Jahresbericht 1955:
Ich habe die Hütte erst
nach ihrer Eröffnung Ubernommen, da der Herr, der als Hüttenwart nach
Herrn Baumeister Tuscher bestimmt war, erkrankt ist.
Die Hütte war vom 30. Juni bis 2. Oktober vom Bergführer Schranz aus dem
Ötztal bewirtschaftet oder besser nicht bewirtschaftet denn Schranz
selbst war auf der Kaltenberger Hütte und hatte für die Bettelwurf Hütte
eine Köchin aus Ötz und ein Mädel aus Haiming aufgenommen. Die Köchin
bekam aber Ende Juni Rippenfellentzündung und Schranz schickte seine
angebliche Köchin von der Kaltenberger Hütte hinauf. Wie ich das erste
Mal hinauf kam, hatte das junge Mädel gekocht und die sogenannte Köchin
bedient - mit der bin ich sofort abgefahren. In der strengsten Zeit war
dann die Tochter vom LagerhaIter der Herrenhäuser Franz Posch und im
Herbst nur des Mädel allein oben. Posch selbst, ein unbedingt
verläßlicher Mensch, war immer von Freitag bis einschließlich Sonntag
auf der Hütte, so sind wir schlecht und recht durchgekommen.
Die Hütte war wie im Vorjahr vom 950 Übernachtungsgästen und von 1.320
Tagesgästen besucht. Von den Übernachtungsgästen waren 562
AlpenvereinsmitgIieder, 100 Jugendliche, 11 Mitglieder von begünstigten
alpinen Vereinen und 272 Nichtmitglieder. Die Alpenvereinsmitglieder
benützten zum größeren Teil die Betten, von den Nichtmitgliedern nur 1/5
Betten und 4/5 Lager.
Die Einnahmen betrugen | S | 5.430,20 | für | Übernachtungen |
' | 111,90 | Gepäckversicherung | ||
234,40 | Bergrettungsgroschen | |||
zusammen: | S | 5.776,50 | ||
Die Ausgaben: | 3.003,-- | Bewirtschafter | ||
1.665.-- | Hüttenfürsorge | |||
578,10 |
für notwendige
Reparaturen, Nachschaffungen, Transporte, u.s.w. |
|||
5.246,-- | ||||
234.-- |
Am 2. Oktober haben wir
die Hütte versperrt - mit AV-Schloß und einem starken Vorhängeschloß,
die Wäsche wurde hinunter ins Lager der Herrenhäuser gebracht.
Wie ich mit Herrn Zangerle Ende November des letzte Mal oben war, fanden
wir das Vorhängsohloß beschädigt, so daß wir bald selbst nicht
hineingekommen wären, Fensterläden zum Teil beschädigt und der am
hinteren Gangfenster halb aufgebrochen, ein Fenster eingeschlagen,
hineingekommen ist aber niemand. Das Vorhängeschloß habe ich mitgenommen
und richten lassen, es aber nicht mehr hinauf gebracht weil einstweilen
Schneefall eingetreten war. Das Hüttendach wurde durch einen schweren
Herbststurm beschädigt.
Im kommenden Jahr wird die Abrechnung etwas ungünstiger ausfallen, denn
ich habe einige dringende Arbeiten vor. Wasserleitugsrohre müssen
ausgewechselt werden, Hüttendach ausgebessert, ebenso ist eine neue
Abortgrubenabdeckung unbedingt notwendig, dann will ich das hintere
Gangfenster in einen Notausgang umbauen, der Fensterstock ist verfault
und der Rahmen morsch und die Lage ist tatsächlich so, daß wenn es in
Küche oder Stube zu brennen beginnt, aus den Schlaf räumen niemand mehr
herauskommt. Der Finanzausschuß haft mir für die Arbeiten 12.500 S
einschließlich Hüttenfürsorge genehmigt und mit diesem Betrag hoffe ich
wenigstens das Nötigste machen zu können.
Die Wege sind bis auf kleinere Mängel in Ordnung und nur beim Steig vom
Bettelwurfbrünndl ist der Kies durch das schwere Herbstgewitter im
obersten Teil der Bettelwurfreißen vom Felsen abgeschwemmt, so daß dort
einige Stufen gemacht werden mußten.
Vom Bergrettungsdienst bekamen wir eine neue Einradtragbahre.
Die Hüttenbewirtschaftung für nächstes Jahr wurde in der
Schutzhüttenrundschau ausgeschrieben. Von allen, zum Teil unmöglichen
Bewerbern scheint mir die Wirtin von St. Magdalena die weitaus beste zu
sein. Sie hat St. Magdalena in einem Jahr wirtschaftlich sauber auf die
Höhe gebracht und, würde mit ihrem Bruder und ihrer 17-jährigen Tochter
auf die Hütte gehen.
Sepp Hiebaum
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Hüttenwart Gunnar
Amor
Aktualisiert am 13. März 2009