Zu sechst stiegen wir am Freitagabend zur Steinseehütte auf,
wo wir trotz vorgerückter Stunde noch mit Käsespätzle verköstigt wurden. Bei
der anschließenden Tourenplanung bremste uns der Hüttenwirt ein wenig ein, dass
wir uns doch langsam steigern sollten. Da ein Wochenende aber auch nicht ewig
Zeit bietet und die Tage Ende Juni maximal lang sind, ließen sich Lotta und
Matze nicht von ihrem Plan abbringen, gleich am Samstag den ziemlich alpinen
und langen Patschriss (V) auf die Schneekarlespitze anzugehen. Dieser bot wie
zu erwarten ein einsames Abenteuer (teils brüchig, Schneefelder, langer
Gratabstieg), aber nichts was die beiden in Verlegenheit hätte bringen können.
Philipp und Sponi steckten es sich derweil zum Ziel, möglichst an einem Tag das
ganze Gebiet zu beklettern: erst eine Kombination aus Südwand und Ostkante am
Spiehlerturm (V), dann die Ostkante (IV+) am nordöstlichen Parzinnturm mit
einem Abstecher auf den südwestlichen Parzinnturm und zu guter Letzt noch die
Südwand (V-) auf den Steinkarturm. Philipp hatte dabei das Handicap, alles in
Zustiegsschuhen klettern zu müssen, nachdem ihm beim Zähneputzen am Vorabend
aufgefallen war, dass die Kletterpatschen zu Hause liegen geblieben waren. Ann
und Flo nahmen die gut eingebohrte „Ein Stück vom Himmel“ am südwestlichen
Parzinnturm im Angriff. Dort durften sie feststellen, dass der mit V- bewertete
„originelle“ Kriechspalt einem mehr abverlangt als so mancher
Martinswandvorbau-VIer. Danach gings noch auf einen „Quikie“ – bis auf einige
nervige Seilverhänger beim Abseilen – auf den Spiehlerturm über den schönen
Normalweg (IV-). So fanden sich die jeweiligen Seilschaften mehr oder weniger
rechtzeitig, aber dafür umso erfolgreicher wieder zum gemeinsamen Abendessen auf
der Hütte ein.
Am Sonntag sollte es dann eher was Kürzeres sein, da es ab 17 Uhr regnen sollte
und ja noch der Talabstieg vor uns lag. Lotta und Matze wiederholten daher die
ersten 2/3 von Philipp und Sponis Triologie vom Vortag. Ann und Sponi machten
sich derweil an die plaisirmäßigen Gusta (V-). Mit einer sauberen Begehung
wurde es jedoch nichts, da es ihnen aufgrund des engen Routennetzes am
südwestlichen Parzinnturm gelungen war, dass „schiachste von allen Routen zu
vereinen“ (O-Ton Sponi). Letztlich landeten sie wieder in der „Ein Stück vom
Himmel“ vom Vortag, wo Ann zeigen konnte, dass sie den „originellen
Kriechspalt“ immer noch drauf hat. Flo wollte mit Philipp noch alpines Ambiente
an der Südostkante am Steinkarturm erleben, die laut Führer die schönste
Kletterei im 4. Schwierigkeitsgrad des Gebiets bietet und durch ihre kühne
Linienführung bestechen soll. So war es dann auch, man fühlte sich an so manche
luftige Dolomitentour erinnert. Viel zu schnell war der Spaß aber auch schon
wieder vorbei.
Nach einem Marillenkuchen auf der Hüttenterrasse mussten wir leider schon
wieder den Weg ins Tal antreten, wo uns kurz vor dem Auto die ersten
Regentropfen einholten. Philipp durfte sich auch auf der Heimfahrt wieder viel
Lob abholen, nachdem er mehrmals aussteigen musste, um die Kühe „aus dem Weg zu
räumen“.
Wir haben an dem Wochenende wieder viele neue Erfahrungen sammeln dürfen. Das Tourengebiet bietet für alle Geschmäcker – von plaisir bis alpin – etwas und eignet sich bestens um das Legen von Zwischensicherungen zu üben, während alle Stände komfortablerweise gebohrt sind. Nicht zu verachten ist, dass jede Tour auf einem echten Gipfel endet. Das Gebiet hat uns definitiv gefallen. Gerne wieder…
Lotta, Ann, Philipp, Matze, Sponi und Flo
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