zu können. Im Buch „Richtig Mountainbiken“ finden sich dafür nützliche Tipps und Regeln für den Aufbau einer besseren Fitness und Gesundheit.
Wann und welche Belastungen für Kinder und Jugendliche geeignet sind, wird im Kapitel „Kids on Bike“ beschrieben.
Übrigens, das Anbieten motivierender Ziele und viel Abwechslung sind bei der Ausfahrt mit Kindern unumgänglich ( „…unsere Tour geht über einen ´spannenden Trail` zum Kletterfelsen…..“). Die Belastungssteuerung übernimmt gewöhnlich das Kind meist selbst. Solange Lust und Laune am Radeln besteht, ist alles in Ordnung.
Das gilt natürlich auch für „ältere“ Biker. Bewegung ist für alle Menschen äußerst gesund und ein Jungbrunnen - vorausgesetzt die Dosis passt.
Damit uns auch in der zweiten Lebenshälfte der Mountainbike-Sport mit viel Freude erfüllt, geben uns die beiden Autoren eine Reihe von Vorschlägen und Anregungen.
Eine gute Tourenplanung ist immer unerlässlich. Sie hilft, Risiko zu minimieren und das Vergnügen zu optimieren.
So finden sich in diesem Fachbuch Checklisten betreffend die Ausrüstung für Tages- und Mehrtagestouren bis zur Alpenüberquerung.
Erwähnenswert finde ich auch die „3×3-Methode“, die die Planung in drei Phasen unterteilt: 1.zu Hause, 2.vor Ort am Ausgangspunkt (hat sich was geändert?) und 3.während der Tour („rollende Planung“, muss ich was ändern?). Diese Methode ist übrigens auch auf viele Bergsportarten anwendbar. Die Faktoren, die hierbei jeweils überprüft werden, sind der Mensch, die Umwelt (Gelände. Winter etc.) und die Ausrüstung.
Eine konsequente Planung mit Umkehrpunkten und bestenfalls mit vorausgedachten Notfall-Szenarien ist für alle ein großes Sicherheitsplus.
Eine bunte Vielzahl von Themen werden in diesem sympathischen MTB-Buch angeschnitten: Wie orientiere ich mich im Gelände? Wie nutze ich ein GPS-Gerät? Wie lange werde ich für die Tour brauchen? Was bedeutet das Wetter für meine Sicherheit?
Die Autoren weisen auch darauf hin, dass es jedem Outdoor-Sportler ein selbstverständliches Anliegen sein sollte, die Umwelt zu schützen und Pflanzen und Tiere sowie andere Naturnutzer zu respektieren.
Im freundlichen Gespräch erkennen Wanderer und Radfahrer oft mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes.
Zum Thema Natur und Umwelt erlaube ich mir Lester R. Brown zu zitieren: „Die Rettung des Planeten ist kein Zuschauersport. Je mehr Menschen über die Natur wissen und mit sehenden Augen unterwegs sind, desto mehr werden sie einen sanften Umgang mit der Umwelt weniger als lästige Pflicht, sondern vielmehr als Genuss empfinden.“
Es ist ein sehr verständlich verfasstes Buch, welches uns motiviert, mit dem Mountainbike Neues und Unerwartetes zu entdecken und zu erleben.
Sowohl den Autoren als auch dem Verlag ist dazu zu gratulieren und zu danken.
Über die Autoren:
Matthias Laar ist u.a. Diplom-Sportwissenschaftler und Mitglied des Bundeslehrteams des Deutschen Alpenvereins (DAV). Parallel arbeitet er als Personal- und MTB-Fahrtechnik-Trainer.
Verena Stitzinger ist u.a. studierte Försterin (Dipl.Ing. Forst (FH)) MTB-Techniktrainerin und Mitglied des DAV Bundeslehrteams.
Vera Stitzinger, Matthias Laar: „Richtig Mountainbiken“, BLV Buchverlag München, 128 Seiten, ISBN 978-3-8354-0952-1, € 15,40 (A)
Rezension: Franz Weissenbäck
In Ergänzung zur Rezension möchte ich noch 10 Empfehlungen des Alpenvereins in geraffter Form zusammenfassen.
Sie dienen dazu, Mountainbike-Touren sicher, naturverträglich und konfliktfrei zu gestalten.
1. Gesund aufs Rad
Voraussetzung ist Gesundheit und realistische Selbsteinschätzung.
Vermeide Zeitdruck und steigere die Intensität und Länge der Tour langsam.
2. Sorgfältig planen
Hilfsmittel bei der Biketour-Wahl: Fachliteratur, Karte, GPS-Programm, Internet, Experten.
Touren immer auf die Gruppe, den Wetterbericht und die aktuellen Verhältnisse abstimmen.
3. Nur geeignete Wege befahren
Um Konflikte mit Grundeigentümer und anderen Naturnutzern vorzubeugen, benütze nur geeignete Straßen und Wege und respektiere lokale Sperrungen und Regelungen.
Vermeide Erosionsschäden durch Querfeldeinfahrten.
4. Kontrolliere dein Bike
Achte auf eine gesundheitsschonende Sitzposition.
Kontrolliere vor jeder Fahrt Bremse, Luftdruck, den festen Sitz der Räder, Federung und Schaltung des MTB.
5. Vollständige Ausrüstung
Ein Erste-Hilfe-Paket gehört ebenso in den Rucksack wie das Mobiltelefon (Euro-Notruf 112), ein Reparaturset, wärmende Kleidung, Regenschutz, Licht und ausreichend Essen und Trinken.
Handschuhe und Brille schützen Hände und Augen.
Karten oder GPS sind wertvolle Orientierungshilfen.
6.Immer mit Helm
Bergauf und bergab immer mit Helm!
7. Fußgänger haben Vorrang
Meide von Wanderern stark frequentierte Wege.
Nimm Rücksicht auf Fußgänger und Hunde.
Kündige dein Kommen frühzeitig an und reduziere das Tempo.
Ein freundlicher Gruß ist immer förderlich, halte nötigenfalls an.
8. Tempo kontrollieren
Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an.
Da jederzeit mit unerwarteten Hindernissen zu rechnen ist, fahre aufmerksam und bremsbereit.
9. Hinterlasse keine Spuren
Verhindere Bodenerosion und Wegeschäden durch kontrolliertes Bremsen mit nicht blockierenden Rädern.
10. Rücksicht auf Tiere
Fahre bei Tageslicht, um Störungen der Wildtiere in der Zeit der Nahrungsaufnahme (Dämmerungsphase) zu vermeiden.
Nähere dich Tieren im Schritttempo.
Schließe Weidezäune und Gatter nach der Durchfahrt.
Viel Spaß beim Mountainbiken wünscht euch
Franz Weissenbäck