Fachsymposium Bergsport & Gesundheit
Freitag, 25.11.2016
Schloss Schönbrunn | Apothekertrakt, Wien
Die wichtigsten Infos zum Ausdrucken | Übersicht über die Impulsvorträge
10:00 Uhr | Begrüßung und Eröffnung Dr. Andreas Ermacora (Präsident des Österreichischen Alpenvereins) Dr. Sabine Oberhauser (Bundesministerin für Gesundheit) |
10:15 Uhr | Effekte des Bergsports auf Lebensqualität und Gesundheit - Präsentation der Forschungsergebnisse Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl (Leiter des Instituts für Ecomedicine, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg) Univ.-Prof. Dr. Martin Kopp (Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck) Martin Niedermeier, MSc (Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck) |
11:00 Uhr | Kaffeepause |
11:30 Uhr | Impuls 1_Bergsport als Tourismusfaktor Prof. Mag. Peter Zellmann (Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung) |
12:15 Uhr | Impuls 2_Bergwandern und psychische Erkrankung: Ein Therapieansatz? Prim. Priv.-Doz. Dr. Reinhold Fartacek (Facharzt für Psychiatrie und Neurologie) |
13:00 Uhr | Mittagessen |
14:15 Uhr | Impuls 3_Recht auf Risiko - Risikobedürfnis und Sicherheitssehnsucht Elisabeth Steurer, MA (staatl. gepr. Berg- & Skiführerin) |
15:00 Uhr | Impuls 4_Gipfelglück: Was die Hirnforschung über das Bergerlebnis verrät Dr. Stefan Klein (Physiker, Philosoph und Wissenschaftsautor: "Die Glücksformel") |
15:45 Uhr | Abschlussdiskussion, Reflexion und Ausblick |
17:00 Uhr | Ende |
Moderation: Mag. Margit G. Bauer
Visual Recording: Edith Steiner-Janesch
Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl
Univ.-Prof. Dr. Martin Kopp
Martin Niedermeier, MSc
Der Alpenraum bietet vielfältige Möglichkeiten der sportlichen Betätigung, wobei die gesundheitlichen Effekte des Bergsteigens im Gegensatz zu klassischen Bewegungsformen wie Radfahren, Wandern in der Ebene oder Spielsportarten bisher kaum untersucht wurden.
Während die physiologischen Auswirkungen des Bergsports wie erhöhte sonnenbedingte Vitamin D3-Synthese, Adaptions- und Abhärtungstraining durch Kühle und Wind sowie hypoxische Effekte bereits gut dokumentiert sind, wissen wir noch zu wenig über psychische Effekte, insbesondere die unmittelbaren Auswirkungen von Bergsportaktivitäten auf unsere Stimmungslage und psychische Verfassung.
Im Rahmen des Projektes "Effekte des Bergsports auf die individuelle Lebensqualität und Gesundheit" wurden drei Forschungsthemen wissenschaftlich bearbeitet:
Im Vortrag werden die gewonnen Daten präsentiert und die spezifischen Gesundheitseffekte des Bergsteigens vorgestellt.
Diese Forschung wird unterstützt von Generali.
Prof. Mag. Peter Zellmann
Der Tourismus ist ohne Zweifel ein für Österreich besonders wichtiger Wirtschaftsfaktor. Gemeinsam mit der Freizeitwirtschaft wird durch ihn etwa jeder dritte Arbeitsplatz zumindest indirekt erhalten. Der BIP-Anteil dieses Wirtschaftszweiges von etwa 15% untermauert diese volkswirtschaftliche Bedeutung. Vom Tourismus sind in Österreich viele abhängig, er geht uns alle an.
Die Angebotsentwicklung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ob Erholung, Aktivität, Kultur oder Kulinarik – man will und muss den Gästen "etwas bieten". Ohne Wintersport und sportliche Outdoor-Aktivitäten im Sommer wäre ein solches Angebot undenkbar.
In immer kürzerer Zeit immer mehr erleben: Das ist die Devise der Urlauber, die damit an Umwelt und Personal immer größere Anforderungen stellen. Der Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie wird zur Hauptaufgabe von Tourismuspolitik und Tourismuswirtschaft. Wie aber sehen in diesem Spannungsfeld die Wünsche und Erwartungen der Gäste aus?
Prim. Priv.-Doz. Dr. Reinhold Fartacek
Körperliche Aktivität ist auch für den Verlauf psychischer
Erkrankungen von Bedeutung. Sie wirkt sowohl auf der
emotionalen Ebene als auch auf der kognitiven Ebene. So kann
körperliches Training bei Depression ähnlich wirken, wie eine
psychopharmakologische Behandlung. Im Beitrag werden neurobiologische
und psychologische Wirkmodelle zusammengefasst.
Im Weiteren werden die Ergebnisse eines am Universitätsklinikum Salzburg durchgeführten Forschungsprojektes berichtet. Dabei nahmen Menschen mit hohem Suizidrisiko im Rahmen ihrer psychischen Erkrankung an einer Bergwanderstudie teil. Die Ergebnisse sind ermutigend und legen nahe, wandern in der (alpinen) Natur in Gesamtbehandlungskonzepte zu integrieren.
Elisabeth "Lisi" Steurer, MA
Das Risikomanifest des Alpenvereins drückt aus, was für viele begeisterte Bergsportler ein Grundpfeiler ihres Handelns ist: das Recht, sich selbst riskieren zu dürfen. Gegenläufig zur vorherrschenden gesellschaftlichen Entwicklung, die zwanghaft versucht immer mehr Sicherheitsillusionen aufzubauen, verlangt der Bergsport von jenen, die ihn "extrem" betreiben, eine intensive Auseinandersetzung im Umgang mit den gewählten Risiken.
Diese Vorbereitung geschieht in dem Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis, Risiken einzugehen und dem dringenden Wunsch, aus dem gewählten "Abenteuer" gesund und bereichert zurückzukehren. Ohne sich auf Neues einzulassen, entwickeln sich weder der Sportler noch der Sport weiter – dasselbe gilt auch für alle anderen Bereiche des Menschseins. Dieser Impuls ermöglicht Einblicke in herausfordernde alpine Unternehmungen und spannt den Bogen hin zu entwicklungs- und gesundheitsfördernden Kompetenzen, mit Risiken umzugehen.
Dr. Stefan Klein
Alpinisten wissen, wie berauschend der Bergsport sein kann. Denn in
Auseinandersetzung mit der Natur und ihren eigenen Grenzen erfahren
Frauen und Männer am Berg ungewöhnlich intensive Gefühle. Was genau aber
macht uns auf dem Gipfel so glücklich (und woher rührt diese Angst vor
dem Scheitern)? In den letzten Jahren konnte die wissenschaftliche
Erforschung von Emotionen spektakuläre Fortschritte erzielen.
Offenbar wurde, wie die Gefühle entstehen und wozu sie dienen.
Zu den entscheidenden Erkenntnissen dabei zählte die Einsicht, wie eng Emotionen wie Glück und Angst mit geistiger und körperlicher Leistung zusammenhängen. Angst beispielsweise aktiviert zwar körperliche Reserven, schränkt aber die Reaktions- und Teamfähigkeit ein. Glück dagegen steigert die Fähigkeit zur Lösung sachlicher und menschlicher Probleme. "The brain runs on fun."
Der Vortrag diskutiert die neuen Befunde der Hirnforschung und zeigt, wie sie sich in der alpinen Praxis umsetzen lassen.