Tag 1: Auffahrt mit der Dachsteinsüdwandbahn zum Gletscher. Von dort über den Gletscher zur Simonyhütte:
Schon bei der Bergfahrt mit der Dachsteinsüdwandbahn verschlägt es uns Stimme und Ohren, die atemberaubende Kulisse, die Felswand gegen die man beinahe geschleudert zu werden meint, rasant gewinnen wir Höhe.
Das Wetter ist wunderbar, trotzdem ziehen wir uns, oben angekommen, schnell unsere wärmenden Sachen über, denn der Wind bläst uns kühl ins Gesicht.
Und los gehts, rasch angeseilt, einige Instruktionen von Gerhard, wir bilden zwei Viererseilschaften, schnell wird uns auch klar, dass es wichtig ist, hier gute Sonnenbrillen dabei zu haben, unter uns die Bergwelt des Salzkammerguts: Loser, Grimming, das Tote Gebirge, bis hin zum Traunstein wandert der Blick über die Sonnen beschienenen Gipfel. Der Gipfel des Dachsteins umhüllt sich wie so oft, ganz verhalten, mit einem Wolkenschleier, als wollte er nur unwillig preisgeben, was so in ihm steckt.
Und in der Ferne sieht man schon das rot-weiß-rot gestrichene Dach der Simonyhütte, unser heutiges Ziel. Wir lernen, wie man Gletscherspalten erkennt, warnen uns gegenseitig, wenn einer meint, eine entdeckt zu haben und steigen mit großen Schritten darüber hinweg. Der Gletscher ist beinahe vollständig von Altschnee bedeckt, wir steigen schnell ab.
Am unteren Ende des Gletschers lösen wir unsere Seilschaft und machen Pause. Zwischen den Felsen ducken sich die Pioniere des Lebens in dieser so lebensfeindlichen Umgebung des Hochgebirges. Der alpine Sommer ist kurz, umso farbenprächtiger und überschwänglicher recken die an diese Gegebenheiten angepassten Pflanzen ihre Blüten in die Sommersonne.
Ein Mäuschen guckt zwischen den Steinen, auf denen wir Rasten hervor, allem Anschein nach hofft es auf ein paar fallen gelassene Brotkrumen.
Wir steigen ab, schlagen uns querfeldein durch, klettern über die Kalkstufen ab, queren manchmal etwas rutschend einige Altschneefelder.
Auf der Simonyhütte angekommen, beschließen wir, das Abseilen mit verschiedenen Sicherungsgeräten zu üben, Gerhard erklärt uns alle Details.
Für morgen ist schönes Wetter angesagt, und so ändern wir beim Abendessen im Sonnenschein den ursprünglichen Plan, erst am letzten Tag den Hohen Dachstein zu besteigen und beschließen, schon am Tag 2 die Krönung unserer Bergfahrt zu genießen.
Tag 2: Aufstieg zum Gipfel des Hohen Dachsteins
Das Wetter ist wunderbar, auf dem Normalweg gehts bis zum Gletscher. Wieder seilen wir uns an und überschreiten die Eismassen, über den Schulteranstieg gehts hinauf zum Gipfel, ein Segelflieger pfeift um den Felsdom herum auf dem wir uns befinden, auch er genießt das wunderbare Wetter, azurblauer Himmel und weiße Wolken, die Aussicht ist phänomenal, die Bergwelt liegt uns zu Füßen, am Horizont verfließt das Blau der Berge mit dem des Himmels, die Anstrengung hat sich gelohnt. Wir steigen über den Randkluftsteig ab, der Überstieg auf das Gletschereis ist tückisch, kein Wunder, dass es hier immer wieder zu schweren Unfällen kommt.
Bald geht im Ausseerland schon das erste Gewitter nieder, die Wolken quellen bedrohlich, Gerhard mustert den Himmel und bleibt gelassen, es ist noch genug Zeit, den Gebrauch der Steigeisen mit unterschiedlichen Gehtechniken zu üben, einige der Spalten im Eis sind groß genug für eine Begehung, tief drinnen im ewigen sprudelt eiskaltes Schmelzwasser, vielleicht ist das Eis doch nicht so ewig? Das Spalteneis schimmert leuchtend blau.
Das Grollen kommt immer näher, wir entschließen uns, zur Simonyhütte zurück zu kehren. Die ersten Tropfen erwischen uns noch, das Gewitter selbst können wir aber in Sicherheit durch die Fenster der Hütte beobachten. Blitz und Donner wechseln sich ab, heftig aber kurz geht das Wetter nieder, doch bald bricht die Abendsonne wieder durch die Wolken und zaubert wunderbare Regenbögen an den Himmel, die Luft ist geladen, das eiserne Kreuz der Dachsteinkapelle summt. Matt aber zufrieden lassen wir den Abend ausklingen.
Tag 3: Rückkehr über den Gletscher zur Dachsteinsüdwandbahn Bergstation:
Das Wetter hat sich geändert, dichte Wolken hängen über dem Hochplateau, wir packen unsere Ausrüstung ein und brechen auf, hoffentlich schaffen wir es noch zurück zur Bergstation der Dachsteinsüdwandbahn ohne nass zu werden, zu regnen beginnt es zwar erst unterwegs, der Regen begleitet uns aber bei unserem Aufstieg über den Gletscher beinahe bis zum hohen Dirndl, wo wir mehr oder weniger durchweicht am Rand des Gletschereises von Gerhard über den genauen Ablauf der Spaltenbergung unterrichtet werden, bald verwöhnt uns die Sonne aber schon wieder, der Wind bläst trotzdem kalt über den Gletscher.
Ein kurzer Weg bleibt uns noch bis zur Bergstation, dann gehts wieder hinab ins Tal.