Ein Beitrag von Agnieszka Zablocki, Mitglied der Gruppe Natur- und Umweltschutz des Alpenvereins Austria. Juli 2019
Es existieren zwei Hochquellenleitungen, die das Wasser aus den Alpen in Niederösterreich sowie der Steiermark nach Wien leiten. Die I. Hochquellenleitung bezieht ihr Wasser aus dem Schneeberg, der Rax sowie der Schneealpe. Täglich werden 220 Mio. Liter Wasser nach Wien befördert. Die II. Hochquellenleitung leitet 217 Mio. Liter Wasser aus dem steirischen Salzatal im Hochschwabgebiet in die Bundeshauptstadt. Beide Quellengebiete umfassen somit eine Fläche von 675 qm2 (Stadt Wien 2019). Die I. Hochquellenleitung wurde am 24. Oktober 1873 beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz durch Kaiser Franz Joseph I. eröffnet. Daher stammt auch der ursprüngliche Name der damals 95 km langen Leitung: Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung. Das Projekt entstand aus dem wachsenden Wasserbedarf der Großstadt Wien in 1850, welcher durch die vorhandenen Brunnen nicht mehr gedeckt werden konnte. Zudem wollte man durch die Leitung Typhus- und Choleraepidemien eindämmen, die sich zur damaligen Zeit durch mangelhaftes Trinkwasser rasch ausgebreitet haben. Verwirklicht wurde das Projekt durch den Einsatz des Politikers und Geologen Prof. Eduard Seuß (Wasserwerk 2019). Um die Reinheit der Quellen zu wahren, wurde schlussendlich das gesamte Massiv der Rax, des Schneeberges sowie der Schneealpe, aus dem die Stadt Wien ihr frisches Trinkwasser bis dato bezieht, 1965 zum Wasserschutzgebiet erklärt. 1988 wurde die Pfannbauernquelle aus dem Aschbachtal der 1. Hochquellenleitung angeschlossen. Heute beträgt die Länge der Leitung 150 km (Wien Geschichte Wiki 2018a).
1890 hatte man erkannt, dass eine Hochquellenleitung der ansteigenden Einwohnerzahl Wiens nicht mehr genüge tat. Daher beschloss man sich zum Bau der II. Hochquellenleitung, welche bereits 1910 in Betrieb genommen wurde. Auch diesmal eröffnete Kaiser Franz Joseph I. die Hochquellenleitung im Festsaal des Wiener Rathauses (Wien Geschichte Wiki 2018b). Gespeist wird das Wasser für die II. Leitung mit Hilfe von 100 Aquädukten und 19 Düker aus den Quellen des Hochschwabs – genauer aus dem Salzatal zwischen Wildalpen und Mariazell in der Steiermark. Die heute 180 km lange Leitung führt von Gußwerk - Weichselboden über Wildalpen, Lunz am See, Scheibbs, Wilhelmsburg, Pyhra, Auern, Neulengbach, Eichgraben und Preßbaum nach Wien-Mauer (Wasserwerk 2019). Ca. 95-97% des Wiener Wassers stammen aus den beiden Quellen. Zudem stehen 30 Behälter zur Verfügung, die Wasservorräte für drei Tage speichern können. Grundwasser wird nur dann hinzugezogen, wenn der Bedarf der Stadt Wien die Kapazität der Leitung übersteigt.
Quellen
Stadt Wien MA 31 (2019). Der Weg des Wiener Wassers von den Alpen in die Stadt. Abgerufen Juli
2019 unter https://www.wien.gv.at/wienwasser/versorgung/weg/.
Wasserwerk (2019). Geschichte: Die I. Hochquellenleitung. Abgerufen Juli 2019 unter
http://www.wasserwerk.at/home/wasserwerke/wien/geschichte
Wien Geschichte Wiki (2018a). Erste Hochquellenleitung. Abgerufen Juli 2019 unter
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Erste_Hochquellenleitung.
Wien Geschichte Wiki (2018b). Zweite Hochquellenleitung. Abgerufen Juli 2019 unter
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zweite_Hochquellenleitung.