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2017_09_30 Alpinklettern Hochschwab (2017_09_30 Alpinklettern Hochschwab)

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2017_09_30 Alpinklettern Hochschwab

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Vom Suchen und vom Finden oder Wie man den Tag anders pflückt

Ausgangslage:
Wetterbericht fürs Wochenende gut; anfänglicher Nebel soll sich am Samstag bald auflösen und ein sonniger Herbsttag ist zu erwarten; Sonntag ev. bedeckt, mögliche kleinere Schauer am Nachmittag
Gesucht: sonnenbeschienene Kletterei über steile Platten und Wasserrillen
Voll motivierte Kletterpartner und engagierte Ziele im Reich des hohen Schwaben sind schnell gefunden.
Die ersten drei (Jordi, Horst und Mike) wollen es ganz genau wissen und nehmen sich bereits für Samstag die „Lufthammer“(6+) an der Südwand des Kleinen Schwaben vor. Nächtigung und Frühstück beim Bodenbauer lassen trotz der dichten Nebeldecke im Tal Hoffnung auf einen erfolgreichen Klettertag aufkommen.
Erste Risse im Vertrauen auf die Verlässlichkeit der modernen Meteorologie machen sich nach gut zwei Stunden und ca. 1.100 Höhenmeter Zustieg unter den im Nebel unsichtbaren Südwänden bemerkbar. Ein leidlicher Weg durch Schneefelder und plattige Schrofen hin zum Wandfuß wird zwar gefunden, bei 20 bis 30 m Sichtweite weigert sich der richtige Einstieg jedoch hartnäckig sich zu zeigen.
Nach mehrmaligem Aufsteigen und wieder Abklettern und Rufkontakt mit anderen in der Nebelsuppe herumirrenden Seilschaften kann nicht einmal der als Alternative in Erwägung gezogene „Baumgartnerweg“(3+) zweifelsfrei gefunden werden. Zwei entnervte Leidensgenossen treten nach einer zweistündigen NebelOdyssee den Rückweg Richtung Voitsthalerhütte zum (nicht ganz) wohlverdienten Frustbier an.
Eine zweite Partie, mit Ziel „Knablweg“ lässt es dann auch sein und nimmt den Normalweg über den Graf-Meran-Steig zum Gipfel.
Nach über zwei Stunden Herumsuchen mit mittlerweile pitschnassen Schuhen verebbt die letzte Hoffnung auf Wetter- bzw. Sichtbesserung und ein erfolgreiches Auffinden irgendeiner Kletterroute zur Gänze.
Gefunden: sonnige Gipfelrast mit ausgezeichneter Fernsicht
Die Reservierung am Schiestlhaus verlangt dennoch den Gang über den Hochschwab-Gipfel, weshalb der teilweise eingeschneite Aufstieg über das „G´hackte“ gewählt wird.
Kaum am Hochplateau angekommen zeigt sich, wo der Hund begraben liegt. Es scheint, als ob sich der gesamte Nebel des Landes südlich des Hochschwab zusammengezogen hat, um die Steiermark lückenlos zuzudecken.
Nördlich des Hochschwab ist hingegen alles frei und beste Fernsicht gegeben. Der Gipfel präsentiert sich windstill in herrlicher Herbstsonne, bevölkert mit zahlreichen, glücklichen Wanderern, worunter sich auch einige ehemals glücklose Seilschaften vom Vormittag befinden, die schließlich auch den Aufstieg über einen Wanderweg gewählt haben.
Die Wärme der Sonnenstrahlen und der Blick auf das scheinbar endlose
Nebelmeer lassen den Frust langsam verrauchen, auch wenn die Frage mancher Wanderer, was es mit dem Seil auf sich hat, dem Ego kleine Stiche versetzt. Nach Stunden des Vitamin-D-Tankens ist die Stimmung dem herrlichen Wetter entsprechend wieder genesen und der Abstieg zum höchstgelegenen Passivhaus Österreichs wie ein Neuanfang voller Tatendrang für den nächsten Tag.
Dieser beginnt nach einem bescheidenen Frühstück auf der Hütte, wie könnt es anders sein, im dichten Nebel bei schneidendem Wind.
Abermals über den Gipfel und übers G´hackte geht es den gestrigen Aufstiegsweg zu den Klängen der Hirschbrunft hinunter zum Treffpunkt mit den zwei Neuzugängen (Thomas und Dominik). Die Nebeldecke dürfte sich im Vergleich zum Vortag etwas gehoben haben, wodurch alle Einstiege an den Südwänden von weitem erkennbar und leicht zu finden wären.
Das heutige Ziel befindet sich jedoch auf der gegenüberliegenden Talseite, am steilen Zahn des Festlbeilsteins.
Nach 1.400 Höhenmeter Abstieg folgen gut 800 Hm Zustieg zur „Westkante“(4+) des Kleinen Festlbeilsteins. Zwar ohne Sonne, dafür aber auch ohne nennenswerten Wind lassen sich die drei interessanten Seillängen auf den ersten Gipfel ohne Probleme meistern. Nach dem seilfreien Überklettern des plattigen Gipfelgrates wartet die Schlüsselseillänge auf den Großen Festlbeilstein im fünften Grad mit einer einschüchternden Optik auf.
Die Kletterzüge lösen sich bei genauerer Betrachtung, d.h. beim Probieren schön auf und so fehlt nurmehr das ausgesetzte, aber einfache Gratstück zum Gipfelkreuz. Hier lässt sich anstatt der möglichen Schauer sogar die Sonne kurz durch den Nebel blicken. Am erst zu drei Viertel vollen Gipfelbuch aus den 1970er Jahren kann man erahnen, dass dieser Gipfel nicht allzu oft erstiegen wird.
Der Abstieg erfolgt, der steilen Berggestalt angemessen, über mehrere luftige
Abseilfahrten die senkrechte Südwand hinunter. Kuschelige Momente zu fünft am Abseilstand sind dabei garantiert. Der restliche Abstieg zum Bodenbauer läuft dann wie automatisch ab.
Am Schluss bleibt die Erkenntnis, dass man trotz Abweichung vom geplanten Ablauf, an diesem Wochenende voll auf seine Rechnung gekommen ist.
Coole Sache für Thomas, der mit dieser Tour seine erste Alpinkletterei absolviert, sowie für Dominik, der mit seinem Bruder eine harmonische und vor allem gut gelaunte Seilschaft gebildet hat.
30. September 2017
Hochschwab 2277m übers „G´hackte“
Christian Jordan, Horst Kienast, Mike Nöbauer
1. Oktober 2017
Festlbeilsteine W-Kanten (UIAA 4+/5)
1. Seilschaft: Christian Jordan, Horst Kienast, Mike Nöbauer
2. Seilschaft: Thomas und Dominik Maderthaner

Text: Michael Nöbauer

 
 
 

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