[20.6.2017] Die Begegnung mit einer Kuhherde hat Anfang Juni für eine Wanderin in Erl tragisch geendet. Mutterkühe hatten die Frau bei der Durchquerung einer Weide angegriffen und tödlich verletzt, ihre Begleiterin blieb unverletzt (Bericht). Beide Frauen hatten einen Hund dabei. Wir empfehlen Wanderern, beim Durchqueren von Almweiden einige wichtige Grundregeln zu beachten. Damit lassen sich riskante Situationen oft vermeiden.
Wenn möglich, auf dem Wanderweg bleiben und Abstand zu den Rindern bewahren. Versperrt die Herde den Weg, fixiert sie einzelne Wanderer oder zeigt sie sich sehr unruhig, besser einen Umweg machen und in großem Bogen um die Herde herumgehen.
Neben den Herden keine hektischen Bewegungen machen oder lärmen, nicht wild mit Armen oder Stöcken gestikulieren. Ist die Aufmerksamkeit bereits auf die Wanderer gerichtet, sollten sich diese selbstbewusst (und optimalerweise mit Stock) den Tieren entgegenstellen und sich dann ruhig von der Herde entfernen.
Hunde können von den Rindern als Bedrohung wahrgenommen werden.
Deshalb zur Sicherheit an die Leine nehmen und nicht auf den Weiden auf
Erkundungstour schicken. Frei lassen sollte man den Hund jedoch, wenn
abzusehen ist, dass ein Rind angreifen will.
Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie im Alpenverein, dazu: "Wenn das Weidevieh anfängt, auf den Hund und damit auch den Hundehalter zuzugehen, sollten Wanderer ihren vierbeinigen Liebling unbedingt von der Leine lassen. Der Hund nimmt mit Leichtigkeit Reißaus und sein Besitzer ist damit auch außer Gefahr."
Mutterkühe sehen die Annäherung möglicherweise als Bedrohung für ihren Nachwuchs und möchten ihn verteidigen. Deshalb besser von den Jungtieren Abstand nehmen.
Alarmsignale sind ein Senken des Kopfes sowie Scharren oder Brüllen. In einem solchen Fall Ruhe bewahren und langsam die Weide verlassen, ohne den Tieren den Rücken zuzukehren.
Zwischenfälle mit Kuhherden gibt es leider jedes Jahr – meistens aber zum Glück mit glimpflicherem Ausgang. Der Alpenverein bemüht sich gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer um Aufklärung und Bewusstseinsbildung bei den Wanderern. Das
richtige Verhalten könnte schließlich einen Großteil der Unfälle
verhindern.
"Die Wanderwege im Weidegebiet zu verlegen, wie es manchmal
gefordert wird, lässt sich aber sicherlich nicht verwirklichen. Eine
tatsächliche Trennung von Bergwanderern und Weidevieh ist wohl nirgends
machbar und auch nicht sinnvoll – die Tiere sind schließlich keine
Ungeheuer", betont Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und
Kartographie im Alpenverein.
"Die ersten Wanderwege waren allesamt Alm- und Viehtriebwege, ein Miteinander war immer möglich. Mit 'weideviehfreien Zonen' werden wir in Österreich nicht weit kommen. Diesbezügliche Forderungen an die Almbauern oder Schuldzuweisungen mit Schadenersatzforderungen würden dem Wandertourismus und den Erholungsmöglichkeiten in unserer Kulturlandschaft definitiv schaden", so Kapelari.