"Wandern gibt mehr Verstand als hinter dem Ofen zu sitzen", sagte Paracelsus. Nun - bei der Gluthitze der letzten Tage war es vermutlich verlockender, sich nach Bademöglichkeiten umzusehen. Trotz der 12 Absagen war der Bus voll und wir hatten uns mit Getränken und der entsprechenden Ausrüstung auf heiße Stunden eingestellt. Aber nichts da, strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen zum Wandern und durch den Föhnsturm waren wir teilweise sogar froh, Pullover und Jacken eingepackt zu haben.
Vom Parkplatz unterhalb der Jamnighütte wanderten wir über die Laschgalam zur Laschgwand und den markierten Weg 110 am Tauernkreuz und dem alten Tauernhaus vorbei zur Hagener Hütte. Nach kurzer Rast und Bewirtung stiegen wir denselben Weg zur Jamnighütte ab.
Beim Tauernkreuz (2230m) gedachten wir unserer Hilde Niederl und zündeten eine Kerze an. Hilde haben wir durch ihre ruhige, ausgleichende und bescheidene Art geschätzt. Sie lebte nach schweren Schicksalsschlägen zurückgezogen, hat sich 2008 beim Alpenverein angemeldet und hat seither 56 Wanderungen mitgemacht. Wir alle werden sie nicht nur wegen ihrer liebevollen Basteleien dankbar in Erinnerung behalten. Tief betroffen hat ein Großteil der Wandergruppe sie dann am Samstag auf ihrem letzten Weg begleitet und ich habe mich im Namen des Alpenvereins von ihr verabschiedet.
Wir waren von der großartigen Gebirgskulisse mit Böseck, Feldseekopf, Geiselkopf und Romatenspitze beeindruckt und dann am Niederen Tauern mit Blicken auf Sportgastein, Schareck, Hochalm, Ankogel, Kreuzkogel und bis zum Hochkönig. Für die Teilnehmer möchte ich nachträglich auf die Bedeutung dieses Gebietes als uraltes Kulturland hinweisen, das seit Jahrtausenden von Menschen betreten wurde. Der Mallnitzer Tauern war für die Römer eine wichtige Paßstrasse . Die Verbindungsstrasse sollte einerseits sicherstellen, dass die zentral gesteuerte Verwaltung funktionierte , andererseits war sie eine wichtige Handelsstrasse. Holz, Metalle, Salz, Wolle, Leder u.a. wurden nach Italien, Wein, Fische, Gewürze, Öl, Silber, Keramik u.ä. nach Norden transportiert. Die "Transversale" bei der Laschgalm und einige andere Stellen sind als Reste dieser Strasse im Gelände deutlich erkennbar. Das Tauernhaus, ein Unterstandshaus, wurde erst 1832 errichtet, ist später verfallen und wurde 1990 von der AV-Sektion Mallnitz neu aufgebaut und mit Schautafeln ausgestattet. Meist von Knechten bewohnt hatten diese die Wege zu markieren und instandzuhalten, Reisende zu verpflegen und zu beherbergen.
Kuchen, Kaffee und vor allem die Schwarzbeerpalatschinke in der Jamnighütte haben vorzüglich geschmeckt. Und als "Sahnehäubchen haben wir von Renate erfahren, wie lebendig dieses so reine, weiße und kühle Porzellan eigentlich werden kann. Dieser Ausflug hätte auch unsere Hilde wieder glücklicher gemacht!
Diethard Rauter