Bergheimat „Resi Tante“
Theresia Gschaider wurde 1893 auf dem Gschaiderhof in Losenheim geboren. Von Kind auf fleißig und tatkräftig beschloss sie schon als junge Frau, ihren Lebensweg alleine zu gehen und die gesellschaftlichen Schranken, in denen Frauen damals gefangen waren, zu ignorieren. Frauen waren damals, es war zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Ehefrauen vorgesehen, und wenn das nicht klappte, vor allem bei der ärmeren Bevölkerung, als Dienstmädchen, als Magd, aber nie und nimmer als selbstständige Unternehmerin. 1913 kaufte der Sägemeister Martin Wanzenböck eine kleine Liegenschaft in Losenheim und eröffnete eine Mostschänke, um den Touristen, vor allem Leuten aus Wien, ländliche Erfrischungen anbieten zu können. Oben am Faden stand schon seit 1886 die Sparbacher Hütte und als dann die Eisenbahnstrecke von Wiener Neustadt nach Puchberg in Betrieb ging, kamen immer mehr Besucher in die Schneeberg-Gegend. Als dann Martin Wanzenböck und seine Frau Mara die Bewirtschaftung der Sparbacher Hütte übernahm, war dass die Gelegenheit für Theresia auf den Berg zu übersiedeln und dort zu arbeiten. Nach ein paar Jahren übernahmen dann die Geschwister, Theresia Gschaider und ihr Bruder Leopold, die Sparbacher Hütte. Endlich war sie selbstständige Unternehmerin!
1925 brannte das Haus aufgrund der Unachtsamkeit eines Jagdpächters vollständig ab. Schnell war allen klar dass man die Hütte wieder aufbauen will, und unter tatkräftiger Mitarbeit der Geschwister Gschaider konnte das Haus auch am 24.6.1928 wieder eröffnet werden. Die Kochkünste und die Gastfreundschaft von Theresia waren bald bei allen Besuchern des Schneebergs und weit darüber hinaus bekannt.
Resi und ihr Bruder Leopold, der auch eine Stütze bei der Gründung des lokalen Bergrettungsdienstes war, kümmerten sich aber nicht nur im die Gastwirtschaft, sondern auch um die Erschließung des Gebiets um die Hütte herum. So markierten die Geschwister beispielsweise eine durchaus anspruchsvolle Skitour: von der Station der Zahnradbahn über das Damböck-Haus zur Fischer-Hütte, den Wurzengraben hinunter, dann zum Almgatterl und über den Fadenweg zur Sparbacher-Hütte. Vom Almgatterl aus konnten die Leute durch den Kaltwassergraben die Tränkwiese erreichen und über das Klostertaler Gscheid bis nach Gutenstein kommen: Die Route war bald als Tränkwiese-Tour bekannt.
Aber Theresia hatte als Pächterin nicht genügend Freiraum um all ihre Ideen und Wünsche in die Tat umsetzen zu können. So erwarben die Geschwister Mitte der 30-Jahre ein eigenes Grundstück etwas unterhalb der Hütte und begannen zu bauen! 7 Tage die Woche, von Früh bis Spät. Und 1934 war die eigene Hütte dann fertig: die „Bergheimat“. Zwei kleine Gaststuben mit jeweils 2 Tischen. Neben dem Gastraum eine Schlafkammer fürs Personal. Übernachten war für Bergsteiger in 2 Zweibett- und 1 Mehrbettzimmer möglich. Der gesamte Transport vom Tal bis zur Hütte wurde mit Eseln bewerkstelligt.
Mit schweren Herzens und mit 67 Jahren verkaufte Theresia Gschaider dann im Jahre 1960 die Hütte an den Alpenverein Edelweiss und nahm Abschied von ihrem Lebenstraum. Sie zog hinunter ins Tal, in eine kleine Wohnung nach Puchberg. Am 3. August 1979 starb sie in dem Haus, in dem sie geboren worden war. Auf dem Friedhof in Puchberg ist sie begraben: Theresia Gschaider, die „Resi Tante“.
1997 kaufte die Sektion ein angrenzendes Grundstück von 1870 m² oberhalb der Hütte. Im Jahr darauf erfolgte die Verlegung einer Kanalleitung von der Hütte ins Tal sowie die gleichzeitige Mitverlegung eines 20-kV-Stromkabels inklusive Aufstellung einer Trafostation bei der Hütte. Durch einen Zubau im Jahr 2000 wurde die Küche im Erdgeschoß erweitert und die Schlafsituation im Obergeschoß verbessert.