kotečnik 2oI9
Kotečnik! Der Name eines magischen Ortes, der selbst in den stählernen Herzen der härtesten Klettermaschinen eine leuchtendes Feuer entfacht und ihnen Tränen der Rührung in die Augen treibt.
Die örtlichen Wettergötter waren uns gütig gestimmt und empfingen uns mit Wetter wie aus dem Bilderbuch, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein, als wir frühmorgens an einem Samstag im Mai dort ankamen. Nach herzlichen Begrüßungen, dem ausgiebigem gemeinsamen Frühstück sowie ein paar Tassen extrem starkem Kaffee waren dann auch wirklich alle putzmunter, bestens gelaunt und höchst motiviert endlich den Fels unter den Fingern zu spüren! Und dann waren wir auch schon am Weg zum ersten Sektor, schlugen uns durch das sattgrüne Dickicht der slowenischen Wildnis, wo die Ruhe nur durch unseren schnaufenden Atem, das Surren der Myriaden von Insekten und das liebliche Klimpern der Expressschlingen an unseren Gurten gestört wurde. An der Wand angekommen dauerte es nicht lange bis sich die ersten Seilschaften in den Fels verbissen hatten, selbstverständlich nicht ohne davor einen gewissenhaften Partnercheck durchgeführt zu haben - so viel Zeit muss auch beim besten Wetter sein!
Kotečnik besticht durch die hohe Anzahl von Routen und den breit gefächerten Schwierigkeiten, zwischen 5b-7b findet jeder ein paar Routen nach seinem Geschmack, sodass die Zeit wie im Flug verging. Im Schatten der Bäume wurden Hängematten gespannt, Beta wurde getauscht und staubige Gesichter scharrten sich um dampfende Kaffeekannen, die ihren verlockenden Duft bis in die höchsten Routen verströmten, wo Ausrufe der Verzweiflung sowie des Triumphs von den Wänden widerhallten und die Anstrengungen mit einem herrlichen Ausblick über die dicht bewaldeten Hügelketten der Umgebung belohnt wurden. Leider verloren wir im Laufe des Nachmittags die Gunst der Götter, ob wir wohl zu oft in die Exen gegriffen haben? Und so begannen sich dicke schwarze Wolken am Horizont zu türmen um wenig später große Regentropfen auf uns herabfallen zu lassen. Während ein paar chalk-schnupfenden Kletterjunkies noch unter den Bäumen ausharrten, in der Hoffnung auf einen letzten Fix, packte der Rest des Rudels zusammen, und machte sich im einsetzenden Regen auf den Weg zurück zum Hof..
Aber wer nun denkt, dass der Tag damit verdorben und der Spaß zu Ende war, der irrt sich gewaltig! Das Rundgangerl um den Tischtennis gestaltete sich mangels ausreichender Anzahl von Schlägern als herausfordernd aber in höchstem Maße unterhaltsam, auch die geografische Nähe zur Brauerei Laško stellte sich als äußerst vorteilhaft heraus. Nach dem üppigen Abendessen bei den Tratniks, das wie immer sowohl den Feinspitze wie auch den Nimmersatten unter uns gleichermaßen ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zauberte, wurde zu späterer Stunde dann noch ein Lagerfeuer entfacht an dem abenteuerliche Klettergeschichten erzählt, genüsslich Portwein geschlürft und der klare Sternenhimmel bewundert wurde. Und das alles war nur der erste Tag! ;)
Nicolai Sawilla