Die Gletscherforschung zählte schon bei der Gründung des Alpenvereins zu den am stärksten vertretenen Interessensgebieten. 1891 veröffentlichte der Alpenverein einen Aufruf zur Gletscherbeobachtung und begann die eingesandten Daten zu sammeln. Der Gletschermessdienst des Alpenvereins wurde systematisiert und erweitert: Heute werden alljährlich rund 100 Gletscher in Österreich vermessen.
Im Jahr 1891 veröffentlichte der wissenschaftliche Beirat des Zentralausschusses des Deutschen & Oesterreichischen Alpenvereins einen Aufruf, sich an Gletscherbeobachtungen zu beteiligen. Auch wurde der Beschluss gefasst, ein wissenschaftliches Archiv anzulegen und alle Fotoaufnahmen von Gletschern in den Ostalpen zu sammeln. Dies war die Geburtsstunde des Gletschermessdienstes des Alpenvereins und der Beginn der systematischen Längenmessungen, die seither jährlich durchgeführt werden.
Die Längenänderung eines einzelnen Gletschers wird von Klimaänderungen, aber auch durch die Neigung, die Eisdicke und die Form des Untergrundes beeinflusst. Um individuelle Reaktionen einzelner Gletscher von Auswirkungen der Klimaänderungen, die auf alle Gletscher wirken, unterscheiden zu können, wird deshalb eine große Anzahl von Gletschern beobachtet.
Derzeit zeichnen etwa 20 ehrenamtliche Beobachter die Längenänderungen von etwa 100 österreichischen Gletschern auf. Das sind mehr als 10% aller österreichischen Gletscher. Die Ergebnisse werden jährlich im April in der Zeitschrift Bergauf veröffentlicht und an die internationale Forschergemeinde weitergeleitet. Im Archiv werden die Gletscherberichte und die Fotodokumentationen gesammelt. So entsteht ein einzigartiges Bild des Verhaltens der Gletscher in den Ostalpen.
Neben den Längenmessungen werden vom Alpenvereins-Gletschermessdienst auch Messungen der Fließgeschwindigkeiten und der Oberflächenhöhe an mehreren Gletschern durchgeführt. Diese Messungen zeigen Änderungen im Ernährungszustand eines Gletschers lange bevor dieser sich durch eine Längenänderung bemerkbar macht.
Nach dem derzeit letzten Gletschervorstoß in den 1980ern gehen die österreichischen Gletscher mit wenigen Ausnahmen derzeit zurück.
Alle weltweit erhobenen glaziologischen Daten werden vom World Glacier Monitoring Service in Zürich gesammelt.
Daten österreichischer Gletscher und die dazugehörigen wissenschaftlichen Artikel und Berichte findet man auch in der Datenbank des Alfred Wegener Institutes für Polar- und Meeresforschung.
Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes
Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer
Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz und beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Hochgebirgsforschung, speziell zu Gletschern und Permafrost – vielfach in gemeinsamen Projekten, d.h. sie sind ein gut eingespieltes Team.
• Gerhard Karl Lieb, geboren 1960 in Graz, ist seit 1981 als Gletschermesser (zuerst in der Schobergruppe, später an der Pasterze/Glocknergruppe) sowie ehrenamtlich beim Grazer Alpenverein tätig.
• Andreas Kellerer-Pirklbauer, geboren 1973 in Zell/See, ist seit 2000 bei den Gletschermessungen an der Pasterze dabei und derjenige der beiden, der stark in der internationalen Forschung aktiv und vernetzt ist.
Foto: Gerhard Karl Lieb (rechts) und Andreas Kellerer-Pirklbauer (links) beim
Einmessen eines der Querprofile über die Pasterze im September 2016.
Der Gletscherbericht des Alpenvereins wird jedes Jahr im April veröffentlicht.
Die Gletscherberichte des Alpenvereins, wie wir sie heute kennen, gehen bis ins Jahr 1927 zurück.
Nachdem Raimund von Klebelsberg die Leitung des Gletschermessdienstes übernommen hatte, begann er die zusammengefassten Ergebnisse jährlich in den "Mitteilungen des Alpenvereins" zu veröffentlichen. Dem ging ein Beitrag über die Messergebnisse von 1920 bis 1925 voraus. Ausführlichere Auswertungen der Messergebnisse erschienen parallel dazu in der Zeitschrift für Gletscherforschung und Glazialgeologie.
Hier finden Sie alle vom Alpenverein veröffentlichten Gletschermessberichte
Derzeit zeichnen etwa 20 ehrenamtliche Beobachter mit ihren HelferInnen die Längenänderungen von etwa 100 österreichischen Gletschern auf. Geleitet wird das Team von Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz.
Ein Gletschermesser im Porträt: nachzulesen im Bergauf 2/16.
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Hier werden geschichtliche Dokumente zur Gletscherforschung des Alpenvereins eingestellt. Das Archiv des Gletschermessdienstes wird im Archiv des Österreichischen Alpenvereins aufbewahrt. Auch in den Sammlungen des Alpenverein-Museums befinden sich zahlreiche Kunstwerke, die auf die Gletscher und ihre Veränderungen Bezug nehmen.
Derzeit sind hier folgende Dokumente zum Download bereitgestellt: