Jahresbericht 2018
Das Jahr 2018 begann, wie 2017 geendet hatte: Probleme mit dem Zustiegsweg und eine neue Pächtersuche!
Noch
immer war der Zustiegsweg 222 zur Hütte gesperrt. Eine Lösung zeichnete sich
endlich ab, als dass gemeinsam vom ÖAV und dem Land Tirol ein
Beurteilungswerkzeug für die Risikoabschätzung von Wegen entwickelt wurde,
welches unter anderem anhand unseres Weges getestet wurde. Am 16.4.2018
erfolgte eine Begehung des Weges, um die Risikoanalyse vorzunehmen.
Das Ergebnis
war, dass die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles, mit sogar tödlichem Ausgang,
unterhalb der Akzeptanzschwelle durch die Öffentlichkeit liegt. Dies bestätigte
unsere eigene Ansicht, und damit fasste der Vorstand den Beschluss, den Weg
wieder freizugeben. Doch noch vor der offiziellen Öffnung besprachen wir das
Ergebnis mit dem Landesgeologen, welcher sich ein erneutes Bild von der
Situation vor Ort machte und dann der Öffnung zustimmte. Am 14.6.2018 konnte
der Weg wieder freigegeben werden. Um Benutzer auf die besondere
Steinschlaggefahr aufmerksam zu machen, wurden an vier Stellen spezielle
Schilder aufgestellt.
Die
Wegsperre und deren ungewisse Dauer erschwerte die Pächtersuche allerdings
enorm. Bewerbungen gab es sehr viele, darunter viele gute Bewerber. Doch
verunsicherte die Wegsperre geeignete Bewerber, so dass diese ihre Bewerbung
zurückzogen. Erst im März bewarben sich Christine Art und ihr Lebensgefährte
Ralf Kress. Ihre Referenzen waren sehr gut, und sie hatten die mutige Einstellung,
dass sie auch bei einer geringeren Frequenz die Hütte gerne bewirtschaften
möchten. Der Pachtvertrag konnte dann im April unterschrieben werden. Die
Übergabe auf der Hütte erfolgte am 19.5.2018 ohne Teilnahme der Vorpächter. So erhielten
die neuen Pächter keine praktischen Bewirtschaftungstipps und hatten zudem auch
noch wenig Zeit, um sich auf die Hütte vorzubereiten. Dennoch gelang es ihnen,
die Hütte rechtzeitig zu Fronleichnam am 31.5.2018 aufzusperren.
Mit
Schrecken musste ich noch vor Saisonbeginn feststellen, dass die Stahlträger
der Brücke zur Talstation der Materialseilbahn derart korrodiert waren, dass
mir eine gefahrenfreie Benutzung nicht mehr möglich erschien. Die
Metallbaufirma Florian Pernlochner aus Rum erledigte noch im Mai den Austausch
der Metallträger, so dass die Zufahrt für die Lieferanten gesichert war.
Im Hüttenbetrieb gab es anfangs einige Winterschäden an der Hausinstallation, die kurzfristig durch den Installateur Stephan Keck repariert wurden.
Im Juni fiel beim Stromaggregat plötzlich der Spannungsregler aus. Der Fa. Energiebig aus Innsbruck war es möglich, umgehend den Schaden zu lokalisieren und einen Ersatz zu beschaffen. Etwas später, im Juli, machte der Sensor bei der UV-Anlage Probleme. Zum Glück haben wir einen Reservesensor für alle unsere Hütten (auf allen haben wir die gleiche Art der UV-Anlage!) auf Vorrat bei der Fa. Energiebig liegen, so dass dieser sehr rasch zum Einsatz kommen konnte.
Die jährliche Revision der Materialseilbahn wurde zu Saisonbeginn von der Fa. Schmidinger durchgeführt. Am 11.9.2018 blockierte eine Rolle beim Zugseil, und bevor dies auf der Hütte bemerkt wurde, war die Rolle schon durch das laufende Seil zerstört. Auch hier war Edi mit seinen Männern sofort zur Stelle; sein Sohn trug eine Ersatzrolle zu Fuß zur Stütze 2 und erledigte rasch den Austausch.
Bei jedem Hüttenbesuch schaue ich mir auch immer die technischen Installationen an. Besonderes Augenmerk lege ich auf den Zustand der Batterien. Heuer musste ich feststellen, dass die Alterung rapide fortgeschritten war, und dass ein Bruch einer Kathode mehr als absehbar war. Ein Ausfall der Batterien bedeutet für den Hüttenbetrieb eine Katastrophe!
Darum entschieden wir uns, dass wir diese so schnell wie möglich austauschen werden. Dabei wurden die Bleisäurebatterien gleich gegen moderne Lithium-Eisen-Phosphat Batterien ersetzt. Von der Kellerjoch Hütte hörten wir davon nur Bestes, nach dem dort durchgeführten Austausch vor zwei Jahren.
Im Budget 2018 war diese Arbeit nicht vorgesehen, doch konnten wir Zahlungsziele so vereinbaren, dass die neuen Batterien 2018 geliefert, aber erst 2019 verrechnet werden. Auch eine gute Förderung von der KPC und dem Land Tirol wurde uns gewährt. Der Platzbedarf der neuen Batterien ist wesentlich geringer als der der alten, so dass nun die gesamte Elektrotechnik in einem Raum eingebaut ist. Der so gewonnene Platz steht für anderwertig benötigte Lagerzwecke zur Verfügung. Mit diesem Austausch wurde auch die PV-Anlage um weitere 5 kW vergrößert.
Die Pächter haben berichtet, dass das Aggregat, welches vorher ca. 6 Stunden pro Tag in Betrieb war, nur mehr an wenigen Tagen eingeschaltet werden musste. Auch der Betrieb der Materialseilbahn und des Geschirrspülers kann nun direkt über die Batterien erfolgen.
Das gesamte Dach (alt und neu) wurde durch die Spenglerei Bernhard Krauss mit einer wetterbeständigen Farbe bemalt. Auch die beiden Dächer der Materialseilbahnstationen wurden mit einem Seilwarnpfeil neu bemalt.
Nicht
ausgeführt wurde 2018 die von der Behörde geforderte Erweiterung des
Gasflaschenlagers. Zu spät erhielten wir die dafür erforderliche Bewilligung,
als dass unser Installateur noch die Zeit gehabt hätte, dies auszuführen. Dies
wird eine der ersten Arbeiten 2019 sein.
Ich bin immer froh, wenn es Handwerker gibt, die den Hüttenbetrieb verstehen und mit einer Selbstverständlichkeit bereit sind, kurzfristig zu helfen. Hier macht sich unsere Firmentreue bezahlt, dass wir immer mit den gleichen Leuten zusammenarbeiten. An dieser Stelle möchte ich allen Stammfirmen danken, dass sie immer für unsere Gebrechen sofort zur Verfügung stehen und sehr kompetent die Reparaturen ausführen.
Am Absamer Klettersteig war während des Winters nur ein Haken ausgebrochen. Die Reparatur wurde noch im April durch Christian Piccolruaz durchgeführt, so dass der beliebte Klettersteig vom 1.5. bis 31 10. geöffnet war.
Am Gipfelsteig wurde durch unsere Wegewartin veranlasst, teilweise Seilversicherungen auszutauschen.
Am 14.10.2018 passierte leider am oberen Ende des Eisengattergrates ein tödlicher Unfall. Bei widrigen Windverhältnissen wurde der Verunglückte mit dem Hubschrauber geborgen. Er erlag jedoch leider in der Klinik seinen schweren Verletzungen.
Massive Niederschläge verursachten am 8.8.2018 wieder eine große Mure in der Wechselreise, welche durch den Murenablenkdamm erfolgreich bis in das Buchenwaldele abgeleitet wurde. Dabei wurden der zwischenzeitlich sanierte obere Damm und dadurch auch unser Weg in der Reisenmitte wieder zerstört. Die WLV wird den Damm nicht wieder aufbauen, trotzdem haben wir unseren Weg wieder hergestellt. Dieser Abschnitt wird auch in Zukunft immer arbeitsreich bleiben.
Am 14.10.2018 wurde die Saison planmäßig und bei gutem Wetter beendet. Für die Zusperrarbeiten nahmen sich die Pächter bis zum 18.10. Zeit. Während der heurigen Saison nächtigten 2.315 Gäste in der Bettelwurf Hütte. Das sind um 340 Gäste mehr als im Vorjahr und stellt zugleich die höchste Frequenz seit jeher dar. Die Zahl der Tagesgäste mit 2.645 Leuten ist um 60% höher als im Vorjahr.
Die Frequenzsteigerung der Tagesgäste ist eindeutig auf die Öffnung des Zustiegweges zurückzuführen. Die hohe Zahl Nächtigungen ist, wie auch auf fast allen anderen Hütten, auf das überwiegend gute Wetter und die starke Bewerbung des Karwendel Höhenweges zurückzuführen. Dennoch ist sicher auch die gute Bewirtschaftung ein Grund für die starke Auslastung der Bettelwurf Hütte. Christine und Ralf haben es bereits in der ersten Saison geschafft, mit einer einfachen, aber soliden guten Küche die Bergsteiger an die Hütte zu binden.
Stolz sind wir auch, dass bei einer Auswertung der Gästebefragung die Bettelwurf Hütte als „Beste“ gekürt wurde. Als Argumente dafür wurden die Einfachheit als Schutzhütte und die gute Bewirtung genannt.
Abschließend möchte ich alle treuen Hüttenbesucher dazu ermutigen, das schöne Halltal und die Bettelwurf Hütte weiterhin zu besuchen. Den Wirtsleuten Christine und Ralf wünsche ich ein möglichst angenehmes und langes Bewirtschaften auf der Hütte. Ins Herz geschlossen haben sie die Bettelwurf Hütte bereits.
Dies wird mein letzter Jahresbericht sein. Wie bereits angekündigt, stehe ich ab der Jahreshauptversammlung 2019 nicht mehr zur Wahl zur Verfügung. Meine Funktion als Hüttenwart übergebe ich vertrauensvoll in die Hände Andreas Schinner aus Hall, welcher euch im nächsten Jahr über die Ereignisse auf der Bettelwurf Hütte berichten wird.
Gunnar Amor