Bergsteigerlegende Walter Bonatti ist tot (Walter Bonatti ist tot)

Der italienische Bergsteiger und Schriftsteller Walter Bonatti ist am 13. September im Alter von 81 Jahren in Rom verstorben. Der große Alpinist, der zu den besten seiner Zunft weltweit gehörte, wurde in seiner Heimatstadt Lecco in der Lombardei begraben.

Walter Bonatti, geboren am 22. Juni 1930 bei Bergamo, gilt als einer der besten Bergsteiger aller Zeiten. Bereits in jungen Jahren war er in den schwierigsten Wänden der Alpen unterwegs. 
1951 durchstieg er die Ostwand des Grand Capucin, in den Wintermonaten von 1953 und 1963 bezwang er die Nordwände der Drei Zinnen und den Walkerpfeiler der Grandes Jorasses. Im Frühjahr 1954 nahm Bonatti an der italienischen Karakorum-Expedition auf den K2 teil. Zu seinen größten Erfolgen zählt die Erstbegehung des Südwestpfeilers ("Bonatti-Pfeiler")am Petit Dru 1955.

Mit Carlo Mauri erreichte Bonatti 1958 den bis dahin noch unbestiegenen Gipfel des Gasherbrum IV (7.925 m) in Pakistan. Der beeindruckende Alleingang durch seine Route in der Matterhorn-Nordwand im Winter 1965 wurde bisher nur zwei Mal wiederholt.

Im Juli 1961 verlor er am zentralen Frêney-Pfeiler (Mont Blanc) infolge eines Wettersturzes vier Bergkameraden. Beim Abstieg nach dem Unwetter starben Pierre Kohlmann, Robert Guillaume, Andrea Oggioni und Antoine Vieille an Erschöpfung und Unterkühlung. Nur Bonatti, Roberto Gallieni und Pierre Mazeaud überlebten die Tragödie.

Auch nach seinem offiziellen "Abschied" vom extremen Alpinismus war Bonatti weiterhin im Gebirge und in entlegenen Gegenden weltweit unterwegs. Zwischen 1965 und 1979 verfasste er Fotoreportagen für die Wochenzeitschrift "Epoca" und das Monatsmagazin "Bild der Zeit".

2009 wurde Walter Bonatti für sein Lebenswerk mit dem "Piolet d'Or" ausgezeichnet. 

Bonatti über den Alpinismus

"Der Alpinismus ist ein Mittel zu Selbstzucht und Selbstüberwindung, zur Läuterung und Verinnerlichung. Ich glaube zuversichtlich an die Natur als Lehrmeisterin. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Gebirge mit seiner Schönheit und seiner Härte heute mehr denn je eine der besten Charakterschulen ist." ("Bergsteiger"-Portrait, Heft 10/80)

"Der echte Bergsteiger sucht stets, über sich hinauszuwachsen, indem er jedoch immer auf der Hut ist, die Grenzen seiner Möglichkeiten nicht zu überschreiten."
(Bonatti in einem Interview mit Pierre-Francois Desgeorges)

Kommentar aus der amerikanischen Zeitschrift Argosy

"Nie bin ich einem Menschen wie ihm begegnet. Ich glaube, unter denen, die das Abenteuer lieben, ist er der reinste von allen." (Argosy, 1971)

Eindrücke aus der Redaktion der "Epoca"

"Mutig und sensibel und von großer Güte. Immer braun gebrannt, fast immer in seiner blauen Jacke mit den grauen Hosen, einer Art Uniform, grüßt er alle lächelnd und ruhig (), wie wenn er statt aus Patagonien, wo er schwierigste und quälendste Tage verbracht hat, wo er über Berge geklettert und durch Wüsten gewandert ist, aus dem Urlaub käme. Und wenn man ihn fragt: 'Bist du es denn noch nicht leid, immer so um die Welt zu reisen?', antwortet er mit einem Lächeln und breitet die Arme aus." (aus "Epoca" vom 26.9.1971)

Respekt von Reinhold Messner

Reinhold Messner schreibt 1974 in seinem Buch "Die Extremen": "Walter Bonatti war für volle zehn Jahre der beste Bergsteiger der Welt. Bei ihm sind es nicht allein die außergewöhnlichen alpinen Taten zwischen dem K2 und dem Gasherbrum IV, dem Rondoi-Nord und dem Cerro Torre sondern vor allem seine Einstellung zum Alpinismus, die ihn aus der Zahl der Spitzenbergsteiger hervortreten lassen."

Worte an die Nachfolger

Was raten Sie jenen Jungen, die davon träumen, Ihren Fußstapfen zu folgen?
"Die Berge zu lieben, immer zu wissen, was man will und mit seiner Persönlichkeit und seinem Wunsch im Einklang zu stehen." (aus dem Interview mit Pierre-Francois Desgeorges, www.alpenarchiv.at)

Quellen: Historisches Alpenarchiv der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol (www.alpenarchiv.at).

Foto rechts: Walter Bonatti am Mont Blanc, 1958 (Archiv des DAV).