Winterbesteigung Großglockner 14./15.April 2013
Seit geraumer Zeit wird in unserer „Schihochtourengruppe“ eine Winterbesteigung des Großglockners angedacht. Nun nützten wir die Gunst der Stunde (alle haben frei und konnten Termine verschieben, ebenso die günstige Wettervorhersage).
Wir begeben uns kurz entschlossen nach Kals/Großklockner. Etwa zu Mittag treffen wir am Lucknerhaus ein, dass uns ja schon bei der Schihochtour im März hervorragend aufnahm.
Eine kurze Stärkung gibt uns Kraft für die 900 HM Aufstieg zur Stüdlhütte, 2802 m. Es ist schon sehr warm, der Schnee ist tief, und die 2,5 Std mit den schweren Rucksäcken hängen sich ganz schön an.
Leider ist der Gipfel die gesamte Zeit in Wolken, und wir können keinen Blick auf unser morgiges Ziel erhaschen. Am Abend ist die Hütte gerammelt voll, in lustiger Runde schildern uns einige Gipfelbezwinger des heutigen Tages ihre Erlebnisse.
Mo 15.4. Ab 3.00 Uhr früh rumort es in der Hütte, die Ersten brechen auf. Wir beschließen jedoch den morgendlichen Ansturm abzuwarten, und drehen uns im Schlafsack noch mal um. So frühstücken wir gemütlich, um 8.00 Uhr geht’s los!
Schon scheint uns die Sonne auf die Nase, hoch aufstrebend zieht der Stüdlgrat vor uns empor. Bald erreichen wir das Ködnitzkees, welches wir bis zum oberen Rand mit den Schiern durchsteigen. Eine luftige Felspassage, hier ist ausrutschen verboten, führt uns zum Fuß des Glocknerleitls. Karl hatte schon vorher einen Bindungsbruch und musste unverrichteter Dinge umkehren.
Wir richten ein Schidepot ein, Steigeisen anziehen, anseilen und eine Jausenpause ist auch noch drin. Die ersten Seilschaften kommen uns entgegen, sie jammern über Stau am Gipfel! Wir lassen uns aber nicht abschrecken und nehmen die letzten 300 HM in Angriff.
Die Schneeverhältnisse sind perfekt, nicht zu tief und nicht zu hart. Wir kommen gut übers Leitl, stapfen den schmalen Grat hinauf zum Kleinglockner. Einige Male müssen wir kurze Gegenverkehrspausen einlegen. Doch beim Überstieg von Klein- auf Großglockner haben wir freie Bahn. Gesichert wird mit HMS über diese ausgesetzte Schneebrücke hinweg. Mit Ehrfurcht blicken wir tief hinunter in die Pallavicinirinne. Noch liegen ein paar Kletterstellen in kombiniertem Fels- und Schneegelände vor uns. Mit sicheren Schritten bewältigen wir die letzte Steilstufe.
Um 12.30 Uhr stehen wir am höchsten Punkt Österreichs! Ein Glücksgefühl überwältigt uns und wir fallen uns die Arme. Andere Bergsteiger schießen Fotos von uns, doch bald sind wir Vier allein am Gipfel. Herrliches Wetter, Sonnenschein, warm, kein Wind! Ringsum ein Gipfelmeer, Aussicht vom Dachstein bis „Venedig„! Lange nehmen wir diese Eindrücke in uns auf, auch ein stilles Gebet darf nicht fehlen.
Leider drängt aber die Zeit zum Abstieg und wir brechen auf. Ohne Probleme steigen wir den Grat hinunter, als Sicherung schlingen wir das Seil über vorhandene Eisenstangen. Im Rückwärtsgang bewältigen wir das Leitl und erreichen das Schidepot. Jetzt steht uns 1600 HM Abfahrtsgenus bevor. Übers Ködnitzkees geht’s in butterweichem Firn hurtig hinunter. Die Stüdlhütte lassen wir rechts liegen, wunderbare Hänge geleiten uns direkt talwärts.
In niedrigeren Lagen wird der Schnee jedoch immer tiefer und sehr kräfteraubend zu fahren. Um 17.00 Uhr kommen wir müde aber glücklich beim Lucknerhaus an. Karl erwartet uns schon mit einem wohlverdienten „Gipfelbier„ und bei einem Abendessen lassen wir diese herrliche Tour ausklingen.
Gesamt Gehzeit 9 Std., HM im Aufstieg 1050m, HM im Abstieg und Abfahrt 1870m.
Platzer Martin