Bergsteigerin in luftiger Höhe
Foto: Hermann Erber, TVB Klopeinersee
Klettersteig auf den Lärchenturm
Foto: Hermann Erber, TVB Klopeinersee
Beeindruckendes Herbstpanorama
Foto: Hermann Erber, TVB Klopeinersee
Hans M. Tuschar
Seit Freitag gehört die Landgemeinde Zell-Sele mit seinen Hausbergen, Klettersteigen und Weitwanderwegen zum auserwählten Kreis der insgesamt 20 österreichischen Bergsteigerdörfer. Nach strenger Prüfung und mehr als eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit hat der Österreichische Alpenverein im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Gemeinde Zell-Sele den Status eines Bergsteigerdorfes verliehen. Es ist damit das fünfte Bergsteigerdorf in Kärnten nach Malta, Mallnitz, Mauthen und dem Lesachtal. Die Berufung garantiert einen „hochwertigen und nachhaltigen Tourismus für Bergwanderer abseits der großen Zentren“, so Peter Haßlacher von der Abteilung für Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins. Dieser möchte mit der Initiative die „langjährigen Aktivitäten für einen sanften und naturnahen Tourismus unterstützen“. Der Bürgermeister der Gemeinde, Engelbert Wassner, freut sich über die Aufnahme: “Zell-Sele ist als Alpingemeinde prädestiniert! Wir möchten mit dem Erhalt des Titels unser Gebiet für Bergwanderer im Sommer, wie im Winter einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Für die 621 Seelengemeinde bedeutet der Eintritt in die Welt der Bergsteigerdörfer eine größere und über die Grenzen hinausreichende Bekanntheit im Bergtourismusnetzwerk.
Text: Alexandra Kimmer
Fotos (von der Unterzeichnung): Erich Auer
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Gäste;
Wie ich mich zum ersten Mal intensiv mit Zell, seiner Geschichte und seinen Menschen beschäftigt habe, habe ich mir einen alten und lang gehegten Wunsch erfüllt.
Obwohl in Unterloibl und Ferlach aufgewachsen und jetzt im Bodental zu Hause, habe ich schon seit meiner Kindheit engen Kontakt mit Menschen aus Zell gehabt.
War doch vor unserem Haus in der Waidischerstraße in Ferlach nach dem Krieg ein Treffpunkt der Zeller. Hier haben sie auf Holztransporter gewartet, wenn sie nach ihren Besorgungen in der Stadt wieder zurück nach Hause wollten.
Geduldig sind sie am Straßenrand gesessen und manches Mal haben sie bei uns geklopft und um Wasser gebeten. Ich habe mich oft bei ihnen aufgehalten, mich mit ihnen unterhalten und habe nicht selten etwas von ihrer Jause abbekommen; ein Stückerl Speck oder ein Radl Wurst, - nach dem Krieg eine seltene Köstlichkeit.
Mit dem Erwachen meiner Bergbegeisterung aber wurde mein Verhältnis zu Zell enger und inniger. Und so habe ich dieses Fleckchen Erde nach und nach immer besser kennen und schließlich lieben gelernt.
Ich kenne es, wenn im Frühling die Schrofenhänge der Setitsche mit den gelben Glockenköpfchen des Petergstamms übersäet sind und ich höre den Jauk, wenn er aus der Wolkenwalze über dem Grenzkamm heulend und orgelnd in die Gräben herabstürzt;
ich kenne es, in der Sonnenglut des Hochsommers, wenn die weißen Kalkfelsen in der Hitze des Mittags förmlich aufstöhnen und alle Tierlaute für kurze Zeit verstummen und
ich kenne es, wenn die Wände der Koschuta in der sinkenden Sonne erröten und langsam im Silberschein des Mondes erbleichen.
Ich habe die bunten Wälder Zells durchstreift, wenn die einsetzenden Herbststürme den Boden bereits mit einer dicken Schicht raschelnden Laubes bedeckt hatten;
ich habe mich in kühlenden Wassern rauschender Bäche erfrischt und mein glühendes Haupt unter manch zarten Tropfenschleier gehalten;
ich habe auf Gipfeln helles Licht getrunken, wenn tief unter mir das Land im Grau der Herbstnebel, schwer atmend, dem erlösenden Winter entgegen litt und
ich habe die unendliche Stille winterlicher Almen genossen, wenn Myriaden weißer Sterne die schlafende Natur einhüllten.
Ich habe mit meinen Zeller Freunden gesungen und gelacht,
habe die schwieligen Hände der Bauern und Holzknechte gedrückt,
in die gütigen Augen frommer Frauen geblickt und
ich habe auch in der einen oder anderen Runde manchen harten Strauß ausgefochten und heiße Diskussionen erlebt, wobei mir klar geworden ist, dass ich eben doch ein Zugereister aus Ferlach bin und wohl immer bleiben werde.
Bis heute aber hat mich an diesem Landstrich die erhabene und friedliche Ruhe gefesselt, die trotz aller Gegensätze über allem beherrschend ausgebreitet ist und die urtümliche Kraft, die mir aus den weiten Wäldern und den offenen Gesichtern der Zeller entgegen strömt.
Und darin, meine Damen und Herren, liegt ein großer Reiz Zells, dass trotz aller Abgeschiedenheit kein Besucher oder Gast das Gefühl haben muss, vor etwas Unerwartetes, Abweisendes gestellt zu werden.
Hier sind überall unsichtbare Fäden gesponnen, in sprachlichen, kulturellen, wirtschaftlichen, sportlichen und verwandschaftlichen Bindungen, hinüber über die Grenze ins Savetal genauso, wie in das Klagenfurter Becken und das Rosental, wo alles einmal seinen Anfang genommen hat.
Da ist der einfache, unkomplizierte Wesenszug der Menschen, wie er aus vielen Wegkreuzen und Bildstöcken spricht;
die erdgebundene Religiosität, die der der übrigen Alpenländer ähnlich, nur vielleicht noch mehr dem Natürlichen, Einfachen verhaftet – und
da ist der genügsame ehrliche Mensch, der sich nie gern vor von außen kommenden Gesetzen oder Regeln gebeugt hat, sondern immer das geblieben ist, was er war: fleißig und selbstbewusst.
Und gerade diese ausgewogene Symbiose zwischen intakter Landschaft und den Menschen mit ihrer Geschichte und ihrer Lebensart sind wohl der Grund dafür, dass wir uns heute hier zu dieser Festveranstaltung versammelt haben, um dieses Fleckchen Erde, diese liebenswerte Gemeinde neuerlich in den Mittelpunkt des Interesses naturbegeisterter Menschen zu stellen.
Möge der heutige Akt der Erhebung zu einem Gebirgsdorf im Sinne der europäischen Alpenkonvention für Zell eine Vertiefung seiner Identität und eine Belebung und Ausweitung seiner Infrastruktur bedeuten
und möge er den zukünftigen Besuchern und Gästen vermehrt die Möglichkeiten der Entspannung und Erholung bringen, was gerade in der heutigen vom Stress getriebenen Zeit so wichtig für uns Menschen ist.
Ich freue mich, dass ich ein kleines Schärflein auf dem Weg zum heutigen Akt beitragen durfte
und wünsche der Gemeinde, ihren politischen Vertretern und allen Menschen die hier leben, sowie jenen, die hier ihre Freizeit verbringen werden, eine lebenswerte und friedvolle Zukunft unter vielen guten Freunden.
Und vergessen wir dabei niemals, dass Freundschaft etwas sehr kostbares ist.
In diesem Sinne „Glück auf“ in „Srečno“!