Der Bregenzerwald – „Rund 30.000
Menschen leben hier in 22 Dörfern. Die ‚Wälder‘ gelten als selbstbewusste,
eigenständige Menschen, die stolz sind auf ihre Wurzeln und offen für Neues“,
ist im Reisebegleiter des Bregenzerwald Tourismus zu lesen. Die Berge hier sind
nicht die höchsten. Sie sind aber die höchsten im äußersten Nordwesten
Österreichs. Kein höherer Berg verstellt die Sicht. Der Blick von den Gipfeln
gleicht daher einem Blick aus der Luft. Dazu die alten Bregenzerwälderhäuser,
moderne Baukunst, die Käsestraße, Handwerksqualität und vieles mehr. Also viele
Gründe, um dem „Wald“ eine Bergfahrt zu widmen, die 40. der ehemaligen
Ortsgruppe Vorderstoder. Und viele sahen das genauso. 50 Personen und
Beagle-Hündin Alice sorgten dafür, dass im Bus kein Platz frei blieb.
Sonntag, 26. August 2018
Am Morgen regnete es noch teils kräftig. Im Bus mit Jürgen Antensteiner am Steuer ging die Fahrt von Vorderstoder über Kirchdorf und Salzburg nach Bayern. Zur Jubiläumsfahrt sorgte die Firma Riedler-Reisen fürs Frühstück an Board mit Kaffee und Croissants. Danke! In Irschenberg, wo uns bereits die ersten Sonnenstrahlen empfingen, stärkten wir uns im Gasthof Kramerwirt bodenständig bayerisch. Weiter über München, den Allgäu und Bregenz kamen wir gegen 16:00 Uhr im Bregenzerwald an. Als einziger der 50 Teilnehmer, der bei allen 40 Bergfahrten dabei war, traue ich mir zu sagen, dass wir noch nie so herzlich empfangen wurden wie diesmal von Erika und Florian Kühne, den Chefs vom Genusshotel Alpenblick in Lingenau. Bei einem erfrischenden Getränk im Garten erzählten sie uns Interessantes über ihr Haus, den Ort Lingenau und den Bregenzerwald. Bevor wir uns dann zum feinen Schlemmermenü bei Kerzenschein setzten, erkundeten wir bei einem Spaziergang noch den Ort Lingenau und besuchten die Kirche mit dem lebenden Olivenbaum im Inneren.
Montag, 27. August 2018
Der Tag begann kühl, entwickelte sich aber rasch zu einem herrlich, klaren Spätsommertag. Alle Wanderfreudigen schwebten mit dem Sessellift von Andelsbuch hinauf auf 1533 m. Von dort wanderten wir vorbei am Niedere-Bergrestaurant über den aussichtsreichen Kamm der Vordere-Niedere gegen Osten, weiter über Almweiden und dann kurz steil bergauf zur Stongerhöhe. Die Gruppe „Eva“, die etwas schneller unterwegs war, machte noch einen Abstecher auf den Tristenkopf (1741 m), ehe wir nacheinander über den „Hasenstrick“, einen rund 100 Meter langen, mit Seilen versehenen luftigen Gratsteig, kletterten. Dann noch ein kurzes Steilstück und wir erreichten das Gipfelkreuz am höchsten Punkt dieses Bergstocks, die Winterstaude (1877 m). Die Welt lag uns zu Füßen: von Säntis und Bodensee im Westen bis zu den Lechtaler Alpen im Osten, von den Bergen des Oberallgäus im Norden bis zu Rätikon und Silvretta im Süden. Nach einer langen aussichtsreichen Gipfelrast stiegen wir auf einem sehr steilen Almweg hinab zur Lingenaueralpe, wo wir mit Getränken und einer köstlichen Käsejause bewirtet wurden. Die Schwester des Senners spielte die Mundharmonika und die Sänger unter uns lieferten den Gesang. Viel zu rasch verging die Zeit. Über Fahr- und Almwege, vorbei an der Stongenalpe und der Wildmooskassaalpe gelangten wir zum Berghaus Sonderdach (1208 m). Von dort nutzten wir die Großraumgondel für den Abstieg nach Bezau, wo unser verlässlicher Busfahrer schon auf uns wartete. – Die Berggeher der Gruppe „Eva“ wanderten von der Winterstaude weiter in Richtung Osten und „sammelten“ noch die Gipfel von Hohe Kirche (1747 m) und Bullerschkopf (1761 m) ein. Dann stiegen sie nördlich hinab zur Unteren Falzalpe, wo sie es sich bei Almschmankerl, Kaffee und Kuchen gut gehen ließen. Hinunter nach Schetteregg (1080 m) war es dann nicht mehr allzu weit, und von dort nahmen sie den Linienbus zurück zum Hotel. – Die Gruppe „Heidi“ genoss den Panoramarundweg „Niedere“ mit dem höchsten Punkt, der den etwas eigenartigen Namen „Niedere Höhe“ (1711 m) trägt, die Stärkung beim Niedere-Bergrestaurant und die Gondelfahrt hinunter nach Bezau, wo ihnen noch Zeit blieb, sich im Ort etwas umzusehen. – Der Tag endete schließlich für alle mit einem köstlichen Wälder Schmankerlmenü im Hotel Alpenblick.
Dienstag, 28. August 2018
Blauer Himmel, Sonne, klare Sicht und recht warm. Die Kanisfluh ist der markanteste Berg der Gegend und gilt auch als „Wahrzeichen des Bregenzerwaldes“. Sie war an diesem Tag unser Ziel. Mit dem Bus fuhren wir alle nach Mellau und mit der Gondelbahn hinauf zur Bergstation Roßstelle (1391 m). Die „Genusswanderer“ der Gruppe „Heidi“ entschieden sich für die Almwanderung zur Alpe Kanis (1464 m) und weiter zur Alpe Wurzach (1522 m) und wieder zurück zur Roßstelle. – Alle anderen, also ein fast unüberschaubares Rudel Menschen, wanderten vorbei an der Alpe Kanis in Richtung Gipfel, längere Zeit begleitet von einem ebenfalls fast unüberschaubaren Rudel Ziegen. Ab dort, wo es richtig steil wurde, ließen die Ziegen uns Menschen allein weitersteigen. In Serpentinen erreichten wir die Einkerbung, wo sich erstmals der Tiefblick auf die Orte Mellau und Schnepfau auftut, die gut 1200 Meter tiefer liegen. Beeindruckend! Beeindruckend aber auch die westliche Erhebung der Kanisfluh, der Hohe Stoß, ein Berg wie ein überdimensionaler, wuchtiger Wachturm einer Burganlage. Unser Weg führte aber gegen Osten, hinauf zum Gipfelkreuz auf der Holenke, mit 2044 m der höchste Punkt der Kanisfluh. Überwältigend! Der Tiefblick ins Tal der Bregenzerach und der 360-Grad-Rundblick auf die herrliche Bergwelt ringsherum! Nach dem ausgiebigen Gipfelgenuss stiegen wir ab zum kulinarischen Genuss bei der Alpe Wurzach. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zurück zur Roßstelle, mit der Gondel hinunter ins Tal und mit dem Bus zurück nach Lingenau. Wenig später saßen wir alle „geschniegelt und gestriegelt“ im Speisesaal und erfreuten uns am „Cenaitaliana“, einem Abendessen auf Italienisch. Doch damit war der Tag noch nicht zu ende.
Jürgen brachte uns mit dem Bus nach Bregenz. Die noch extrem milden Temperaturen, das Wasser, die Schiffe und die untergehende Sonne, die langsam als roter Ball im Bodensee „versank“, vermittelten uns das Gefühl, dass wir uns viel weiter südlich befanden. Während sich dann die Nacht über das „Schwäbische Meer“ legte, ließen wir uns von einem Schiff der Bodenseelinien aufs Wasser hinaus bringen. Die Lichter von Bregenz wurden langsam kleiner, dafür tauchten bald vor uns die tausenden Lichter des Hafens von Lindau auf. Die Einfahrt in den kleinen Hafen der Inselstadt zwischen Löwen und Leuchtturm beeindruckte alle. Im Hafen spielten Straßenmusiker, die Gastgärten vor den Hotels waren gut besucht und wir versorgten uns mit Gelati in einem italienischen Eissalon. Im Osten, also eindeutig über Österreich, ging der fast volle Mond auf. Wir schlenderten durch die romantisch beleuchteten Gassen und Straßen, vorbei an so manchen Sehenswürdigkeiten, durch die von Wasser umgebene Altstadt. Auf der anderen Seite der Brücke am Festland wartete Jürgen mit dem Bus und brachte uns zurück nach Lingenau, wo wir kurz nach 23:00 Uhr wieder beim Hotel ankamen.
Mittwoch, 29. August 2018
Wetter wie am Vortag, also kein Grund zum Meckern. Per Bus noch ein Stückchen tiefer hinein in den Bregenzerwald, nämlich nach Schoppernau. Dort schwebten wir mit der Gondelbahn hinauf zum Bergrestaurant am Diedamskopf. Nur rund 60 Höhenmeter waren es von hier zum Gipfelkreuz auf 2090 m. Dort oben bot sich uns wieder ein grandioser Rundblick. Heidi’s Gruppe genoss den Plateaurundweg. Wir wanderten an den steilen Nordabbrüchen entlang gegen Osten bis zum Kreuzle (1800 m), einem alten Übergang ins Kleine Walsertal. Von dort noch ein Stück talwärts und dann immer steiler werdend hinauf zum Falzer Kreuz, wo wir eine gesellige Rast einlegten. Anschließend stiegen wir über den aussichtsreichen Kammweg hinauf zum Falzer Kopf (1968 m), weiter am Kamm entlang steil hinunter zum Neuhornbachjoch und über das ausgedehnte Weidegebiet der Neuhornbachalpe hinab zum Berggasthof Neuhornbachhaus. Um mit unserer großen Gruppe niemanden zu überfordern, kehrten einige von uns dort ein. Der Rest der Gruppe marschierte noch etwa 15 Minuten weiter zur einfachen, gemütlichenFalzalpe (1650 m). Da lässt es sich aushalten! Mit Getränken, Käsebroten, Kaffee und köstlicher Torte gestärkt stiegen wir hinauf zur Breitenalpe und querten über Weidegebiet zur Mittelstation der Diedamskopf-Bahn. In der Gondel ging es dann zurück ins Tal. Auf der Rückfahrt ins Hotel machten wir noch in Andelsbuch halt. Einige von uns besuchten den „Werkraum Bregenzerwald“, das große Schaufenster des gleichnamigen Zusammenschlusses von rund 90 Handwerksbetrieben im Bregenzerwald, und so ziemlich alle versorgten sich im Käsehaus mit den Spezialitäten der Region. Mit einem Kräuter-Genuss-Menü verabschiedete sich am Abend die hervorragende Küche des Genusshotels Alpenblick von uns.
Donnerstag, 30. August 2018
Wir weinten innerlich beim
Abschiednehmen von unseren herzlichen Gastgebern, der Himmel hingegen
ungeniert. Trotz der nassen Wetterlage spazierten wir durch Lingenau, sahen uns
in kleinen Handwerksläden um, besuchten die sehenswerte St. Anna-Kapelle und
prüften dort die tolle Akustik mit einem feierlichen Lied. Und weil er so gut
schmeckt und so gut riecht, wurde im Käsekeller Lingenau, in dem über 30.000
Käselaibe reifen, nochmals Bregenzerwälder Käse gekauft. Dann hieß es endgültig
Abschiednehmen von Lingenau und dem Bregenzerwald. Unsere Fahrt führte hinaus
nach Dornbirn. In der Großraumgondel tauchten wir ein in den dichten Nebel. Der
Ausblick vom Karren (976 m), der bei schönem Wetter einfach grandios ist, war
heute sehr unifarben, nämlich hellgrau. Nur hin und wieder öffnete sich eine
kleine Lücke im Nebel und ermöglichte einen kurzen Tiefblick vom
Panoramarestaurant hinunter ins flache Rheintal. Aber auch das hatte was, nur
durch riesige Glaswände getrennt mitten im Nebel zu sitzen und noch einmal die
köstliche Vorarlberger Küche zu genießen. Wieder im Tal angekommen wurde es um
ca. 13:00 Uhr wirklich ernst mit der Heimreise. Auf der gleichen Route wie bei
der Anreise ging es also zurück in Richtung Heimat. Um die Reisedauer zu
verkürzen gab es über die Bordfernseher einen Rückblick mit Fotos und Filmen
auf die Bergfahrt 2017 in den Rosengarten. Beim Huberwirt in Westerndorf am
Wasen nahe Rosenheim legten wir noch eine gesellige Rast ein und bestaunten die
barocke Wallfahrtskirche mit dem kreisrunden Grundriss des Hauptraumes und die
gewaltige Zwiebelkuppel. Bei Anekdoten und Erzählungen über die
vorangegangenen 39 Bergfahrten verging die restliche Heimfahrt wie im Flug und
beim Verlassen des Busses waren eigentlich nur gut gelaunte Gesichter zu sehen.
Danke allen Teilnehmern für dieses tolle Miteinander. Immerhin treffen da ja
zwei völlig konträre Welten aufeinander, das kleine Bergdorf Vorderstoder und
die mondäne Stadt Kirchdorf… Mein besonderer Dank gilt Heidi Krenn, die sich
wieder liebevoll um ihre Gruppe gekümmert hat, Heli Breitenbaumer, der aus 23
vorgeschlagenen Mountainbiketouren die beiden schönsten herausgesucht hat, meiner
Frau Susi und unsere Tochter Eva, die wieder die richtige Nase bei der Auswahl
der „Gasthäuser für unterwegs“ hatte und am ersten Tag ihrer Gruppe den Weg
nach Schetteregg zeigte. Danke allen, die in irgendeiner Form zum guten
Gelingen dieser und aller vorangegangenen Bergfahrten beigetragen haben.
Aufgrund des Zuspruchs und der positiven Rückmeldungen bleibt mir nur zu sagen:
„Die vierzigste Bergfahrt war nicht die letzte!“
Bericht von Franz Berger-Schauer
Mountainbiken im Rahmen der
Bergfahrt Bregenzerwald
Die so oft zitierte Qual der Wahl kam im Bregenzerwald besonders zum Tragen, als von mindestens 23 proklamierten Touren, drei bzw. zwei (auf die Kanisfluh wollten wir ja auch mitwandern) ausgewählt werden sollten.
So entschieden wir uns am Montag für die Umrundung der Winterstaude. Vom Quartier in Lingenau ging es in Richtung Egg, in Großdorf links hoch nach Stangstatt, Fohren, Schetteregg, weiter nach vordere und hintere Leugehralpe, Iferalpe zum AlmdorfSchönenbach, wo Mittagspause angesagt war. Gestärkt fuhren wir die Mautstraße in Richtung Bizau talwärts bis uns rechts eine steil ansteigende Schotterstraße den Rimsbach entlang nach Bezau brachte. Dann nochmal 150 Hm nach Bezegg und weiter nach Andelsbuch. Am Bregenzerachradweg fuhren wir nach Egg, wo uns nochmal ein steiler Anstieg zurück nach Lingenau brachte.
Am Mittwoch wählten wir die Umrundung der Mittagsfluh. Mit Bus und Radanhänger reisten wir bequem nach Schoppernau. Vom Seilbahnparkplatz ging es 600 Hm hinauf zum Stoggsattel. Die letzten 100 Hm waren wegen ihrer Steilheit nur für die E-MTBiker ein Genuss. Nach Rast auf der gemütlichen Osterguntenalpe stand die lange Abfahrt nach Bizau am Programm, um anschließend wieder hinauf nach Schnepfegg (Gasthaus Kanisfluh) und hinunter nach Schnepfau zu gelangen. Abschließend fuhren wir den wunderschön angelegten Bregenzerachradweg zurück nach Schoppernau, wo wir uns noch mit der Seilbahn zum Spätnachmittagskaffee am Gipfelrestaurant Diedamskopf trafen.
Fazit für uns Biker: „Wir kommen
wieder“, denn schließlich warten noch 21 Touren auf uns!
Bericht von Heli Breitenbaumer