Tourengeher als "Sündenböcke"
Leserbrief zum TT Artikel "Störfaktor Tourengeher" vom 19.2.2013
Mit der Drohung, generelle Waldbetretungsverbote zu erlassen und großräumig Sperrgebietszonen auszuweisen, wird man das Verhalten uneinsichtiger Tourengeher nicht beeinflussen können. Da schlägt beim Landesjägermeister Karl Berktold der Militarist durch. Berktold scheint auf dem militärischen Auge des früheren Militärkommandanten blind zu sein. Er lässt gerade in der vergangenen Woche völlig außer Acht, dass der lauteste und massivste Störbetrieb in Wald und freier Wildbahn vom Bundesheer-Manöver im oberen Wattental verursacht wurde, der Hubschrauberlärm war bis ins Inntal zu hören.
Da schossen an die 2700 Soldaten tagelang mit leichtem und schweren Geschütz, fuhren 300 Militärfahrzeuge, Hägglunds und Squad im Gelände, Wald und Hochgebirge umher. Entweder hat er das „übersehen“, wie hier das Wild beunruhigt wird. Oder die Auswirkungen, die der Landesjägermeister beklagt, sind in der Praxis bei weitem nicht so gravierend, sonst dürfte es im Wattental kein Wild mehr geben. Eher ist es der viel zu hohe Wildbestand, der die Waldschäden verursacht. Im Wattental, so sagen Insider, müsste der Wildbestand auf ein Viertel ! reduziert werden, um den Wildverbiss zu verhindern, aber da geschieht nichts. Stattdessen werden die Tourengeher als Sündenböcke hingestellt.
Es gibt in Tirol etliche sehr gut gelöste Beispiele des gedeihlichen Nebeneinanders von Forst, Jagd und Skitourengehern, auch gerade im Wattental. Dort haben sich vernünftige Förster, Jäger, Militaristen und Alpenverein zusammengesetzt und eine praktisch-vernünftige Lösung einer Lenkung der Skitourengeher durch Information, Aufklärung und Beschilderung von Abfahrten zustande gebracht, die sich in der Praxis sehr gut bewährt. 100 Prozent sind nie zu erreichen. Also gemeinsam nach Lösungen suchen, das ist der Weg und muss weiterhin der Weg sein.
Gerald Aichner, Landesverband Tirol
Leserbrief in der TT vom 27. 2. 2013