Unzählige Wanderungen und Bergtouren mit meinem Mann, mit Freunden oder alleine hatte ich hinter mir. Höhepunkte dabei waren die Besteigung des Großglockners, des Großvenedigers, des Johannisberges und als absolutes Highlight der 5896 m hohe Kilimanjaro. Das Leben mit und die Bewegung in der Natur waren für mich wohltuender Ausgleich zum anstrengenden Alltag. So gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht zumindest einen ausgedehnten Spaziergang unternahm.
Und dann das!
Eine sehr seltenen, heimtückische Krankheit (Guillain – Barré – Syndrom) zerstörte meine Nervenzellen und lähmte innerhalb von 24 Stunden fast meinen gesamten Körper. Ich hatte unerträgliche Schmerzen in den Beinen und im Becken, konnte mich jedoch keinen Millimeter mehr bewegen. Nach 4 Wochen Krankenhausaufenthalt und 14 Wochen äußerst anstrengender Reha konnte ich mit dem Rollator bzw. mit Stöcken wieder einige Schritte gehen.
Nun, zweieinhalb Jahre später, täglichem harten Training, vielen Physiotherapien, weiteren Reha-Aufenthalten und mehreren deprimierenden Rückschlägen bin ich so weit, dass ich mit dem Rollator bzw. den Stöcken ca. einen Kilometer gehen kann.
Ohne die aufopfernde Unterstützung meiner Familie (allen voran meines Mannes und meiner Kinder), der Aufmunterung durch unsere Freunde und Bekannten, der professionellen Betreuung durch Physiotherapeuten und meiner Akupunkturärztin hätte ich es nie so weit geschafft und säße wohl heute noch im Rollstuhl.
Den sogenannten „Biss“ zum Durchhalten habe ich mir aber auch in meinem „früheren Leben“ in den Bergen angeeignet. Kein Gipfelsieg ohne Biss!!
Ich bin mir darüber im Klaren, dass meine Chancen, je wieder auf einem Berggipfel zu stehen, gleich null sind. Trotzdem gebe ich nicht auf und setze mir realistische Ziele. Eines davon ist, wieder einmal den Rundweg um das wunderschöne Astner-Moos hoch oben im Astental zu schaffen. Was früher ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang war, wird nun für mich zu einem Fernziel, auf das ich wohl noch lange hintrainieren werde müssen. Sollte mir diese Umrundung jedoch irgendwann gelingen, so wird dies einer meiner schönsten Gipfelsiege sein.
Erika Fleißner