Abstieg durch die Weinberge
Tageswanderung
Westungarn: Fertörakos – Felsö Kereszthegy Szölös – Feher ut - Balf plus Stadtrunde Sopron
(12 km, + 200 Hm, -190 Hm, reine Gehzeit ca. 3 ½ h)
13.03.2014
Es war die 4. Wanderung, die ich – jeweils im Monat März – im Raum Sopron führte. Einmal hatten wir dabei einige Zentimeter Schneelage, ein Mal leichten Regen und ein Mal waagrechten Schneefall. Wie zum Ausgleich für diese Wetterbedingungen wurden wir heuer mit sonnigem Frühlingswetter vom Feinsten verwöhnt.
Wir benützten den Linienbus von Sopron nach Fertörakos/Kroisbach. Gleich in der Nähe des Schlosses befindet sich ein Denkmal, das an das Jahr 1989 erinnert. Mit den Ereignissen in diesem Jahr sind wir doch voriges Jahr beim „Tor zur Freiheit“ bekannt gemacht worden.!
Heuer diente uns der Halt bei dem Denkmal vor allem dazu, uns mit der Geschichte von Fertörakos bekannt zu machen. Nur ein paar Minuten entlang des Rakos-Baches (Krebsenbach) und wieder gab ein Denkmal einen Kulturstopp vor: die „Kroisbacher Madonna“ erinnert an die Kriegsgefallenen und an die im Jahr 1946 heimatvertriebenen deutschsprachigen Kroisbacher. Diese Themen und auch die Shoa an ungarischen Juden wird hier im Kreis Sopron immer wieder an modernen, sehr ansprechenden und beeindruckenden Denkmälern thematisiert. Der Versuch von Versöhnung ohne Parteienstellung wird dabei deutlich spürbar.
Nun
gings aber von der Kultur wirklich zur Wanderung über. Wir stiegen über einen
unmarkierten Wirtschaftsweg auf einen Höhenrücken. An einigen Stellen
eröffneten sich Blicke über den Neusiedlersee, der auf ungarischem Staatsgebiet
fast zur Gänze verschilft ist. Auf einer offenen Heide entdeckten wir erste
Adonisröschen und Kuhschellen. Ab Felsö Kereszthegy Szölös (Ober Kreuzberg
Weingärten) gings stets durch Wald zur Feher ut. Wir waren sehr froh, dass es
trocken war, denn die Gegend ist bei feuchtem Wetter sehr schmutzig. Selbiges
gilt auch für die Weingartenwege bei Balf. Von der Kote 236, wo uns ein
blühender Mandelbaum fesselte, ging es durch die Weingärten – stets mit Ausblick
über den Neusiedlersee zum Gedenkstein an das Juden-Arbeitslager in Balf.
Nur wenig später erreichten wir den kunstvoll gestalteten Mineralwasserbrunnen bei der Abfüllanlage am Ortsrand von Balf. Nachdem wir das schwefelige Wasser gekostet hatten, gingen wir auf einem „Einheimischenweg“ auf einer uralten, sterbenden Weidenallee am Rand des Naturparks Neusiedlersee in den Ort Balf. Hier machten wir noch einen „Schlenker“ zur Bergkirche St. Andreas, um welche sich der Friedhof (mit deutschen Grabinschriften auf alten Gräbern) schart. Das Szerb Antal-Denkmal führte uns wieder einmal das Thema „Judenvernichtung“ eindrucksvoll vor Augen. Das „Hintertürl“ des Friedhofes führte uns in die Weingärten und bald waren wir beim Sanatorium von Balf/Wolfs. Durch den Kurpark spazierten wir zur Badkapelle und erreichten pünktlich das Restaurant „Panorama etterem“, in dem wir (wieder) bestens bewirtet wurden.
Der Linienbus 14 brachte uns schließlich wieder zurück nach Sopron. Heuer stand einem Kulturrundgang nichts im Wege. Wir stiegen schon bei der Hst. „Hid Utca“ aus und erreichten entlang der Ikva den Platz „Pap Ret“. Hier steht eine renovierungsbedürftige Synagoge und wieder ein Denkmal zum Thema Holocaust, das besonders stark zu Herzen geht. Wir benützten den neuen Weg „Stadtmauernpassage“, der die halbe Altstadt umrundet. Bei der Evangelischen Kirche gab es wieder ein schönes Denkmal zur „Aussiedelung“ der Deutschen zu bewundern. Dann genossen wir noch einen Bummel über den Hauptplatz und die ruhigen, schönen Gassen der Altstadt. Josef kannte noch einen Geheimtipp: den Urnenfriedhof unter der Kathedrale St. Georg. So klang ein sonniger Tag wie wir ihn gerne haben -gespickt mit Natur- und Kulturschönheiten- stimmungsvoll aus.
Martin Seemann
Tel. 02233/55860
seemann.martin@gmx.at
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