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Bergsteigen mit Humor, oder ... (Bergsteigen mit Humor, oder...)

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Bergsteigen mit Humor, oder ...

 

wie man sich nicht auf eine 9 stündige Bergtour vorbereitet

 
Herbstliche Impressionen im großen Höllental

Wie waren wir nur auf diese glorreiche Idee gekommen?
Es hatte bestimmt etwas damit zu tun, dass die Rax einfach ein wirklich extrem empfehlenswertes Wandergebiet ist. Vor allem für alle jene, die ein bisschen alpinistisch aktiv werden möchten, in direkter Nähe zu Wien und ohne stundenlange Aufstiege durch Hochwälder, bis es dann endlich zur Sache geht.

Das Wetter war auch durchaus akzeptabel vorhergesagt, ein bisschen Niesel am Nachmittag, ansonsten bewölkt und ganz oben Höchsttemperaturen um die 0 Grad, also alles durchaus im Bereich des Möglichen.

Das Weichtalhaus war unser Startpunkt und der Hoyossteig, ein netter A/B Klettersteig, unsere geplante Aufstiegsroute.
Über die kleine Wolfgang Dirnbacher-Hütte und den Höllentalausblick führte unsere Route, zurück über den Wachthüttelkamm, mit seinen zahlreichen Ausblicken und Leitern zurück zum Weichtalhaus.

Unsere TourenApp (sehr empfehlenswert) sagte uns eine gemütliche Dauer von 5:30h voraus. Sehr optimistisch, wie es sich herausstellen sollte und damit fing der Spaß erst an.

Link zur Tour


Samstag - Vorbereitung

09:00, Krebsforschungslauf

Hier sollte wohl vorweggenommen werden, dass einige unsere Jugendleiter am Tag zuvor am Krebsforschunglauf teilgenommen hatten. Das von ihnen hierbei erzielte Ergebnis lässt sich in etwa so zusammenfassen:

- 4 Personen
- 42 Runden
- 67,2 Km
- 380€ durch Extrameilen gespendet

Ein sehr lobenswertes Ergebnis und total motiviert, könnte man sich nun denken, doch was hat das mit der Bergtour im Raxgebiet zu tun?

Der Lauf und die Bergtour fanden am selben Wochenende statt und unsere Jugendleiter sind keine großen Läufer, nämlich gar nicht.
Was ist also die logische Schlussfolgerung, wenn man nach so einem Sportevent die Wohnung im 1. Stock ohne Lift kaum noch erreicht? Richtig, eine Bergtour am nächsten Tag, eh klar.
Ach ja, und wenn dann natürlich ordentlich, also mit Klettersteig und 1300 Höhenmeter und früh aufstehen, weil... weil... wir einfach können!

Lauf II (c) diepresse

3000 Läufer nahmen Teil

Krebsforschungslauf

Direkt nach dem Lauf sahen wir noch recht motivert aus!

 

Sonntag - Bergtour

Vor dem Lauf

Letzte Vorbereitungen auf den Lauf

letzte VB auf die Tour

Letzte Vorbereitungen auf die Bergtour

06:00, Aufstehen

Ich sag es ganz ehrlich, ich hatte noch nie zuvor solche Schwierigkeiten aus dem Bett aufzustehen. Nicht wegen der nagenden Müdigkeit, sondern vielmehr aus meinem physischen Handicap, es ist halt nicht besonders hilfreich, wenn man die Beine nicht mehr abwinkeln kann.
Ich wäre auch gar nicht erst aufgestanden, wenn ich es nicht versprochen hätte. Aber genug gejammert, ist ja nicht so, als hätte ich nicht gewusst worauf ich mich einlasse.

Leider hatten sich am Vortag beim Lauf die Einlagen meiner Schuhe angefangen aufzulösen, das Ergebnis waren zwei daumengroße Blasen an den Fußssohlen.
Ich bin selbst ein völliger Neuling im Bereich der Massenläufe, aber ich verstehe nun um einiges besser, was Leute daran finden mit hunderten anderen Menschen im Kanon zu Keuchen. Es hat etwas Mitreißendes und Euphorisierendes. Ich für meinen Teil hatte die Blasen kaum bemerkt, bis ich nach 17 Runden nicht mehr konnte und den Rundkurs verließ.

'Sobald man einmal mit dem Laufen aufhört, kann man kaum noch gehen.'
Hatte mir ein Freund und begeisterter Marathonläufer einmal gesagt, etwas für mich bis zum Samstag völlig Unverständliches. Doch er sollte recht behalten, kaum war ich vom Rundkurs herunten, hätte ich es kaum noch zur Garderobe geschafft. Für alle, die nicht dabei waren, wir sprechen hier von etwa 50 Metern und 15 Stufen.


'Wenn ich in der Früh aus dem Bett aufstehen kann, komme ich mit zur Tour.'
... war wortwörtlich mein Versprechen gewesen und das konnte ich auch, also nichts wie los. Rein in die Wanderschuhe ... autsch ... naja hilft ja nichts.
Um 07:00 trafen wir uns schließlich in Hütteldorf, ich möchte nicht darauf eingehen, wie sich die Stufen runter zur U-Bahn-Station angefühlt haben.

 

08:30, Ankunft beim Weichtalhaus

Kaum waren wir beim Parkplatz des Weichtalhauses angelangt, wurden die letzten Magnosolv und Supradyn aufgelöst. Man darf ja zumindest auf den Placeboeffekt hoffen, dachte ich mir noch.

Wer die Route ins große Höllental kennt, der weiß, dass sofort nach dem Einstieg die erste Leiter wartet. Man hat sofort das Gefühl mittendrinnen zu sein. Kein ewiges Zusteigen, keine lange Wanderung bis es endlich ans Eingemachte geht. Das ist der riesige Vorzug am Raxgebiet, in meinen Augen.
Ich hatte mir ehrlichweise die erste Leiter sehr viel schlimmer vorgestellt, anscheined hatten meine Oberschenkel erkannt, dass es kein Entrinnen gab, denn für die nächsten Stunden meldeten sie sich nicht weiter zu Wort.

Wir hatten wirklich unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter, beim Losmarschieren war es sogar sonnig, wenn auch kühl, mit knackigen 3 Grad.

Wenn man mal kurz von unserer beinahe optimalen Vorbereitung absieht, muss man wirklich anerkennen, dass diese Tour wohl eine der schönsten in diesem Jahr war.
Natürlich ist die Route nichts allzu besonderes, aber die angezuckerten Gipfel und der sich langsam zu Wort meldende Herbst gaben der Tour eine ganz eigene Note.

erste Leiter ins Höllental

Die erste Leiter aka 'Schönbrunner Stiege'

 
marsch!

Zustieg Hoyossteig

Zustieg zum Hoyossteig

10:00, Hoyossteig

Der Hoyossteig ist ein leichter A/B Steig, der nicht durchgehend abgesichert ist. An einigen Stellen, so wie dem Anfang, ist es jedoch vor allem bei nassem Stein zu empfehlen ein Klettersteigset dabei zu haben.

Wenn man sich selbst zu den sehr versierten Bergsteigern zählt und die Bedingungen passen, ist dieser Steig aber bestimmt auch ohne Set zu meistern, natürlich auf eigene Gefahr.
Der Zustieg gestaltet sich sehr interessant, da er einen über diverse lockere Schotterfelder führt, bei denen durchaus die Gefahr besteht, dass die freigetretenen Steine auf die unterhalb gehenden Kollegen fallen. Man sollte also Vorsicht walten lassen, wie eigentlich immer am Berg.

Kaum ist man aus den Schotterfeldern heraußen, kommt man zu einer Verschneidung direkt am Fuß der Felswand. Auch hier muss man trittsicher sein, um nicht nach jedem Schritt zwei Schritte zurück zu rutschen.

Aber auch das macht, wie ich finde, den Spaß an der Rax gerade aus. Die Touren sind nicht leicht und das, obwohl man sich hier auf gerade einmal 800 hm bewegt.

Kleines Update zu meinen Oberschenkeln: In diesem Bild fingen sie gerade wieder an, sich daran zu erinnern, dass sie ja eigentlich weh tun wollten.
Kurz nach dieser Erkenntnis hieß es Klettergurte anlegen und Kameras wegpacken, denn wir hatten den Einstieg erreicht.

 
Einstieg

15:30, Höllentalaussicht

Ja, es hat tatsächlich so lange gedauert. Und laut App hätten wir um diese Uhrzeit eigentlich schon wieder beim Auto sein sollen. (Meinen Oberschenkeln und Blasen zufolge im Übrigen auch.)
Dass wir so lange gebraucht haben, lag bestimmt primär daran, dass die Hälfte der Teilnehmer schon ziemlich müde und daher langsam unterwegs war. Zum Zweiten lag es daran, dass der Hoyossteig oberhalb der Schneefallgrenze endete und wir uns unseren Weg daher etwas vorsichtiger bahnen mussten.

Wir waren alle ziemlich glücklich endlich ganz oben angekommen zu sein, den meisten war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben, aber man hörte kein Wort des Klagens und der Ausblick entlohnt einen wahrlich für die Strapazen der Strecke.

Schneefeld

Für uns war es der erste Schnee dieses Jahres

 
Gruppenphoto

17:50, Parkplatz

Der Weg zurück über den Wachthüttelkamm ist super, ein Ausblick reiht sich an den nächsten, es ist wirklich wunderschön.
Man wandert und wandert und wandert, das Ende des Tals kommt näher und näher, aber der Boden nicht.

'Jetzt sind wir eh schon so weit gegangen, da können doch gar nicht mehr so viele Leitern am Ende kommen, oder?'
Wurde ich irgendwann gefragt, aber die Antwort ist "Doch, es kommen noch viele Leitern". Ich glaube man überwindet die letzten 500-600 Hm mehr oder weniger nur über diese Leitern. Es ist alpinistisch nicht anspruchsvoll, aber die Oberschenkel bekommen noch einmal ordentlich was zu tun. Leider gibt es von diesem Abschnitt keine Bilder mehr, es war keiner mehr wirklich aufgelegt noch einmal stehen zu bleiben und die Kamera auszupacken.
Ähnlich wie beim Marathon gilt hier ganz klar: Jedes mal Stehenbleiben macht alles nur schlimmer.

Rückblickend:
Ich kann jedenfalls nicht empfehlen einen Halbmarathon und eine beinahe 9-stündige Bergtour an einem Wochenende zu machen. Natürlich lernt man seine Grenzen kennen und sieht auch wieder einmal, zu was der Körper fähig ist wenn er muss, aber die Schmerzen sind es nicht wert.

Die Tour bekommt eine klare Empfehlung von mir und die App Alpenverein Aktiv ist auch ein absolutes Muss für alle durchdigitalisierten Alpinisten.

Zusammenfassend kann man sagen, die Rax wird uns wieder sehen!

die gruppe

Autor:

© Raphael Unterrainer

Bilder:

© Jessica Pichler

 
 
 
 

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