Sausteil
Da der Mai dieses Jahr offensichtlich meint der April zu sein, entschieden wir uns dafür den eigentlich zweitägigen Felskletterkurs auf einen Tag zu beschränken. Diese Entscheidung bescherte den Teilnehmern und Teilnehmerinnen einen zeitlich äußerst alpinen Frühstart, doch dadurch konnte gewährleistet werden, dass möglichst viele Inhalte an einem Tag durchgenommen werden konnten.
So trafen wir uns also insgesamt zu siebt in Steyrermühl und
machten uns dann gemeinsam mit zwei Autos auf den Weg in das schöne Ennstal zum
Klettergarten Sauzahn. Dort angekommen erwartete uns, nach einem kurzen Sprint
durch Wald und Wiesen, ein komplett einsamer Klettergarten aus Dolomitgestein.
Selbst die einfachsten Touren wirkten auf den ersten Blick irrsinnig steil und
beeindruckend. Dass sich ein paar der Teilnehmer und Teilnehmerinnen
kurzfristig nicht mehr so sicher waren ob wir hier überhaupt richtig sind,
konnte man relativ leicht an den verstummenden Gesprächen erkennen, was
vermutlich daran lag, dass der Blick permanent nach oben gerichtet und der Mund
gleichzeitig offen war. Nach einer kurzen Auftauphase kam der Mut aber wieder
relativ rasch zurück. Um die Gunst der einsamen Stunden zu nutzen wurden sofort
die ersten fast senkrechten Meter im Toprope-Stil in Angriff genommen und auch
erfolgreich bezwungen. Die Kombination aus fehlenden Grifffarben und teilweise
bereits etwas abgekletterten und daher ein bisschen rutschigeren Felsmetern
offenbarte den ambitionierten Kletterern und Kletterinnen gleich einmal den
großen Unterschied zum Klettern in der Halle. Aufgrund der großen Motivation
aller Anwesenden stellten jedoch auch diese Erschwernisse kein großes Hindernis
auf dem Weg zum an der Spitze des Sauzahns angebrachten Gipfelkreuz dar.
Nach kurzer Kennenlernphase der eher ungewohnten Umgebung wagten es die Ersten bereits sich in das scharfe Ende des Seils einzubinden und die Routen im Vorstieg zu klettern aber auch an den theoretischen Grundlagen des Sports wurde großes Interesse gezeigt. Während des Tagesverlaufs übten die Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen verschiedene relevante Seiltechniken und bereicherten den Kurs durch einige gut überlegte Fragen und durchdachte Einwände. Somit gestaltete sich der Tag aus einem ausgewogenen Mix aus Kletterpraxis, Klettertheorie und gemütlichen Jausenpausen.
In einer dieser Pausen dürften vor allem die männlichen Kursteilnehmer vom Ehrgeiz gepackt worden sein, da der Wunsch geäußert wurde, eine etwas schwerere Route im Toprope probieren zu wollen. Auf den Spuren des tschechischen Ausnahmekletterers Adam Ondra wurde somit eine teilweise überhängende Felsstruktur in Angriff genommen. Mit jedem gewonnen vertikalen Zentimeter floss mehr Schweiß, glichen die Anstrengungslaute mehr und mehr dem genannten Vorbild und wuchs der brennende Schmerz in den Unterarmen der Aspiranten. Nach einem minutenlangen spektakulären Kampf, bei dem eindrucksvoll demonstriert wurde, dass man mit genügend Urkraft gar nicht so viel Technik benötigt um gut 20 schwierige vertikale Meter zu überwinden, konnte ein Teilnehmer sogar bis zum Ende der Route klettern.
Diese bemerkenswerte Leistung beschlossen wir im Anschluss sofort gebührend zu feiern. Das darauf folgende Burger Menü stellte auch den gemütlichen Abschluss dieses ereignisreichen Tages dar. Ein durch und durch perfekter Klettertag ging somit zu Ende und wartet nur darauf wiederholt zu werden.
Einen großen Dank an den Kursleiter und Tourenführer Andreas Mattischek für die tolle Betreuung, sowie an alle Teilnehmer!