Zu viert (Gerlinde, Charly, Gernot und ich) machten wir uns auf den Weg ins Zillertal bis zum Schlegeisspeicher (1805m). Bei dichter Bewölkung erreichten wir mit gleichmäßigen Schritten nach 1 ½ h die Olpererhütte (2388m), die plötzlich erhaben aus dem dichten Nebel vor uns auftauchte. Die Hütte wurde 2007 nach modernem Baustil völlig neu errichtet, ist aber dennoch sehr gemütlich.
Am nächsten Morgen stiegen wir bei traumhaftem Wetter über das große Riepenkees (Sommer-Skigebiet Hintertuxergletscher) zur Wildlahnerscharte. Von der Scharte kurz über den steilen Gletscherhang (Eisbuggl) aufsteigend führte die Route direkt auf den, beim Einstieg recht brüchigen, Nordgrat. Leider wurde ein Bergkamerad weiter unten von einem Stein auf der Hand getroffen und trug eine klaffende Wunde davon, was ihn aber dennoch nicht von der Besteigung des Nordgrates abhielt.
Weiter oben am Grat wird der Fels recht kompakt und der Grat zu einer echten Genusskletterei. Die griffarmen und glatten Platten sind teilweise mit Steigbügeln aus dem 1. Weltkrieg versehen. Durch die großen Abstände wird der Nordgrat dennoch nicht zu einer Hühnerleiter degradiert und die Steigbügel dienten hervorragend als Sicherungspunkte. Immer weiter dem Gratverlauf folgend - über mehrere Felsstufen und der Schlüsselstelle (leichter Überhang (III)) - erreichten wir den Gipfel (3476m). Die Blicke schweiften stolz zu den eisgepanzerten Gipfeln des Möselers, Hochferners und Hochfeilers.
Der Abstieg erfolgte über den Südost- oder Riepengrat, der ebenfalls eine lohnende Kletterei im II. Grad darstellte. Von Süden her drängten schon die ersten Gewitterwolken und daher waren wir glücklich, als wir das Schneefeld am Ende des Grates erreichten. Von dort stiegen wir über grobes Block- und Schuttgelände zurück Richtung Olpererhütte und hatten Riesenglück, als 3m große Felsblöcke und Geröll, die eine Seilschaft ober uns losgetreten hatte, nur wenige Meter neben uns vorbeirasten. Es roch stark nach Schwefel, das Herzt pochte bis zum Anschlag, also möglichst schnell zurück zur Hütte. Dort angekommen wollten wir das obligatorische Bier auf der Terrasse zu uns nehmen, doch da hatte das Wetter etwas dagegen.
So ließen wir den Tag gemütlich in der überfüllten Hütte ausklingen und schliefen am Boden in der Gaststube, die vom Mond erhellt war und hatten in den kurzen Wachphasen einen traumhaften Blick auf den Stausee und die umliegenden Gipfel des Zillertales.
Am nächsten Tag erfolgten der Abstieg und die Heimfahrt von einer wunderschönen Bergtour, bei der es nicht nur der Wettergott gut mit uns meinte.
Georg Hahn
Organisator