Peter Haßlacher hat als einflussreicher Exponent des Österreichischen Alpenvereins die Initiative Bergsteigerdörfer gegründet, die Alpenkonvention war sein Lebensanliegen. Er war einer der bekanntesten Alpenvereins-Kämpfer für die Erhaltung der Tiroler Natur- und Kulturlandschaft. Peter Haßlacher ist am 17. Okt. 2019 verstorben. Mit Haßlacher verliert Tirol eine wertvolle und markante Stimme für die Umwelt.
"Was Peter Haßlacher für die beiden großen Alpenvereine insgesamt geleistet hat und weiterhin verkörpern wird, ist in mehreren Nachrufen klar ausgesprochen worden. Dem schließt sich der Landesverband Tirol einhellig an.
Für uns in Tirol war Peter der „Leuchtturm“ und das „Leuchtfeuer“ zugleich, wenn es um Fragen und Probleme der Natur, ihrer Erhaltung bzw. ihrer immer schneller um sich greifenden Zerstörung gegangen ist. Er war für uns nicht nur der personifizierte „Kämpfer“ und die „Stimme“ für die Umwelt. Peter war unseren Sektionen und den verantwortlichen Funktionären ein excellenter Helfer in Naturschutzbelangen und -Verfahren, ein großes Vorbild. Dadurch hat er uns seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue motiviert, nicht zu erlahmen, sich gegen immer stärker werdenden Gegenwind der Politik, Seilbahner und Konzerne etc. zu stellen. Peters Erfahrungsschatz hat uns immer wieder in heiklen, ja aussichtslosen Situationen geholfen.
Trotz mancher Rückschläge hat Peter nie seine Motivation verloren, sondern sich stets mit größter Kraft und Energie positiv auch für eine manchmal ausweglose Situation im Behördendschungel eingesetzt. Und sich auch gegen „Windmühlen“, verbohrte Erschließer, Betonierer oder Zerstörer ins Zeug gelegt.
Verlässlicher Freund und Unterstützer
Der Landesverband Tirol verliert einen allzeit verlässlichen Freund und Unterstützer bei gemeinsamen Anliegen im Alpenverein. Er war immer für uns ein liebenswerter, offener, fairer und konsequenter Partner in unseren Anliegen. Seine geleistete Arbeit für den Alpenverein, für seine Bergsteigerdörfer, für unsere heimische Natur und Umwelt, für die CIPRA, für die Alpenkonvention: Peters Bewusstseinsbildung und sein Engagement, werden uns immer Vorbild und Auftrag für Motivation und Einsatz bleiben.
Konsequent im Einsatz
Peter bleibt für uns der lebende Beweis, wie Unnachgiebigkeit und Konsequenz im Einsatz zu Nachhaltigkeit im Ergebnis führen können. Peter bleibt der Inbegriff eines hervorragenden Mitarbeiters im Alpenverein, für das Große und Ganze, wie für die Sektionen, die ehrenamtlichen Funktionäre und für die „Kämpfer vor Ort“, die ohne seine exzellenten Fachkenntnisse sonst häufig auf verlorenem Posten gewesen wären.
Leider war es Peter nicht vergönnt, unser letztes gemeinsames großes Anliegen, einen Schutzstatus für die „TuXer Alpen“ zu erreichen, noch zu erleben. Dafür hatte er noch hervorragende Grundlagenarbeit geleistet. In seinem Sinn werden wir weiter darum „kämpfen“, überzeugen und arbeiten."
Gerald Aichner, ÖAV Landesverband Tirol, 1. Vorsitzender
Der Österreichische Alpenverein trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter Peter Haßlacher, der am 17. Okt. 2019 im 69. Lebensjahr verstorben ist. Peter Haßlacher war von 1980 bis 2014 als Leiter der Abteilung Raumordnung und Naturschutz im Alpenverein tätig.
In der ersten Dekade seines Wirkens ging es vor allem um die Schaffung des ersten Österreichischen Nationalparks in den Hohen Tauern. Der ÖAV als größter privater Grundbesitzer im vorgesehenen Areal nahm eine wesentliche und gestaltende Rolle ein, die insbesondere von Peter Haßlacher im Zusammenspiel mit DI Anton Draxl überzeugend und mit großer Leidenschaft umgesetzt wurde. Aus dieser für die alpine Raumordnung und den alpinen Naturschutz so innovativen Zeit des Aufbruchs stammten auch seine exzellenten Verbindungen in die politischen Kreise und waren Grundstein für sein späteres österreichweites Netzwerk. Innerhalb dieser Zeit baute er die Abteilung im Gesamtverein zu einem schlagkräftigen Instrument für die Belange der Umwelt auf und aus. Er pflegte stets gute Kontakte zum wissenschaftlichen Bereich insbesondere zur Raumordnung. Die Serie der Hefte zur Alpinen Raumordnung wird auch heute noch fortgesetzt.
Große Weitsicht und sozialpolitisches Gespür bewies Peter Haßlacher auch mit dem Gedanken der Bergsteigerdörfer als menschzentrierte und umweltbewusste Alternative zum Hard Core Tourismus. Über die Jahre wuchs die Zahl der Dörfer auf insgesamt 20 in Österreich und neun weiteren in Deutschland, Italien und Slowenien.
Peter Haßlacher war eine leidenschaftliche, durchsetzungskräftige und charismatische Persönlichkeit. Mit ihm verlieren der Alpenverein aber auch Österreich eine bedeutende Stimme des Naturschutzes. (ÖAV)
Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe sagte anlässlich des Todes von Haßlacher, mit ihm verliere Tirol einen Pionier des gelebten Naturschutzes. „Sein Engagement hat Jahrzehnte dazu beigetragen, Tirols Natur und ihre Schätze für kommende Generationen zu erhalten. Möge seine mahnende Stimme noch lange nachhallen.“
Nachruf von Benedikt Sauer in RAI news:
Unermüdlich und mit großer fachlicher Kenntnis und Genauigkeit hat sich Peter Haßlacher ein Leben lang für die Alpen engagiert: als jahrelanger Exponent des Österreichischen Alpenvereins, als Präsident von CIPRA-Österreich, als NGO-Vertreter in den internationalen Gremien der Alpenkonvention, als ausgewiesener Kenner der alpinen Raumplanung mit zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften.
Wo es ging, hat Peter Haßlacher zu verbinden versucht, Gemeinsamkeiten ausgelotet, hat zwischen NGOs und Politik ebenso vermittelt wie unter uneinigen Umweltschützern, alpenweit grenzüberschreitend, immer lösungsorientiert. Mit billigen Kompromissen gab er sich nicht zufrieden, er blieb stets dem Anliegen einer nachhaltigen alpinen Entwicklung verbunden.
Haßlacher, geb. 1949 aus Nikolsdorf in Osttirol, war 33 Jahre lang, von 1980 bis 2013, Leiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein und hat in den 1980ern maßgeblich einen Paradigmenwechsel eingeleitet.
Aufgabe alpiner Vereine sei es, meint er sinngemäß pointiert, nicht mehr nur die Berge und Gipfel zu schützen, sondern den Blick in die Täler der Alpen zu werfen: Dorthin, wo der Straßenverkehr überbordet, wo raumfressender Flächenverbrauch Landschaft zerstört, weil überörtliche Raumordnung oft versagt, dorthin auch, wo die skitouristische Industrie zwar Umsätze steigert, aber neben dem Druck auf die schmelzenden Gletscherwelten auch zunehmend Landflucht Einheimischer erzeuge.
Für die Alpenkonvention, dieses weltweit einzigartige „Instrument zur nachhaltigen Entwicklung“ einer dicht bevölkerten Gebirgsregion, hat er als NGO-Vertreter in deren internationalen Gremien jahrelang engagiert gestritten.
2008 hat Haßlacher die Initiative „Bergsteigerdörfer“ gegründet –, zunächst in Österreich, bevor sich auch einige bayerische, slowenische und Südtiroler Gemeinden anschlossen – als ein Unterstützungsprojekt für Dörfer und Talschaften, die Bevölkerungsschwund verzeichnen: „Der naturnahe Alpintourismus ist ein wichtiges Standbein für die wirtschaftliche Existenz vieler Bergregionen, vor allem in entwicklungsschwachen und entlegenen Alpentälern“ schrieb er.
Gegen den Lkw-Transit ging Haßlacher in jahrelanger Partnerschaft mit Fritz Gurgiser, dem Obmann des Transitforums, auf die Straße. Gegen die immer wieder gestarteten Versuche, vor allem im Veneto, die Alemagna als neue Alpentransversale weiterzubauen, hat sich Haßlacher unermüdlich eingesetzt: 2017 hat er etwa Gemeinden und NGOs aus Osttirol, dem Südtiroler Pustertal und des Veneto mit einem gemeinsamen „Memorandum“ neu vereint. Maßgeblich war Peter Haßlacher an der Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern 1981, dem größten österreichischen Nationalpark, beteiligt.
Auch publizistisch war Haßlacher unermüdlich: Zahlreich sind die Aufsätze des anerkannten Fachmanns für alpine Raumplanung in Fachzeitschriften. Am 17. Okt. 2019 ist Peter Haßlacher 70jährig in Innsbruck verstorben. Er hinterlässt seine Frau und zwei Töchter.
Benedikt Sauer
Der 1949 in Osttirol geborene Haßlacher war bekannt für sein Engagement für die Tiroler Natur und Umwelt. Besonders bekannt war er wegen seiner Expertise in Sachen alpiner Raumplanung. Unter anderem stammt von ihm die Idee zu den „Bergsteigerdörfern“.
Ein besonderes Anliegen war ihm die Entwicklung eines sanften Alpintourismus. Im Jahr 2000 kam er auf die Idee, ein Projekt „Bergsteigerdörfer“ zu starten. Das bis heute erfolgreiche Projekt wird seit 2008 umgesetzt. Bis zuletzt war Haßlacher auch ehrenamtlicher Österreich-Präsident der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA.
Zu Beginn der neunziger Jahre war er einer der Gründerväter des Ruhegebiets Zillertaler Hauptkamm. Fast 30 Jahre begleitete er dessen Entwicklung bis hin zur Prädikatisierung als Tiroler Naturpark 2001. Er begriff Schutzgebietsbetreuung als Chance für Natur, Kultur und Tourismus und bemühte sich, alle Entscheidungsträger der Region zu integrieren. 2015 wurde der Naturpark Zillertal mit der Auszeichnung „Naturpark des Jahres“ gekürt.
Peter Haßlacher widmete sein Leben dem Schutz der Alpen und ihrer nachhaltigen Entwicklung. Der Vorsitzende von CIPRA Österreich verstarb am 17. Oktober 2019 in Innsbruck/A.
Von der Entstehung des Nationalparks Hohe Tauern/A bis zum internationalen Vertragswerk der Alpenkonvention: Der 1949 im Osttiroler Nikolsdorf/A geborene Peter Haßlacher trat stets als unerschrockener Kämpfer für den Schutz von Natur und Umwelt auf. Nach dem Geographiestudium an der Universität Innsbruck baute er ab 1980 die Fachabteilung «Raumplanung-Naturschutz» des Österreichischen Alpenvereins auf und leitete diese bis 2013. Von 2007 bis 2019 wirkte er als Vorsitzender von CIPRA Österreich. Mit Peter Haßlacher verliere die CIPRA nicht nur einen sehr engagierten und hoch verdienten Mitstreiter für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen, so Katharina Conradin, Präsidentin von CIPRA International. «Wir trauern auch um einen charismatischen Mitmenschen, der sich mit voller Überzeugung für den Schutz der Alpen einsetzte.»
Haßlacher war in den Gremien der Alpenkonvention tätig und viele Jahre im Vorstand und Präsidium des österreichischen Umweltdachverbands. Das Alpenkonventionsbüro in Innsbruck, die Rechtsservicestelle Alpenkonvention bei CIPRA Österreich oder die Idee für das Netzwerk der Bergsteigerdörfer: Mit Projekten wie diesen trieb er die Umsetzung der Alpenkonvention voran. Sein Wissen gab er als Lektor für Geografie und Ökologie an den Universitäten in Salzburg und Innsbruck weiter. Er leitete Exkursionen, publizierte und hielt Vorträge.
1987 erhielt Haßlacher den Binding-Preis in Liechtenstein für seinen Beitrag zum Entstehen des Nationalparks Hohe Tauern und das Aufzeigen von Entwicklungsalternativen für Berggebiete. 1989 folgte der Konrad-Lorenz-Staatspreis für Umweltschutz. 2016 wurde er Ehrenmitglied des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen. In einem Nachruf schreibt Reinhard Gschöpf, Geschäftsführer von CIPRA Österreich: «Unsere Gedanken sind bei seinen zahlreichen Freunden und Mitstreitern im gesamten Ostalpenraum, vor allem aber bei seiner Familie.» Peter Haßlacher starb im siebzigsten Lebensjahr an den Folgen eines Herzinfarkts.
Weitere Quellen und Informationen:
www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2019/10/tag-Peter-Hasslacher-ist-tot-8ee95ebf-2bfd-4370-9a69-39a58eb20cb3.html, www.oekoalpin.at/veröffentlichungen/interview-hasslacher/, www.tt.com/politik/landespolitik/16174779/tirol-verliert-eine-stimme-fuer-die-umwelt-trauer-um-peter-hasslacher, https://tirol.orf.at/stories/3017904/
Christina Schwann im Gespräch mit einem der bemerkenswertesten Raumplaner unserer Zeit und „Erfinder der Bergsteigerdörfer“ - am 5.2.2018