Jahresbericht 2008:
Mit dem Frühlingsbeginn kam heuer auch noch sehr viel Schnee ins Gebirge. Bereits im Vorjahr hatten wir nahe der Talstation der Materialseilbahn eine kleine Baumschule angelegt. Nun waren wir darauf gespannt, wie unser kleiner Pflanzgarten den Winter überstanden hat. Die Weiden, Latschen, Zirben, Fichten und einige Lärchen standen gut im Saft. So beschlossen wir, gleich im Mai, solange der Boden noch gut durchfeuchtet war, die Setzlinge an geeigneten Stellen am Zustieg zur Hütte auszusetzen. Ein Aufruf im Freundeskreis genügte und schon waren wir zu neunt mit schweren Lasten unterwegs. Die Baumpflanzen allein wären ja leicht gewesen, aber die Topfballen mit nasser Erde sorgten für das Gewicht. Die Hoffnung, durch unsere Arbeit wirkungsvoll etwas gegen die Bodenerosion beitragen zu können, war unsere große Motivation. Wer die glücklichen Gesichter nach getaner Arbeit sah, weiß, dass das nicht nur leere Worte sind.
Wenige
Tage später, vom 16. bis 20. Mai stand ein großer Arbeitseinsatz am
Programm. Noch vor Saisonbeginn stieg wieder eine Gruppe, insgesamt 11
Leute, bestehend aus Professionisten und Ehrenamtlichen zur Hütte auf.
Viel Material und Werkzeug wurde mit der Materialseilbahn befördert.
Aber auch unser Trinkwasser mussten wir aus dem Tal mitnehmen, weil die
Quellen für die Hütte noch tief unter dem Schnee verborgen und nicht
zugänglich waren. Im fliegenden Wechsel wurde gearbeitet und nicht auf
die Uhr geschaut. Teilweise wurde im Schein von Quarzstrahlern bis lange
nach Mitternacht gewerkt. Um die Leute bei Kraft und Laune zu halten war
Mutter Waltraud Amor als Köchin mit zur Hütte gekommen.
Folgende Arbeiten waren zu erledigen: in den zwei Pächterzimmern die
Erneuerung der Holzfußböden; im Dachgeschoss oberhalb der Küche die
Reparatur von Trägerbalken und die Erneuerung eines durchgefaulten
Fußbodens aus der Substanz von 1893; vor der Veranda musste der Erdboden
aufgegraben werden und ein noch fehlendes Teilstück des Blitzableiters
ergänzt werden. Die seit 1975 bestehende Funktelefonanlage ermöglichte
nur eine sehr leistungsschwache Sprechverbindung und der gleichzeitig
über diese Strecke angeschlossene Internetanschluss erlaubte den Betrieb
lediglich über ein 56k Modem. Die Installation einer W-LAN Funkstrecke,
die neben dem Telefon auch das Internet im Breitbandbetrieb zulässt,
wurde in diesen Tagen vollzogen. Klein und recht unauffällig ist die
neue Antenne unter dem Giebel des Hüttendaches montiert. Im Gegensatz
zur reibungslosen Installation der Hardware und der Konfiguration der
Software stand die Zuverlässigkeit der Verbindungsverfügbarkeit. Mühsam
gestaltete sich unsere Fehlersuche, um schlussendlich festzustellen,
dass im Hause selbst alles in Ordnung war. Florian unser EDV-Spezialist
ließ sich ein regelmäßiges Fehlerprotokoll automatisch zusenden und war
dadurch in der Lage nachzuweisen, dass die Fehlerquelle bei der
Telefonanspeisung im Tal lag. Ein Umstand, den CNH freilich nicht gerne
zur Kenntnis nahm, doch nachdem diese dann bei der Telekom (Besitzer der
Telefonleitung!) eine Änderung in der Leitungseinspeisung beantragten,
funktionierte die Anlage klaglos.
Der größte Brocken war die Installation einer Brandmeldeanlage und
Notbeleuchtung, diese wurde bei der Betriebsanlagengenehmigung im Jahre
2007 durch die Behörde vorgeschrieben. Dabei musste in allen Räumen der
Hütte gearbeitet werden. Beim Verlegen der Kabel waren von den Monteuren
wahre Kunststücke zu vollbringen. Zum einen waren gewaltige Durchbrüche
durch massive, dicke Natursteinmauern erforderlich, andererseits
verlangte die Art der Leitungsverlegung in dem über 100 Jahre alten
Gebäude viel Fingerspitzengefühl, sollte doch die Optik der rustikalen
Hütte nicht durch hässliche Kabel beeinträchtigt werden. Die Firma
Energiebig aus Innsbruck hat diese Arbeiten zu unserer vollsten
Zufriedenheit ausgeführt.
Im Zuge der Vorschreibung zur Betriebsanlagengenehmigung musste auch bei
zwei Türen die Anschlagsrichtung umgekehrt werden. Das klingt recht
einfach, ist aber letztlich mit viel Arbeit verbunden.
Zum Saisonbeginn am 2. Juni 2008 wurde die Hütte aufgesperrt und die Wirtsleute konnten die Gäste willkommen heißen.
Während des laufenden Hüttenbetriebes wurde zur Verbesserung der Bedienbarkeit der Materialseilbahn ein gebrauchter Frequenzumformer eingebaut, mit welchem die Fahrgeschwindigkeit des Elektromotors stufenlos geregelt werden kann. Die jährlichen Revisionsarbeiten an der Materialseilbahn wurden wieder in bewährter Form von der Firma Schmidinger, Axams durchgeführt.
Die wunderbare Aussicht und Fernsicht sind zweifellos Höhepunkte, die die Bettelwurf Hütte bietet. Um hier noch ein Schäuferl nachzulegen, stellten wir ein ausgemustertes Fernrohr vom Hafelekar auf der Terrasse auf. Das Gerät steht den Besuchern frei zu Verfügung und enthält eine Skala mit der Bezeichnung der sichtbaren Berge. Leider ist das Fernrohr nicht ganz wetterfest und muss bei Regen eingepackt werden, weil sich sonst die Linsen mit Kondensat beschlagen.
Eine weitere Neuheit ist die Installation einer Webcam auf der Hütte. Diese sendet in Intervallen von 10 Minuten ein aktuelles Bild - eine wertvolle Information für die Wetterbeurteilung. Vom Tourismusverband Region Hall-Wattens wurde uns dafür sogar eine großzügige Unterstützung zugesichert. Vielen Dank!
Die
heurige Sommersaison war von relativ viel schlechtem Wetter an den
Wochenenden geprägt, doch im Vergleich zum September letzten Jahres gab
es glücklicherweise keine lange Schlechtwetterperiode.
Ende Juni und im August haben schwere Unwetter im Halltal große Schäden
und Verwüstungen angerichtet. Unmengen an Gestein und Schotter wurden
losgelöst und bildeten zerstörerische Muren. Auch der Betrieb der
Bettelwurf Hütte war davon betroffen, da der Anstiegsweg von der 2.
Ladhütte aus und der Lafatscherjochsteig stark beschädigt wurden. Die
Brücke im Buchenwaldele wurde weggerissen und ist ein Stück bachabwärts
an Bäumen hängen geblieben. Dank der raschen Hilfe durch die Gemeinde
Absam und der Österreichischen Bundesforste wurde diese Fußgängerbrücke
umgehend wieder instand gesetzt. Der Lafatscherjochsteig wurde an
zahlreichen Stellen beschädigt, an zwei Stellen oberhalb der Hohen Wand
so stark, dass durch den zuverlässigen Wegebauer Hansjörg,
Umgehungsstrecken angelegt werden mussten. Diese neuen Varianten stellen
zwar Abweichungen vom bisherigen Wegverlauf dar, doch nur so konnten die
unpassierbaren Stellen wieder begehbar gemacht werden.
Im Laufe des Spätsommers gab es im Halltal immer wieder Vermurungen. In
diesem Zuge wurde auch die Brücke an der Zubringerstaße zur
Materialseilbahn in Mitleidenschaft gezogen. Ein Bagger stabilisierte
die Widerlager an den Bachufern mit Steinblöcken.
Im August wurden wir von den Pächtern informiert, dass sie aus privaten Gründen die Bettelwurf Hütte ab dem nächsten Jahr nicht mehr bewirtschaften werden. Uns tut es leid, dass nach nur zwei Jahren wieder neue Wirtsleute gesucht werden müssen. Bei der Auswahl der zukünftigen Pächter werden wir besonderes danach trachten, Leute aus der Ortsnähe mit einem starken Bezug zur nahen Umgebung zu bekommen.
Am 2. Oktober meldete sich der Winter kurz an und am 5. Oktober wurde bei eintretender Wetterbesserung die Hütte geschlossen. Während der heurigen Saison nächtigten 1.082 Gäste in der Bettelwurf Hütte. Das sind um 203 weniger als im Vorjahr und kennzeichnet eine sehr schlechte Auslastung. Wir hoffen, dass dieser rückläufige Trend der letzten beiden Jahre in Zukunft wieder verbessert werden kann.
Wir
laden alle treuen Gäste und Bergfreunde ein, auch in der Winterszeit
einen Blick in die Homepage der Hütte zu machen und dabei einen Talblick
durch die Webcam zu genießen.
Auch werden wir in Kürze die neuen Pächter vorstellen.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr, am Großen und Kleinen Bettelwurf, auf
der Speckkarspitze und natürlich in der Bettelwurf Hütte!
Gunnar und Günter AMOR
Senden Sie E-Mail
mit Fragen oder Kommentaren zur Bettelwurf Hütte an
Hüttenwart Gunnar
Amor
Aktualisiert am 20. April 2009