„Nur die wenigsten fallen als Genie vom Himmel, aber viele fallen aus Selbstüberschätzung und Unvermögen aus Wänden und von Gipfeln!“
Wenn Alpinpolizei, Bergrettung und Kuratorium in Erscheinung treten, ist es insofern schon zu spät, als ein Alpinunfall bereits passiert ist. Informationen über die Zahl der Bergunfälle bewirken noch keine Vorbeugung, Statistiken verhindern keinen Alpinunfällen. Daher müssen vielmehr schon im Vorfeld die alpinen Vereine wie Alpenverein, NF u.a., die Tourismusverbände, Tirol Werbung und Bergführer in die Aufklärungsarbeit und in Vorbeugungsmaßnahmen eingebunden werden, um wirkungsvoll und effizient die Zahl der Alpinunfälle zu verringern.
Der Alpenverein hat sein erklärtes ehrgeiziges Ziel bereits formuliert, die Halbierung der Zahl der Alpinunfälle bis ... In allererster Linie sind nämlich die alpinen Vereine direkt und am nächsten am Bergsport und Bergsportler dran, am „Verbraucher“, wenn man so will. Allein in Tirol sind ca 90.000 Menschen Mitglied im Alpenverein, also ca jeder zehnte Tiroler ist AV-Mitglied.
Zum zweiten müssen Tirol Werbung und die örtlichen Tourismusverbände auf ihre Kunden, die Gäste, einwirken, Aufklärung und Information betreiben, dass die Bergwelt nicht nur schön ist, sondern auch gefahren birgt. Nur Info, Ausbildung, Training können dazu beitragen, Alpinunfälle zu vermeiden.
Alle genannten Organisationen sind aufgerufen, solche Maßnahmen in ihrem Wirkungskreis zu ergreifen, noch mehr auf Ausbildung, Information vor Ort, auf den Hütten, auf Training schon zuhause, hinzuweisen; im Urlaubsgebiet den Rat der heimischen Experten und Fachkundigen am Berg einzuholen und sich nicht großspurig den gut und ernst gemeinten Ratschlägen wie Verboten in den Wind zu schlagen, wie wir es leider immer wieder auf den Hütten und den Bergen erfahren. Das geflügelte Wort lautet nun einmal „Ach, das schaffen wir schon!“, ein gängiger Spruch, aus dem Mund von oft Unerfahrenen und Unbelehrbaren.
Auch die Medien sind viel mehr in die Pflicht zu nehmen, nicht nur das Extreme, außergewöhnlich Spektakuläre im alpinen Bergsport zu präsentieren, sondern das Augenmerk der Leser, Seher, Hörer, User, viel deutlicher auch auf die alpinen Grundbegriffe, auf Aus- und Weiterbildung, auf Training und auf die breit gefächerte Angebotsschiene der alpinen Vereine zu richten. Diese erreichen ihre Mitglieder unmittelbar und über diese auch jene große Zahl an Bergsportbegeisterten außerhalb der Vereine, denen man bei Ausübung des Bergsports überall begegnet.
„Von und mit den Profis den Bergsport in all seinen Variationen lernen“ muss mehr zur Devise werden. Der Alpenverein bietet mit seinem Netzwerk an Alpinexperten, Bergführern und Instruktoren im ganzen Land, in seinen 38 Sektionen über ganz Tirol verteilt, zielgerichtete Ausbildungs- und Übungsprogramme, Tourenangebote und Spezialkurse, abgestimmt auf den Einzelnen, in den einzelnen Bergsportarten. Man braucht dieses Angebotsschiene nicht neu und nicht neue Strukturen zu erfinden. Sieh, das Gute liegt so nah....
Gerald Aichner
OeAV TIROL, 15.9.2012