Fotos Temlberg / Ostrinne (2331m)

07.04.2018

Hinterstoder / Thomas & Otmar

Das erste Mal haben Tom und ich die Ostrinne beim Aufstieg zum Schermberg gesehen und seit dieser Zeit schwirrt sie in unseren Köpfen umher. Irgendwann muss aber dann Schluss sein mit diesem Kopfkino. Der Entschluss steht fest: Wir fahren nach Hinterstoder.

Es ist ein warmer Freitagnachmittag und ich werkle wieder mal mit der Hilti an irgendeinem Fundament im Garten. Bis um 15:00 muss ich fertig sein - danach schnell duschen - packen - und los. Mit Thomas treffe ich mich gegen 16:00 in Seewalchen um eine gute Stunde später am Parkplatz Polsterlucke in Hinterstoder die Skier auf den alten ABS Rucksack zu schnallen. Ist doch immer wieder eine feine Sache auf das Prielschutzhaus mit den Skischuhen und den Skiern am Buckel aufzusteigen.

Kurz vor der Märchenwiese können die Tourenskier endlich ihrer ursprünglichen Bestimmung als Aufstiegshilfe gerecht werden. Es ist kaum zu glauben, aber bereits ab hier können wir herrliche Duftschwaden aus der Küche vom Prielschutzhaus wahrnehmen. Glücklicherweise hat sich schon gegen Abend ein leichter Schmelzharschdeckel gebildet. Dieser wichtige Sachverhalt lässt uns auf gute Verhältnisse in der Rinne hoffen. Der absolut situationselastische Hüttenwirt verspricht uns noch, dass wir schon um 05:00 frühstücken können.

Wir starten um kurz vor 06:00 Uhr auf einem Schmelzharschdeckel der sich sehen lassen kann. Es knirscht nur so als wir die Skier durch den pickelharten Schnee schieben. In der Klinserschlucht, zwischen Brotfall und Spitzmauer, stecken völlig unvermittelt an die 20 Paar Tourenskier in der Landschaft. Als wir genauer schauen, sehen wir ein Zelt und kurz drauf finden wir in einer Wächte den vermutlichen Eingang zu einer Schneehöhle. Ja genau - der Wirt hatte uns ja erzählt, dass die Bergrettung heute biwakiert.

Mit den ersten Sonnenstrahlen im Rücken erblicken wir kurz drauf unser Tagesziel. Der Temlberg und seine Ostrinne erstrahlen im warmen Morgenlicht - schön und respekteinflößend zugleich. Als wir die ersten Spitzkehren im unteren Bereich der Rinne anlegen, sind wir froh so gute Verhältnisse erwischt zu haben. Einige wenige Zentimeter Neuschnee liegen auf einer kompakten Unterlage. Kurz darauf legen wir die Steigeisen an und Stapfen durch die Rinne. Wir bleiben schön mittig, da sich die störanfälligen Schichten oft am Randbereich - also am Übergang von viel zu wenig Schnee befinden. Steigeisen und Pickel leisten uns gute Dienste und so erreichen wir gegen 09:00 die Schulter und gleichzeitig das Skidepot vom Temlberg.

Da wir recht gut in der Zeit liegen, steigen wir weiter in Richtung Gipfel. Auch hier finden wir recht passable Verhältnisse vor und wir können über den schneebedeckten Hang  (Normalerweise Kletterstellen II -III) zur Wächte steigen. Hier hadern wir kurz - doch dann schnappen wir unsere Pickel und schlagen uns eine Schneise zum Gipfelplateau. Wir können es kaum fassen als wir neben dem unscheinbaren Gifelkreuz stehen und in die Weite blicken.

Beim Abstieg zur Schulter sind wir aber wieder konzentriert und erreichen diese gegen 10:00. Da es  bei Tom so zu sein scheint als wäre er mit Skiern auf die Welt gekommen, fährt natürlich er als erster in die Rinne - perfekt. Der bis zu 45° steile Hang zeigt sich um diese Uhrzeit noch immer von seiner geschmeidigen Seite und brennt sich somit ganz tief in unsere Festplatten ein. Im unteren Drittel queren wir dann in westlicher Richtung zur Dietlhölle um von dort aus ins Tal zu brettern.