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Bericht von DI Andreas Holzinger

Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume!


Plädoyer für ein verkanntes Genie

und wie wir alle mit ihm und miteinander umgehen (sollten).


Der Baum muss weg, sagte der freundliche Nachbar er versperrt mir die ganze Sicht auf den Wald!
Diese zutiefst menschliche Fehleinschätzung symbolisiert die oft fehlende Sicht aufs Ganze. Man bräuchte ja nur einen Schritt zur Seite oder eben mehrere zurück zu treten, um klare Sicht auf das Ganze zu haben. Egal, klar ist: Wald kann mehr als bloß Holzmasse produzieren, Wald ist multifunktional, ist genial nicht erst seit der Mensch ihn nutzt, nein, seit Jahrtausenden!

Waldfunktionen wie funktioniert Wald?
Im österreichischen Forstgesetz sind die vier Waldfunktionen: Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion definiert und wird seine Behandlung durch den Forstmann auf eine Weise eingefordert, die diese Funktionen nachhaltig sicherstellt. Der Nachhaltigkeit kommt in diesem Zusammenhang wohl die wichtigste Bedeutung zu, nämlich als Postulat, immer nur so viel zu entnehmen, zu nutzen, wie in einer bestimmten Zeiteinheit wieder nachwächst, oder allgemeiner formuliert das Ökosystem Wald nur in einem Ausmaß zu beeinflussen, dass es langfristig sein stabiles Gleichgewicht behält und damit seine Funktionen immerwährend erfüllen kann.
Die moderne, aufgeschlossene Forstwirtschaft weiß, dass sich bei nachhaltiger Nutzung des Waldes die anderen drei Funktionen: des Schutzes vor Muren, Steinschlag, Lawinen oder Erosion, die Speicherung und regelmäßige Abgabe von Wasser, die Klimaregelung, Wohlergehen und Wohlbefinden für den Erholungssuchenden sich im Kielwasser der Nutzung automatisch einstellen werden.

Paradigmenwechsel und Modernisierungsschub
Der Holzhunger der Nachkriegsjahre beider Weltkriege und die konservative Gewinn-maximierung mancher Forstbetriebe sowie Schadensereignisse, Windwurfkatastrophen in immer kürzeren Abständen wurden durch das Streben insbesondere jüngerer Leute nach Naturnähe, Erholung und Gesundheit als alte Muster und Schemen endlich überwunden und haben eine Bewusstseinsbildung für die Mehrfachbedeutung gesunder stabiler Mischwälder gebracht. Wald wird in zunehmendem Maß als Sport-, Freizeit- und Erholungsraum gesehen und genutzt Bruder Baum genießt höchste Aufmerksamkeit und Sympathiewerte. Dadurch erhält der Wald neben den vier festgelegten Funktionen eine immer stärker eingeforderte Sozialfunktion. Dabei wird aber leider manchmal übersehen, dass  neben dem Menschen auch andere Lebewesen den Wald nutzen, ja vielmehr noch als Lebensraum für ihre Existenz zwingend brauchen !

Zimmer, Küche, Kabinett .
Für viele Wildtiere ist nämlich der Wald Lebens- und Rückzugsraum, bietet Äsungs- und Deckungsangebot, ist Kinderstube, Balzarena, gedeckter Tisch, Ruheraum und Schlafplatz zugleich. Eine Vielzahl an Vögeln, Schalenwildarten, Haarwild, Niederwild, Beutegreifer leben, lieben, jagen und sterben im Wald natürliche Prozesse, die weitgehend unentdeckt und heimlich, aber stetig im Wald ablaufen und so eine natürliche Abfolge im Kreislauf der Jahreszeiten bilden. Diese Habitatfunktion des Waldes, also seine Fähigkeit, Wohnort und Nahrungsgrundlage für unzählige Waldtiere zugleich zu sein, macht sich der Mensch seit Urzeiten jagdlich zunutze. Dass heute eine verantwortungsvolle Bejagung der Wildtiere nach strengen gesetzlichen Richtlinien und Vorgaben abzulaufen hat, ist selbstverständlich.

Jedem Recht getan eine Kunst, die niemand kann!
Bei all den Aufgaben, die der Wald also zu erfüllen hat, darf aber nicht verleugnet werden, dass es auf forstlich und jagdlich genutzten Flächen, auf denen gleichzeitig Weidevieh geht und sich Wanderer, Bergsteiger, Touristen und Erholungssuchende wohlfühlen möchten, Nutzungskonflikte unvermeidlich sind: Störungen der Jagd bei der Morgenpirsch oder in der Abenddämmerung, Stress und Belastung des Wildes in der Winternotzeit der Fütterung durch Schneeschuhwanderer oder Tourengeher, energieaufwendiges Fluchtverhalten von Raufußhühnern im alpinen Gelände bei Störungen durch plötzlich auftauchende Varianten- und Tiefschneefahrer oder ganz einfach Unverständnis für wenn auch zeitlich befristete Holzarbeiten und  Motorsägenlärm im Wald.
Diese Konflikte wären vermeidbar mit ein bisschen mehr Toleranz und gutem Willen, mit dem Wunsch, vielleicht die wirtschaftliche Notwendigkeit auf der einen Seite, die kurzzeitige Sehnsucht nach Erholung, frischer Luft und Entspannung auf der anderen Seite zu sehen! Oder etwa Wildruhegebiete als das zu akzeptieren, wofür sie gemacht sind: als Rückzugs- und Einstandsgebiet für Wildtiere, als Kinderstube zur Jungenaufzucht, Revierteile, meist ohnehin schwer zugänglich in denen sich auch der Jäger selbst zurück nimmt, in denen kein Schuss fällt!

Freiheit und Verantwortung ernst nehmen!
Die Wegefreiheit im Bergland und dass durch das Forstgesetz verankerte freie Betretungsrecht für Erholungszwecke soll als hoher Wert der Gesellschaft akzeptiert und mit Respekt genutzt werden. Dabei seine eigenen Grenzen  zu (er)kennen und nicht jeden umgestürzten Baum als boshaftes Hindernis des Waldbesitzers zu interpretieren oder bei der unachtsamen Fußverstauchung auf dem gröberen Waldweg die Haftungsfrage zu strapazieren, ist ebenso unehrlich und fahrlässig, wie der Versuch mancher Waldbesitzer mit Zäunen, Verbotstafeln und Warnschildern dem harmlosen Naturgenießer das Erlebnis zu vermiesen.
Nützen wir ihn gemeinsam IHN, unseren Wald sorgsam und verantwortlich, nachhaltig und nutzbringend, Eigentümer und Erholungssuchender, zahlender Jagdgast und nicht zahlender Spaziergeher, verantwortungsbewusster Forstmann und pilzebegeisterter Hobbykoch. Nützen wir ihn aber verantwortungsbewusst, sorgsam und eben nachhaltig und miteinander, damit das gute alte Sprichwort Wirklichkeit werde:

Im Wald lehnt sich Baum an Baum, also warum nicht auch Mensch an Mensch?

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