Sass Moar und Cima di Madonna
Es ist ein langer Weg von Rottenmann nach San Martino di Castrozza. Aber er zahlt sich aus. Margot und Friedl Huber, sowie Hubert Sprosec haben sich entschlossen, mit mir die weite Reise anzutreten.
Die Pale di San Martino sind neben der Schiara die südlichste Dolomitengruppe. – Und, egal wo man sich in den Dolomiten aufhält – sie sind einfach einzigartig und immer von umwerfender Schönheit.
Einen Tag vor unserer Abreise wird noch schnell ein Appartement mit drei Zimmern – inklusive Küche – gebucht und am frühen Nachmittag des nächsten Tages brechen wir auf. Das Wetter lässt vorerst noch zu wünschen übrig, doch schon am darauffolgenden Morgen können wir unsere Unternehmungen starten. Es ziehen zwar jeden Tag Wolken auf, spätestens am dritten wissen wir aber, sie bringen keinen Regen und es wird wieder schön.
Bereits unsere erste Tour führt uns auf markierten Wegen und über zwei Klettersteige durch den Großteil der Berge San Martinos, was bedeutet, dass wir uns bei der nächsten schon gut orientieren können. Von der Rosetta Hütte wandern und klettern wir bis zum Rifugio Velo della Madonna. Bevor wir nach San Martino zurückwandern besteigen wir die Cima di Stanga 2550m.
Die nächste Tour führt uns mit der Seilbahn bis zur Mittelstation Colverde und über die erstklassig angelegte Ferrata Bolver Lugli auf den höchsten Berg der Gruppe – die Cima Vezzana 3192m. Freies Klettern, gesichert am Stahlseil ist hier angesagt. Zurück geht es zuerst über steile Schneefelder, dann über Wanderrouten und zuletzt über eine Abkürzung, die zwar markiert, aber nicht mehr für jedermann begehbar (Kletterpassagen) ist.
Mit einer Fahrt ins Valle dei Canali beginnt der nächste Tag. Über das Rifugio Treviso wandern wir in ein steiles Schotterkar zum Sentiero Fiamme Gialle – einen weiteren Klettersteig. Unser heutiges Ziel ist die Croda Granda 2834m. Um auf deren Gipfel zu gelangen, müssen wir zuerst ab- und dann durch ein von Steinböcken bevölkertes, gerölliges Couloir wieder aufsteigen. Als Belohnung gibt es eine Aussicht über die gesamte Palagruppe. Doch auch am Rückweg wechseln sich Ab- und Anstiege ab. Den Höhepunkt bildet der Abstieg über einen nicht fertiggestellten Klettersteig, in dem zwar die Halterungen vorhanden sind, allerdings nicht das Seil. Dafür geht es 100m senkrecht in die Tiefe.
Nachdem das Wetter für die lange Tour auf den Monte Agner nicht sicher genug ist, entscheiden wir uns für die Wanderung auf den Monte Mulaz 2906m, den wir vom Rolle Pass aus besteigen können.
Eine gute Wahl, wie sich herausstellt. Wir sind am westlichsten Gipfel der Pala Gruppe und werden abermals mit einer gewaltigen Aussicht belohnt.
Zu erwähnen wären noch die unzähligen Blumen, die uns immer wieder begeisterten. Sogar Almrausch, der bei uns schon längst abgeblüht war, fanden wir noch in voller Blüte. Friedl machte unzählige Fotos vom Alpenmohn, von dem er besonders angetan war.
Schließlich begaben wir uns wieder auf die lange Heimreise, die erst in der Nacht ihr Ende fand. Die Träume über die Schönheiten der Pala Gruppe entschädigten aber jeden von uns für die Strapazen der Fahrt.
Gerald Bertl