von Michael Guggenberger – ÖAV Mitarbeiter Archiv und Museum
Es ist „notwendig, den ‚Alpenverein Donauland und sein sichtbares Zeichen, den Hüttenbesitz, als Symbol und Denkmal zu erhalten, als Symbol für die Freiheit in den Bergen und ein Denkmal für diejenigen, die für die Freiheit in den Bergen gegen die Nazibarbaren gekämpft haben“, so Donauland-Obmann Fritz Benedikt 1947. Genau diesem Gedanken folgt die Sektion Edelweiss des Österreichischen Alpenvereins, denn sie hat die Donauland-Hütte auf der Hinteralm aus Privatbesitz erworben und gibt damit dem Alpenverein auch ein Stück Geschichte zurück:
Die von jüdischen und liberalen Bergsteigern gegründete Sektion Donauland hatte im Herbst 1922 die Schliefsteiner-Hütte, eine Alm, gepachtet und als Skihütte adaptiert, später als vom Alpenverein ausgestoßener „Alpenverein Donauland“ sogar erworben: Sie bietet anfangs „etwa 20 Personen Unterkunft, Decken und Geschirr sind auf der Hütte“, für Jung und Alt werden Skikurse abgehalten. 1 Schilling und 20 Groschen pro Nacht inklusive Heizung zahlen „Donauländer“ und Mitglieder befreundeter Vereine. 1938 durch die Nationalsozialisten enteignet, wird die Donauland-Hütte zur „Ostmark-Hütte“, zunächst des Ostmärkischen Gebirgsvereins, dann der Bergsteigervereinigung des Alpenvereins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird sie zurückgegeben und schließlich 1968 von Donauland an die ÖAV-Sektion Wiener Lehrer verkauft. Warum? Die wenigen verbliebenen Vereinsmitglieder sehen sich einfach nicht mehr imstande, die urige Skihütte zu erhalten. Sie wird am 25. Mai 1969 feierlich übernommen, in den folgenden Jahren zur Jugendherberge ausgebaut und 1994 an die Familie Kitzinger verkauft, die weitere Verbesserungen vornimmt.
Doch schon 1949 war die Donauland-Hütte zentral geheizt und mit acht Betten plus 20 Matratzenlagern ausgestattet, bald darauf sogar mit elektrischem Licht. Der Alpenverein Donauland konnte stolz bekannt geben: „Die von unserem Pächter Martin Holzer bestens bewirtschaftete und gut eingerichtete Hütte ist bis Ende April infolge ihrer schneesicheren Lage für Winteraufenthalte hervorragend geeignet. Prachtvolle Skitourenmöglichkeiten im gesamten Schneealpenstock.“ Holzer, Bergbauernsohn und – das ist in diesem Zusammenhang wichtig – Wehrmachtsdeserteur, unterhält von 1951 bis 1960 als Hüttenwirt seine Gäste mit Zitherspiel und Gesang. Bei bester Atmosphäre ist die Hütte vor allem an Wochenenden voll. Dazu tragen auch maßgeblich die wenigen Donauländer unter den Hüttenbesuchern mit ihren humorvollen „Gschichtln“ bei. Denn ihre Lebenslust und ihren Humor haben sich die alten Bergsteiger durch all die erlebten Schrecken der Nazizeit nicht nehmen lassen, ganz im Gegenteil, sie versprühen beides geradezu als Heilmittel. Allen voran Bergführer Rudi Reif, der immer „voller Gaudi“ ist und es – wie schon vor dem Krieg und seiner Flucht als Jude nach Schanghai – bestens versteht, alle am Tisch mit launigen Berggeschichten in seinen Bann zu ziehen.
Pächter Martin Holzer hielt mit dem von ihm und seiner Frau selbst eingerichteten Museum in Neuberg a. d. Mürz die Erinnerung an Donauland wach, nun ist es der Alpenverein Edelweiss (mitsamt seiner jetzigen Gruppe „Wiener Lehrer“), der mit dem Erwerb der Donauland-Hütte den nächsten Schritt setzt. Das Erinnern ist die Voraussetzung für eine unerschütterlich offene humanistische Lebenshaltung, die im zeitlosen Motto von Donauland so treffend ausgedrückt wird: „Freie Bergsteiger in freien Bergen zu sein“. Beherzigen wir sie alle!