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Hochtourentage Tuxer Hauptkamm, 05.08.-08.08.2017

 
 

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Nach einigem hin und her, wo es hingehen sollte, einigten wir uns ziemlich spontan auf den Tuxer Hauptkamm. So starteten wir an einem Mittwoch Nachmittag mit Bahn und Bus in den wilden Valser Talschluss, von wo aus wir zur Geraer Hütte aufstiegen. Der Fußstein mit seinem markanten Hüttengrat, dem Plattenpanzer der Nordkante und der abweisenden Südflanke leuchtete uns in der Abendsonne entgegen.

Nach einem gemeinsamen, frühmorgendlichen Frühstück wünschten wir (Sophia + ich) den vier Fuß- stein-Nordkanten-Aspiranten (Felix, Gabriel, Marcel, Verena) viel Glück und machten uns auf, um dem Fußstein auf dem Normalweg anzupacken, der nur sehr selten im Aufstieg begangen wird. Nachdem man den Wanderweg zur Alpeiner Scharte recht bald verlässt, hieß es für uns, sich den steilen Schutthang bis zum Fuß der Südwand hinaufzumühen. Der Einstieg war dankenswerterweise deutlich markiert (wie auch der Rest des Aufstiegs). Wir waren gespannt, was uns erwarten würde, da der Normalweg in den Nordkanten-Berichten immer als heikel und anspruchsvoll beschrieben wird. Los ging´s mit fester, gut gestufter IIer-Kraxelei. Nach der Bewältigung von etwas schwierigeren Passagen, wartete meist ein Stand, der für den Abstieg bequemes Abseilen versprach. Teils kletternd, teils gehend arbeiteten wir uns voran. Weiter oben wurde das Gelände dann etwas brüchiger und irgendwann standen wir unter einer kompakten Wandstufe, die uns den einfachen Ausstieg auf den Gipfelgrat verwehrte. Wir erwogen einige Optionen, kletterten mal ein Stück weit hier hin, mal dorthin und entschieden uns letztendlich für eine ca. 25 m hohe Wand, die zu einem bereits sichtbaren Abseilstand führte. Das Ganze hatte aber definitiv nix mehr mit IIer-Kletterei, mit der der Normalweg offiziell bewertet ist, zu tun und Möglichkeiten für Zwischensicherungen waren wir den mitgebrachten Schlingen auch kaum möglich. Also hieß es „Herz in die Hand nehmen“ und irgendwie dort hoch. Mit reichlich Adrenalin in den Adern meisterten wir die Stelle und glaubten uns auf dem leichten Gipfelgrat. Doch auch dieser hielt noch eine sehr ausgesetzte Querung in die teils verschneite NW-Flanke parat. Sechs Stunden nach Aufbruch erreichten wir dann endlich das kleine Gipfelkreuz. Die Freude hielt sich allerdings in Grenzen, da wir uns des langwierigen Abstiegs bewusst waren. Von unserer Truppe an der Nordkante war nichts zu sehen. Hätten wir nichts von Ihnen gewusst, hätte man meinen können, wir wären ganz allein am Berg unterwegs. Oder waren sie vielleicht sogar umgekehrt, weil die Verhältnisse aufgrund des noch vorhandenen Neuschnees schlechter waren als gedacht? Allzu viel Zeit blieb nicht, um über solche Dinge zu sinnieren, da der Abstieg unsere volle Konzentration verlangte, meist mit haltlosem Tiefblick. Da waren die vier Abseiler eine entspannende Abwechslung. Nach ca. 3,5 Std konnten wir die Wand hinter uns lassen und gelangten wieder auf das Schuttfeld. An der Hütte informierte uns auch gleich der Wirt über den aktuellen Stand bei unserer Nordkanten-Crew, die sich um 17:30 etwa in der drittletzten Seillänge befanden, wie ich mich selber mit einem Blick durchs Fernglas vergewissern konnte. Der Hüttenwirt erwartete die Rückkehr erst nach 22:30, also bei Dunkelheit. Zu der Zeit lagen wir zwei schon im Bett und ich wurde wach, als die vier um 23:45 in unser Zimmer geschlichen kamen. Freundlicherweise war die Hüttenwirtin aufgeblieben und servierte noch eine Backerbsen-Suppe. Die Vier waren nach ihrer Marathon-Tour ganz schön platt. Die Wegfindung, sowohl den Einstieg als auch den richtigen Verlauf zu treffen, hatte ihnen viel Zeit gekostet. Der Schnee auf denen Bändern machte die Sache auch nicht einfacher. Respekt jedenfalls für die Leistung und dass ihr die Schwierigkeiten inklusive des Abstiegs im Dunkeln souverän gemeistert habt!

Nach den Strapazen des Vortages stand für die Nordkanten-Begeher der einfache Übergang über die Alpeiner Scharte zur Olperer-Hütte an, während Sofia und ich uns an die Olperer-Überschreitung machten, um die anderen wieder auf der Hütte zu treffen. An der Wildlahnerscharte angelangt tangierten wir zum Glück nur den Skizirkus des Hintertuxer Gletscher, wo gerade ein Fotoshooting für Skibekleidung stattfand. Wenige Meter davon entfernt auf dem steilen Gletscher zum Einstieg des Nordgrates wurde es bereits ernst, wo wir überraschenderweise auf nicht gerade kleine Spalten stie- ßen. Zwei nachfolgende, seilfreie Berggänger warnten wir und wichen bereits früher als üblich auf den Grat aus. Dieser war mir bereits aus dem letzten Jahr bekannt, so auch der Umstand, dass einige Wolkentürme am Himmel zu sehen waren, die eine Besteigung etwas stressiger machten. Wir entschieden es dennoch für „Go“, Gewitter waren ja eigentlich erst für den späten Nachmittag gemeldet. Die Kletterei war wieder sehr schön und es gibt überall gute Sicherungsmöglichkeiten. In gut sechs Seillängen erreichten wir den Gipfel, als es gerade zu tröpfeln begonnen hatte, weswegen wir uns gleich an den Abstieg machten. Blitz und Donner blieben glücklicherweise aus. Aus Bequemlichkeit seilten wir die abschließende Drahtseilpassage zum Schneegupf ab, was uns einen unnötigen Seilverhänger beim Abziehen einbrockte mit anschließendem Wiederaufstieg. Am Schneegupf machten wir die erste wirkliche Pause des Tages. Der Himmel zeigte sich wieder überwiegend sonnig. Nach einiger Zeit des Abstiegs nebelte es allerdings die Gipfel um das Skigebiet ein und bald war der erste Donner zu hören. Hoffentlich bleibt das Gewitter dort oben hängen! Wir beschleunigten unsere Schritte und eilten Richtung Hütte. Als uns die ersten Tropfen erreichten, war klar, dass wir nicht verschont bleiben würden. Sofia schlug vor, das Gewitter abzuwarten. Aber mangels angenehmer Unterschlüpfe zogen wir es vor, zur bereits sichtbaren Hütte zu rennen. Binnen Sekunden waren wir durch den Starkregen und Hagel bis auf die Haut nass und das Wasser stand uns in den Schuhen. Die Blitze zuckten hinter uns. Außer Atem erreichten wir nach 20-minütigen Spurt die Hütte, gerade als der Regen wie zum Hohn nachließ. Der Rest unserer Mannschaft war bereits da und gerade noch trocken zur Hütte gelangt. Der Abend war mit dem Trocknen der Kleider gut ausgefüllt und es ergaben sich Gespräche mit einigen Leidensgenossen, die ebenfalls ins Gewitter geraten waren.

Nachdem der Nordkanten-Teil unserer Gruppe die Olperer-Überschreitung dem weiten Weg zum Schrammacher vorzog, wollten Sofia und ich mit letzterem unsere Tuxer-Hauptkamm-„Trilogie“ vervollständigen. Unsere Startzeit wurde von dem Umstand verzögert, dass mein Handy über Nacht entschieden hatte, infolge der Durchnässung seinen Geist aufzugeben. Die Schuhe waren ebenfalls durchnässt, aber nach einigen Gehminuten erstaunlich angenehm zu tragen und erfüllten ihren Dienst. Auf den ersten 1,5 Std. machten wir auf dem Höhenweg Richtung Pfitscher Joch ordentlich Strecke, um das Oberschrammachkar zu erreichen und mit dem eigentlichen Aufstieg beginnen zu können. Weglos, später auch mit einigen Steinmännchen ging es über gut gangbares Moränengelände zum gleichnamigen Gletscher. Über diesen querten wir angeseilt zur Oberschrammachscharte, wo wir die Spuren des Normalwegs vom Pfitscher Joch her trafen. Weit vor der geplanten Zeit erreichten wir die Scharte im Südgrat, von wo der Schlussaufstieg im Fels beginnt. Dieser gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nahezu permanent befindet man sich im leichten Kraxelgelände, wobei der richtige Weg nicht immer sofort sichtbar ist. Kurz vor dem Gipfel erreicht man die Schlüsselstelle, an der eine Reepschnur hängt. Auch wenn es sich nur um einen IIer handelt, ist die Stelle unangenehm abdrängend und mit ordentlich Luft unterm Hintern. Ich schummelte mich mit einem beherzten Griff in die wenig Vertrauen erweckende, alte Schlinge über diese Passage. Wenig später standen wir wiederum alleine auf dem Gipfel. Mehr als 15 Leute waren laut Gipfelbuch diese Saison nicht oben. Im Abstieg kommen uns dann gleich mal vier Personen entgegen. Scheint an diesem Tag also fast ein rekordverdächtiger Ansturm zu sein. Zurück auf dem Gletscher geht’s dann flott dahin und Dank des Schnees sind schnell 900 hm vernichtet. Der weitere Abstieg führt uns durchs wunderschöne Oberschrammachtal mit blühenden Almrosen und entlang des mäandernden Bachlaufs zum Schlegeisspeicher, dem Schlusspunkt unserer Durchquerung. Nach einem einstündigen Sonnenbad auf den Panoramaliegen traf auch der Rest unserer Truppe ein, die wie wir am Vortrag den OlpererNordgrat rauf und den Südgrat runtergeturnt sind. Das Problem eines Seilverhängers hatten sie allerdings nicht, da sie das Seil überwiegend im Rucksack ließen.

Auf der Rückfahrt mit Bus und Bahn hatten wir genug Zeit, die erfolgreichen Gipfelbesteigungen Revue passieren zu lassen. Einem Teil der Gruppe war ihre bisher schwierigste kombinierte Hochtour geglückt, während dem anderen Teil die Aneinanderreihung der drei höchsten Gipfel des TuxerHauptkamms gelungen war, wobei der Anspruch mehr im Konditionellen und in der Begehung wenig begangener Anstiege lag. Mal sehen, in welche Richtung wir uns im nächsten Jahr weiterentwickeln werden.

Am Ende wieder mal vielen Dank an dasFörderprogramm der Jungen Alpinisten, die unsere Aktion finanziell unterstützt hat! 

Felix, Gabriel, Marcel, Sofia, Verena und Florian

 
 
 
 

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