Der Blick auf die
Wettervorhersage für das Wochenende, bzw. auf die Titelseiten der
Zeitungen ist auf den ersten Blick ernüchternd: Wintereinbruch! Ganz Österreich
wird im Schnee versinken! Ganz Österreich?
Nein. Ein kleines Gebiet im
oberösterreichischen „unteren Ennstal“, rund um das Dörfchen „Losenstein“ widersetzt
sich dem Einfall von Väterchen Frost. Ein etwas genaueres Studium der
Wetteranimation der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik)
zeigt eine konstante Lücke in der Wolkendecke mit Tendenz täglicher
Vergrößerung und noch dazu milden Temperaturen um die 15 bis 20 Grad. So fiel die klare Entscheidung, das Camp in
einer „familiären Runde von 14 Teilnehmern (8 Erwachsene und 6 Kinder) aus drei
AV Sektionen (AV Leibnitz, AV Jugend Graz und Akademische Sektion Graz)
durchzuziehen. Jene, die sich von den Schlagzeilen beeindrucken ließen und „doch
was Anderes“ am Wochenende vorhatten, sollten uns später um die herrliche
Herbstsonne beneiden.
Wir machten uns also mit unserer voll besetzten
und voll bepackten Berta (so heißt unser VW Bus) am Freitag- Abend auf den
Weg nach Losenstein, in die AV Jugendherberge. Ich war bereits einige Male im
Zuge der Alpenvereins Schulcamps, bzw. mit „Risk n Fun Klettern“ in
diesem Haus, das einen idealen Rahmen für ein Klettercamp bietet. Es haben bis
zu 40 Leute Platz, es gibt einen Boulderraum direkt im Haus, eine überdachte
Feuerstelle, einen Spielplatz und das alles in einem wunderbaren Ambiente am Fuße
der Ruine Losenstein. Die Hausherrin Gabi (an Herzensgüte kaum zu
überbieten!) sorgte dafür, dass wir ein kuschelig warmes Haus vorfanden, was uns das
Ankommen sehr angenehm machte.
Das Abendessen nahmen wir in unmittelbarer Nachbarschaft,
im urigen Gasthaus Marxrieser, zu uns. Danach ging es dann zum
„Aufwärmen“ in den Boulderraum. Auch Nora, Fenia und Marie ließen sich das nicht
nehmen. Sie stürzten sich geradezu in den Boulderraum zu einer bis spät in
die Nacht dauernden Boulder Session. Die Kinder fielen sprichwörtlich von
der Boulderwand ins Bett, was unsErwachsenen noch die Möglichkeit einer
gemütlichen Tagesplanung für den nächsten Tag einräumte.
Samstag: Während also der Rest von Österreich im Schnee oder Regen versank, verzog sich der Hochnebel bei uns noch während des
Frühstücks. Wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein die ca 10 km nach Laussa, wo mit
der Sonnleitnerwand, der Riesenbergerwand und dem Sauzahn die schönsten
Kletterfelsen des Gebietes warteten. Da es recht
windig war, entschieden wir uns für die schattige, aber dafür völlig Windgeschützte Sonnleitnerwand. Die
Kletterei dort ist steil aber gutgriffig und das flache Terrain am Wandfuß
eignet sich gut für die Kinder zum Spielen. Sogar ein kuschliges Hängemattenplatzerl
konnten wir uns mittels Sanduhr und Bühlerhaken bauen.
Als im Laufe des Vormittags auch Axel
(Bergführer und Ausbildungsleiter der Jugendleiterausbildung) mit seiner Familie zu
uns stieß, war nach der Begrüßung sein erster Kommentar: „Des is ja des ideale
Terrain für eine riesen Seilschaukel.
Stoffl, magst net die überhängende Tour dort
klettern und des Seil einhängen, dann hätt ma die Kinder beschäftigt.“ Gesagt,
getan. Für die Kinder war es das reinste Vergnügen die gut zehn bis zwölf Meter
durch die Luft zu sausen.
Entgegen meiner Erwartungen war nicht die Höhe
oder Geschwindigkeit die Herausforderung für die (teilweise dreijährigen)
Kids, sondern die Reihenfolge, wer zuerst darf.
Den Abend verbrachten wir diesmal bei der
überdachten Feuerstelle an einem gemütlichen Kaminfeuer um den Geburtstag von
Marko zu feiern, zu musizieren und jede Menge Spaß zu haben.
Sonntag: Bei traumhaftem Herbstwetter ging es an diesem Tag zum Sauzahn, einem traditionsreichen und beeindruckenden
Klettergebiet, was das Ambiente und die Felsqualität betrifft. An Schwierigkeitsgraden
ist hier wirklich für jede/n was dabei, was natürlich dazu führt, dass es
mittlerweile an den Wochenenden ganz schön voll ist. Ungeachtet dessen bekamen die Kinder wieder ihre Seilschaukel die „Großen“ ihren Kletterspaß und die Müden ihr Hängemattenplätzchen. So schlenderten wir am Ende alle zufrieden durch den bunt leuchtenden Herbstwald zu den Autos zurück. Schöner kann so ein Herbstwochenende nicht sein...
Stefan Tscherner